Interview: Bettina Belitz
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Interview mit Bettina Belitz

geführt von Carina Schöning

 

Bettina Belitz, geboren am 21.09.1973 in Heidelberg, hat schon früh eine Begeisterung für Bücher entwickelt und beschloss schon im zarten Alter von 12 Jahren später selbst Autorin zu werden. Nach dem Abitur studierte sie jedoch erst in Mainz Germanistik und Geschichte auf Lehramt und später dann Magister in Heidelberg und Mannheim mit medienwissenschaftlichtem Schwerpunkt. Zwischendurch hat sie sowohl als freie Mitarbeiterin als auch feste Redakteurin bei verschiedenen Tageszeitungen gearbeitet, bis sie sich nach ihrem Examen als Journalistin und Texterin selbstständig machte. Anfang 2010 erschien ihr Debütroman „Splitterherz“, der von der Online-Community Lovely Books.de gleich zum besten Frühlings-Highlight gewählt wurde. „Luzie & Leander – Verflucht himmlisch“ ist nun der Auftakt einer neuen Jugendromanreihe, in der die 13-jährige Luzie Morgenroth einen Unfall zu viel hatte und sich plötzlich selbst mit ihrem Schutzengel von der Sky Patrol, Leander von Cherubim herumschlagen muss.

Derzeit lebt und arbeitet Bettina Belitz zusammen mit ihrem Lebensgefährten, dem gemeinsamen Sohn Mio und drei sturköpfigen Katzen im ruhigen Westerwald.

 

 

Fantasyguide: Hallo Frau Belitz, erstmal möchte ich mich ganz herzlich bei Ihnen bedanken, dass Sie sich für uns und unsere Leser Zeit nehmen ein paar Fragen zu beantwortet. Bitte stellen Sie sich vorab kurz selbst vor? Was muss man über Sie wissen?

 

Bettina Belitz: Eigentlich nicht viel - vielleicht, dass ich vernarrt in Buchstaben bin, schon immer professionelle Autorin werden wollte und es liebe, zu schreiben. Ich habe bis 2010 als Journalistin und Texterin gearbeitet und lebe mit Mann und Kind in einem 400-Seelendorf im Westerwald, wo ich ein ziemlich unglamouröses Dasein führe.

 

Fantasyguide: Auf Ihrer Homepage steht, dass Sie sich schon mit 12 Jahren entschlossen haben einmal Autorin zu werden. Wie ging es dann mit dem Schreiben weiter? Schlummern noch einige Manuskripte aus Ihrer Jugendzeit bei Ihnen in der Nachttischschublade?

 

Bettina Belitz: Ja, da gibt es noch ein paar Frühwerke, von denen das ein oder andere auch besser niemals mit einer Druckerpresse in Berührung kommen sollte. Aber ich habe fast immer geschrieben, ein Manuskript nach dem anderen - weil es mein liebstes Hobby war und mich erfüllt hat. Den Traum, tatsächlich eines Tages bei einem Verlag unterzukommen, hatte ich mir allerdings schon in meiner Jugend weitgehend abgeschminkt.

 

Fantasyguide: Was würden Sie anderen motivierten Kinder und Jugendlichen empfehlen, die den gleichen Vorsatz gefasst haben?

 

Bettina Belitz: Weiter zu schreiben, ganz egal, was die anderen dazu sagen. Vor allem aber muss man das Schreiben lieben - nur bei echter Liebe zum Handwerk bereitet das Geschichten erfinden auch dann Freude, wenn sich nicht ohne weiteres oder vielleicht sogar nie ein Verlag finden lässt. Ich bin durch einen Blog im Internet entdeckt worden. Doch Vorsicht: niemals ganze Manuskripte im Netz veröffentlichen!

 

Fantasyguide: Lesen Sie privat viel, oder gibt es vielleicht sogar bestimmte Autoren, die Sie zu Ihren Romanen inspiriert haben?

 

Bettina Belitz: Ich würde gerne viel lesen, aber in den vergangenen Jahren fehlten mir die Zeit und Ruhe dazu. Ob mich andere Autoren konkret inspiriert haben, kann ich gar nicht genau sagen, da ich schon sehr früh meine eigenen Ideen hatte. Doch sicherlich ist es nicht ohne Wirkung geblieben, dass ich in meiner Jugend Bücher gefressen und mich auch im Germanistikstudium intensiv mit Literatur auseinander gesetzt habe. Einige Autoren bewundere ich für ihre Kunstfertigkeit, mit der deutschen Sprache umzugehen, sehr - zum Beispiel Max Frisch, aber auch Eichendorff oder Novalis.

 

Fantasyguide: Anfang 2010 erschien Ihr Debütroman „Splitterherz“ und wurde von der Online-Community Lovely Books.de auch gleich zum Frühjahrs-Highlight gewählt. Kam der Erfolg für Sie überraschend?

 

Bettina Belitz: Ja, das hat mich regelrecht umgehauen - an dieser Stelle vielen Dank an meine Fans, die mich in den letzten Stunden des Votings noch von Platz drei auf Platz eins hochpushten. Wenn ich so recht darüber nachdenke, kann ich es immer noch nicht glauben. Denn Anfang 2010 kannte mich ja fast niemand.

 

Fantasyguide: Nun erscheint bei dem Loewe Verlag die Reihe um die freche 13-jährige Luzie Morgenroth und den stolzen Leander von Cherubim. Wie viele Teile sind hier geplant?

 

Bettina Belitz: Im Moment sind drei geschrieben; den vierten werde ich im Herbst in Angriff nehmen. Und, wenn genug Zeit ist, gleich anschließend einen fünften. Was danach kommt, ist momentan noch offen.

 

Fantasyguide: Die Figuren der Engel werden von verschiedenen Verlagen mittlerweile als Nachfolger der Vampire und Gestaltwandler gefeiert. Sind Sie bei Ihrem neuen Roman bewusst diesem Trend gefolgt, oder hat es sich mehr oder weniger zufällig ergeben?

 

Bettina Belitz: Engel!? Mooooment, Leander ist doch kein Engel! (Ich muss das sagen, weil er sonst ausflippt - er ist ein Sky Patrol und vor allem hat er keine Flügel!) Spaß beiseite - ich habe sowohl den Engel- als auch den Vampirtrend verpennt. Beide wurden mir erst bewusst, als ich mich durch die Kommunikation mit meiner Lektorin und Agentin automatisch mit diesen Trends auseinander setzte. Vorher war ich nur eine unbedarfte Leserin, die kaum Fantasy konsumierte. Die Idee zu Luzie und Leander hatte ich bereits vor Jahren, als Agentin und Verlag noch weit, weit weg waren. Als Loewe auf mich zukam und fragte, ob ich Lust auf eine Reihe für Jugendliche hätte, hab ich diese Idee vorgeschlagen und grünes Licht bekommen. Erst beim Schreiben wurde mir klar, dass Engel wohl en vogue sind. Aber wie gesagt - Leander ist ja gar kein Engel ... ;-) Böses, böses Wort!

 

Fantasyguide: Wie sind Sie auf die ungewöhnliche Idee mit der Sportart Parkour gekommen? (Anm. hier müssen möglichst geschickt und kreativ verschiedene Hindernisse in der Umgebung wie Treppen, Fenstervorsprünge, Sitzbänke etc. hintereinander überwunden werden, die Sportart stammt ursprünglich aus Frankreich und wird auch in Deutschland immer beliebter)

 

Bettina Belitz: Ich habe mal eine Reportage über Parkour im Fernsehen gesehen und mich hat diese Sportart sofort fasziniert. Als ich mir dann meine Heldin Luzie ausdachte, wusste ich sofort: Luzie macht Parkour. Warum? Weil es eine Sportart ist, die auf der einen Seite sehr elegant, modern und akrobatisch ist und auf der anderen Seite wohl jeden Körperwächter (!) zum Schwitzen bringen würde ... und möglicherweise sogar zum Streiken.

 

Fantasyguide: Die junge Heldin Luzie Morgenroth ist ein rotzfreches Gör, das unbedingt ihren Dickschädel durchsetzen muss und zum Leidwesen ihrer Mutter lieber mit Jungs als mit Mädels abhängt. Waren Sie selbst als Kind ähnlich unkonventionell?

 

Bettina Belitz: Ob ich unkonventionell war, vermag ich nicht zu beurteilen - Tatsache ist aber, dass ich lange Zeit lieber mit Jungs als mit Mädchen spielte und selbst gerne ein Junge gewesen wäre. Bis ich mich das erste Mal verliebt habe ... Aber auch heute verstehe ich mich mit Männern meistens besser als mit Frauen. Einen Dickschädel sagt man mir ebenfalls nach. Trotzdem ist Luzie anders als ich. Sagen wir es mal so - ich lebe in dieser Figur aus, was man sich als Erwachsener eher verkneift. Und das bereitet mir großen Spaß und ist manchmal richtig befreiend.

 

Fantasyguide: Auffällig ist auf jeden Fall die hübsche Gestaltung des Romans, die erfrischend modern und frech daher kommt. Hatten Sie vielleicht Einfluss darauf oder Mitsprache bei der Cover-Wahl?

 

Bettina Belitz: Die Gestaltung des Covers liegt natürlich in erster Linie in der Hand des Verlags und der Künstler und Grafiker, aber ich durfte meinen Senf dazu geben. Und ich mochte es sofort. Schön finde ich, dass das Aussehen der Figuren nicht vorgegeben wird und die Leser sie sich selbst ausmalen können. Die Fantasie wird angeregt, aber nicht beeinträchtigt.

 

Fantasyguide: Was erwartet den Leser in dem zweiten Teil „Luzie & Leander - Verdammt feurig“?

 

Bettina Belitz: Jede Menge Turbulenzen. Luzie wird langsam erwachsen, und das versetzt sowohl Leander als auch ihre Mutter in helle Aufregung. Leander wird darauf aber zwischenzeitlich keinen Einfluss mehr nehmen können, denn seine Truppe zieht ihn als Strafe für seinen Streik ab und Luzie bekommt einen neuen Wächter, den sie unbedingt loswerden will, weil er ein grässlicher Langweiler ist. Und auch mit Seppo gibt es wieder einigen Zündstoff. Kurz: Willkommen in der Pubertät! :-)

 

Fantasyguide: Neben dieser Reihe haben Sie auch die zwei Romane „Sturmsommer“ und „Freihändig“ geschrieben, die sich hauptsächlich um Pferde und Reiten drehen – und das mit einem männlichen Erzähler. Ist dieses Hobby nicht eher eine typische Mädchen-Domäne?

 

Bettina Belitz: Ach, hier auf dem Land gar nicht mal so sehr. Hier gibt es auch viele Jungs, die reiten. Ich habe damals aber nicht lange darüber nachgedacht. Ich war zwölf, als mir die Geschichte von "Sturmsommer" einfiel, und ich wusste sofort, dass Tom reitet. So war es dann auch. In anderen Kulturkreisen ist es aber völlig normal, dass Jungs reiten - manchmal ist es sogar eher eine Domäne der Jungs (zum Beispiel Südfrankreich oder Andalusien).

 

Fantasyguide: Viele Fans warten schon begierig auf die Fortsetzung von „Splitterherz“. Können Sie uns hier vielleicht schon Genaueres dazu verraten?

 

Bettina Belitz: Tja, das Skript ist fertig und derzeit in der Überarbeitung - erscheinen wird das Buch voraussichtlich im Januar 2011. Ellie wird Colin wiedersehen, aber einfach werden die beiden es nicht haben. Ellie hat große Herausforderungen zu meistern, und die schwierigste davon hat mit ihrem großen Bruder Paul zu tun. Die Leser werden Paul also endlich kennen lernen - und ein paar Ortswechsel wird es auch geben.

 

Fantasyguide: Bis jetzt schreiben Sie hauptsächlich Jugendromane. Was fasziniert Sie daran besonders, und käme vielleicht auch ein Wechsel in das Fantasy- oder Science Fiction- Genre für Sie in Frage?

 

Bettina Belitz: Science Fiction wohl nicht, da mich immer das Hier und Jetzt interessiert. Auch habe ich bislang kein Faible für komplett erfundene Parallelwelten entwickeln können. Lieber baue ich Fantasyelemente möglichst plausibel und logisch in unsere Realität ein. Ich muss außerdem zugeben, dass ich sehr gerne über jugendliche Helden schreibe, weil wir in unserer Jugend noch unverfälscht und authentisch fühlen und ebenso spontan an unsere Probleme herangehen. Die erste Liebe ist fast immer die, die am meisten durchrüttelt und schmerzt - und in beinahe allen Fällen findet sie in den Jugendjahren statt. Eine Protagonistin jenseits der 30 kann ich mir momentan nur schwer vorstellen. Liegt vielleicht auch daran, dass ich mich noch sehr lebhaft an meine eigene Jugend erinnere. Was damals geschah, war einfach ungeheuer prägend für mich und ich möchte es niemals vergessen.

 

Fantasyguide: Noch einmal vielen Dank für dieses Interview und viel Erfolg mit ihren nächsten Veröffentlichungen…

 

Bettina Belitz: Ich habe zu danken! Ich hoffe, die Leser haben sich ein wenig unterhalten gefühlt. Wenn noch Fragen offen sind: Ich habe auf Facebook eine Autorenseite, über die ich ständig im Austausch mit meinen Lesern stehe. Und dann gibt's da natürlich noch den Blog www.splitterherz.com.

 

Nach oben

Platzhalter

Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 10.07.2010, zuletzt aktualisiert: 16.10.2023 21:13, 10693