Insel des Todes (Autor: Markus K. Korb)
 
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Insel des Todes von Markus K. Korb

Rezension von Pascal Kamp

 

Gut sieht es aus, das Cover des neuen Buches von Markus K. Korb, einem Poe Fan, wie er im Buche steht. Ein einsames, verfallenes Haus auf einer Klippe über der sturmgepeitschten See. Insel des Todes steht drauf, ebenso wie über der umfangreichsten Geschichte des Buches. Dann noch ein paar Blitze und Risse und fertig ist das gelungene Cover. Aber zu einem gelungenen Inhalt gehört bekanntlich mehr, als ein paar Blitze und Risse. Und nachfolgend möchte ich mich mit der Frage beschäftigen, ob es Markus K. Korb geschafft hat, elf Geschichten zu schreiben, die der Qualität des Covers entsprechen.

 

Den Auftakt macht die Geschichte „Schatten“, in der ein Spukortfotograf sich eines Hauses annimmt, das so manche Überraschung für ihn bereithält. Schon hier wird deutlich, dass Korb lieber mit der Sprache spielt, als uns Zeugen grausamer Schlachterszenen werden zu lassen. Das Grauen nähert sich subtil und leise, statt uns knurrend mit der Axt nachzujagen.

Sobald der Leser das Geisterhaus (Korb scheint ein Faible für Geisterhäuser zu haben) verlassen hat, wird er in der Geschichte „„X“ bedeutet Schatz“ auf eine kleine Insel geführt, wo einige Seeleute einen Schatz suchen, ohne die Rechnung mit den ehemaligen Besitzern des Schatzes zu machen. Diese Kurzgeschichte übertrifft die erste an Länge und Spannung. Zum ersten Mal während der Lektüre des Buches konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen, ohne das Ende der Geschichte zu kennen.

Von der fernen Insel geht es dann in „Das Gesicht am Fenster“ direkt weiter an die Nordseeküste und man begleitet einen kleinen Jungen bei seinen Ferien, die er bei seinen Großeltern an der Küste verbringt. Hier sah der Autor dann die passende Gelegenheit, ein Stück deutsche Vergangenheitsbewältigung einfließen zu lassen und so spielt die Geschichte zur Zeit des NS Regimes. Ob man solche Thematiken in Horrorgeschichten lesen möchte, oder eher wenig davon hält, soll dem Leser selbst überlassen werden.

Die Geschichte „Schattenverwobener Pavillon im Licht der ringförmigen Sonne“ sagt eigentlich schon alles über die Geschichte. So wie schon seinerzeit H.P. Lovecraft es verstand, so schreibt auch Korb hier viele verzierte Worte, um eine einfache Handlung zu erzählen. Passenderweise spielt die Geschichte auch im 19. Jahrhundert.

Einen Sprung in die Gegenwart ist dann „Van Deres Gewächshaus“. Wobei diese Geschichte meiner Meinung nach der schwächste Teil des Buches ist. Die Handlung ist im Grunde noch vorhersehbarer als bei den meisten Gespenstergeschichten und wenn Frauen dann auch noch anfangen, ihren „Adamsapfel tanzen“ zu lassen, möchte ich am liebsten die nächsten paar Seiten im Schnelldurchlauf überblättern.

Der „Bungalow am Strand“ ist da schon wieder eine Wanderung hinaus, aus dem absoluten Tal des Buches. Zwar weder eine Glanzleistung, was den Plot, noch was den Stil angeht, aber ebenso interessant zu lesen wie „Der verbotene Hain“, einem Gruselmärchen.

„Lost America“, ein kurzes Intermezzo befasst sich mit dem gescheiterten American Dream und hält für den Leser nicht wirklich Stoff zum Gruseln bereit.

„Die Kapelle im entlegenen Teil des Dorffriedhofs“ erinnert vom Aufbau her sehr an zahlreiche Geschichten von H.P. Lovecraft und verlässt sich ebenfalls mehr auf die Kunst der grotesken Metaphern, als auf wirklichen Grusel.

In „Die Kalte Anni“ berichtet uns ein Herr noch schnell von seinen Erfahrungen mit eben jener Gestalt, mit der seine Mutter ihm früher stets gedroht hat, bevor er sich erschießt und der Leser in die titelgebende Geschichte „Insel des Todes“ hinübergeführt wird.

 

Die „Insel des Todes“, eine novellenartige Kurzgeschichte, ist die umfangreichste Geschichte des Buches und zweifelsohne auch die beste. Vier Menschen stranden im Januar 1914, nachdem sie Schiffbruch erlitten, auf einer unbekannten Insel, auf der lediglich ein verlassenes, großes Haus dem ständig herrschenden Unwetter trotzt. Die Fenster vergittert, der Eingang verbarrikadiert, bietet es den Gestrandeten ein beängstigendes Bild und auch der Leser wird nach dieser Geschichte beängstigt sein.

Eine dichte Erzählweise, diesmal ein genau passendes Maß an künstlerischer Wortwahl und ein spannender Plot lassen alle Ärgernisse wie „Van Deres Gewächshaus“ verpuffen und fesseln den Leser an den Sessel. Einzig ein vom Autor eingebautes Paradoxon verwirrt und lässt beim Leser die Frage entstehen, ob dem Autor nicht vielleicht beim Schreiben das Anfangsjahr des ersten Weltkrieges entfallen ist.

Ich denke, man kann Korb getrost als den deutschen Poe bezeichnen. Er schreibt wie die alten Meister des Horrors und versetzt seine Geschichten auch gerne einmal in die Zeit des gerade so oft erwähnten Lovecraft.

 

Ein Wermutstropfen sind jedoch die zahlreichen Rechtschreibfehler, die im ganzen Buch in erschreckender Anzahl zu finden sind, wie es bei kleineren Verlagen leider oft der Fall ist. Ein ordentlicheres Korrektorat wäre allemal anzudenken!

 

Fazit:

Wer an den Geschichten von Poe und Lovecraft Gefallen fand, dem wird auch dieses Buch zusagen. Wer allerdings schnelle, harte Horrorgeschichten in unserem Zeitalter mag, wird von der „Insel des Todes“ enttäuscht werden und sollte lieber bei Torsten Sträter zugreifen.

Alles in allem also eine Kurzgeschichtensammlung gemischter Qualität, die aber schon wegen der brillanten Titelgeschichte eine Kaufempfehlung verdient hat.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404260738201c663978
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Insel des Todes

Autor: Markus K. Korb

Eloy Edictions

ISBN: 3-938411-06-6

15x21, 242 Seiten

Erhältlich bei: Eloy Edictions

 


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Erstellt: 03.06.2006, zuletzt aktualisiert: 12.07.2019 15:15, 2335