Interview: 7 Fragen - 7 Antworten : Robert Richter - Der Verlag für das Seltsame
 
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7 Fragen - 7 Antworten : Robert Richter - Der Verlag für das Sonderbare

Redakteur: Michael Schmidt

 

Fantasyguide: Hallo Herr Richter. Stellen Sie sich doch unseren Lesern kurz vor. Wer ist Robert Richter und was treibt er so?

 

Robert Richter:: Seit neuestem ist er vor allem damit beschäftigt, Windeln zu wechseln und Schlaflieder zu singen. Er ist nämlich vor wenigen Monaten Vater geworden. Wenn mir dann noch zwischendurch Zeit bleibt, betätige ich mich als Kleinverleger und hin und wieder schaffe ich es sogar, das ein oder andere Gedicht zu schreiben. Nebenbei spiele ich derzeit in zwei Bands, zum einen in der 60’s Garage Kapelle: The Pirates of Venus und bei den Deutsch-Punkern: Destroy all Monsters. Das Geld für die Miete verdiene ich allerdings mit einem Versandantiquariat, das sich auf Horror-, SF- und Undergroundliteratur spezialisiert hat.

 

Fantasyguide: Der Verlag Robert Richter ist ja ein kleinerer Verlag. Verlage an sich gibt es ja reichlich. Wie würden Sie ihren Verlag charakterisieren und was unterscheidet ihn von anderen Verlagen?

 

Robert Richter:: Ein „kleinerer Verlag“ ist wohl noch etwas übertrieben. Es handelt sich hier um einen Ein-Mann-Betrieb mit höchstens einer Publikation pro Jahr. Der Verlag war von Anfang an nicht darauf ausgelegt, „kommerziell erfolgreich“ zu sein, was den großen Vorteil hat, dass ich ausschließlich Bücher publiziere, die auch meinem eigenen persönlichen Geschmack treffen. Was ich selbst nicht lesen würde, wird auch nicht gemacht, selbst wenn es finanziell lohnend wäre. Obwohl ich selbst dem (gerne auch härterem) Horror verbunden bin, verstehe ich mich nicht als reiner Genre-Verlag. Mich interessieren Bukowskianer genauso wie Lovecraft-Epigonen. Wald- und Wiesenlyrik kommt mir allerdings nicht ins Haus. Wenn es wirklich einen Unterschied zu anderen Kleinverlagen gibt, dann höchstens mein Durchhaltevermögen. Den Verlag gibt es nun im 16. Jahr und ich habe nicht vor, in nächster Zeit damit aufzuhören.

 

Fantasyguide: Das letzte erschienene Buch dürfte Malte S. Sembten Morbus Sembten sein. Worum geht es in dem Buch?

 

Robert Richter:: In diesem Buch finden sich hauptsächlich ältere Stories von Malte, die vor geraumer Zeit in diversen Fanzines und Anthologien erschienen und für diese Collection überarbeitet worden sind und eine Originalstory. Die Kritiker empfinden das Buch zuweilen als zu hart und grausam, was wiederum beweist, dass es in meinem Verlag bestens aufgehoben ist.

 

Fantasyguide: Auf ihrer Homepage finden sich Titel wie „Killeralgen-Blues“, „2000 Light Years Frome Home“ und „Die dunkle Seite der Hippies“. Worum geht es in diesen Büchern?

 

Robert Richter:: 2000 Light Years ist eine Hommage an die Rolling Stones. Es stellt allerdings keine bloße Biographie dar, sondern beleuchtet vielmehr die Umstände der Zeit und die Wirkung, die die Band auf das Leben des Autors (Martin Compart) hatte. Grobilyn Marlowe aus Dortmund ist ein verrückter „Kruppodeliker“, der in seinen Stories schon mal gefaltete Papiertiere auf Callboys loslässt (Lektion vier: Todesorigami) oder außerirdische Ratten vom Himmel fallen lässt (Der Karton, der vom Himmel fiel). Leider schreibt Marlowe kaum noch, sondern widmet sich vorrangig seiner Band (Blomqist). Hin und wieder kann man ihn auch mit seinem Puppentheater für Erwachsene (Die Zammarottis) sehen und neuerdings soll er sich aufs Zaubern verlegt haben.

 

Fantasyguide: Die Anthologie m@usetot und m@usetot2.0, genauso wie „Die Alptraumfabrik“, beinhaltet Geschichten mit vielen Autoren der Szene wie Torsten Küper, Andreas Gruber und Uwe Voehl. Wie kam es zu diesen Themen und wird es weitere Themenanthologien aus ihrem Hause geben?

 

Robert Richter:: Die mausetot Anthologien waren ursprünglich ein reines Webprojekt von Malte, der unter dem Motto e-tales of terror Geschichten über die Tücken des www auf der Homepage des Festa Verlages veröffentlichte. Die Resonanz war so groß, dass er sich entschlossen hatte, diese auch in Buchform zugänglich zu machen. Zum Glück, denn die mausetot Anthologien verkaufen sich immer noch recht gut, obwohl sie nun auch schon einige Jahre alt sind.

Die Alptraumfabrik war eine persönliche Herzensangelegenheit von mir. Schon seit langem brodelte in mir der Gedanke, irgendwas zum Thema Kino zu machen, da ich selbst ein großer Filmfreak bin. Konkret wurde die Idee aber erst, nachdem ich Joe R. Lansdales Drive In gelesen hatte.

Wenn die finanziellen Mittel da wären, würde es sicher mehr Anthologien geben, auch themenbezogene. Anthologien sind immer eine gute Gelegenheit, auf interessante neue Autoren zu stoßen. Leider gibt es ja kaum noch Fanzines oder kleinere Magazine, in denen unbekannte Schreiber publizieren können. Aber im Augenblick ist nichts in dieser Richtung geplant.

 

Fantasyguide: Sie schreiben ja auch selbst. Erzählen Sie doch mal, welche Bücher es von Ihnen gibt und worum es dort geht.

 

Robert Richter:: Wenn ich mich nicht verzählt habe, sind es bisher 9 Einzelpublikationen. Die wichtigsten: Land der Seelenfresser (Gedichte) und Chiapas (Roman, aber leider inzwischen vergriffen). In eine bestimmte Schublade stecken, lässt sich das, was ich mache aber nicht. Auf dem Klappendeckel eines Storybandes von mir stand mal: „Geschichten aus der Nachbarschaft hinter den Fassaden der Abbruchhäuser, … dort, wo Frauen ihre Männer mit dem Hammer erschlagen und Männer die Leichen ihrer Frauen ficken. Alles normal, solange niemand dem Kanarienvogel im Käfig an die Gurgel geht.“ Das trifft es wohl am ehesten. Ein immer wiederkehrendes Thema ist der tägliche Terror, der sich unbemerkt in unserer unmittelbaren Umgebung abspielt. Mich interessiert, was passiert, bevor die Zinksärge aus den Wohnungen getragen werden. Mit Unterhaltungsliteratur hat das allerdings wenig zu tun.

 

Fantasyguide: Wie sieht ansonsten die Verlagsplanung aus? Welche Bücher sind für die nähere Zukunft geplant?

 

Robert Richter:: In diesem Jahr wird voraussichtlich ein Storyband von Helmut Wenske unter dem Arbeitstitel Tarzan im Hurenhaus erscheinen. Wenske dürfte noch vielen bekannt sein als Coverillustrator der Insel Reihe „Science Fiction der Welt“. Er war außerdem in den Siebzigern und Achtzigern für zahlreiche LP Covers verantwortlich, vor allem von Bands wie Nektar, C.C.R. oder Orange Peel. Zuviel verraten will ich noch nicht, aber da Wenske für seine deftige und direkte Sprache bekannt ist, wird das Buch definitiv nicht „politisch korrekt“ sein.

 

Fantasyguide: Vielen Dank für das Gespräch!

 

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Erstellt: 27.01.2008, zuletzt aktualisiert: 14.03.2019 17:34, 5725