Interview: Christian von Aster
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Interview mit Christian von Aster

Redakteurin: Bine Endruteit

 

Fantasyguide: Hallo Christian, ich gebrauche hier einfach mal das gebräuchliche »Du« und hoffe, dafür keine Genehmigung zu brauchen. Mein Name ist Bine und (Wer hätte das gedacht?!) ich führe heute dieses Interview.

 

Christian von Aster – Wer ist das eigentlich?

 

Christian von Aster: Nun, so ein Christian von Aster hat recht viele Facetten, die allerdings von meinem Standpunkt, also von dieser Seite schwer zu beurteilen sind, da jede Beurteilung zwangsweise ins Subjektive abzudriften droht. Sicher ist jedoch, dass Christian von Aster kürzlich vom Erzdämon der deutschen Dichtkunst, Goethopheles, als überdurchschnittlich attraktiv bezeichnet wurde..

 

Fantasyguide: Deine Art zu schreiben ist schwierig in Worte zu fassen. Ist sie vielleicht humorvoll und intellektuell? Oder verschroben und intelligent? Wie würdest du selbst deinen unverwechselbaren Stil beschreiben?

 

Christian von Aster: Unverwechselbarer Stil? Das klingt ja beinahe nach Literatur. Lektoren machen aus einem meiner Sätze jedenfalls gern mal drei. Aber das ist weniger Stil, als vielmehr die Tatsache, dass ich zum einen ein verbales Spielkalb und zum anderen nicht der Meinung bin, dass die Reduktion des Grundwortschatzes grundsätzlich nicht anstrebenswert ist. Solltest du allerdings darauf bestehen, dass ich diesen meinen vermeintlichen Stil beschreibe, täte ich das vergleichsweise unkompliziert mit meiner.

 

Fantasyguide: In deinen Geschichten trifft das Fantastische auf unsere Welt, wie wir sie kennen. Glaubst du an das Magische um uns herum?

 

Christian von Aster: Absolut. In verschiedensten Formen. Sei es esoterisch verschwurbelt, wahrhaftig magisch, hintergründig mystisch oder koboldesk anarchomagisch. Allen Dingen und Gedanken Ideen wohnt eine Art Magie inne, die wir zwar nicht verstehen, wohl aber nutzen können.

 

Fantasyguide: Wenn du einen teuflischen Muffin, wie er in deinem neuesten Hörbuch Apocalypse au Chocolat vorkommt, vor dir hättest, was würdest du mit ihm tun? Würde es sich für dich anbieten, ihn zu essen?

 

Christian von Aster: Exorzieren. Ganz klar. Dem Bösen den Weg in die Welt verwehren. Am Besten durch nachhaltiges Verspeisen.

 

Fantasyguide: Du hast mit Liber Vampirorum eine inzwischen vierbändige Anthologie mit ungewöhnlichen Vampirgeschichten herausgebracht, die sich bereits einen Kultstatus erarbeitet hat. Leider sind die Bücher inzwischen nahezu vergriffen. Kann mit einer Neuauflage gerechnet werden und (falls die Antwort "Nein" lautet, was ich fast befürchte) warum nicht?

Christian von Aster: Ich bin sehr stolz auf diese Reihe. Tolle Autoren, grandiose und einzigartige Geschichten. Aber es wird voraussichtlich keine Neuauflage mehr geben. Auch wenn viele danach fragen. Die Reihe ist aber meines Erachtens zu gut, um jetzt im blutigen Kielwasser des gegenwärtigen Vampirhypes noch einmal wie ein toter Fisch an die Oberfläche gespült zu werden.

 

Fantasyguide:Was fasziniert dich an Vampiren?

 

Christian von Aster: Die Tatsache, dass es mit ihnen noch immer unglaublich viele literarische Möglichkeiten gibt. Abgesehen mal von im Sonnenlicht funkeln.

 

Fantasyguide: Oh, Trolle Antwort! Mindestens genau so Troll!, wie das gleichnamige Hörbuch. Wie kam es dazu, dass du etwas über diese behäbigen Wesen schreiben wolltest?

 

Christian von Aster: Ich habe einmal Urlaub im Haus eines Freundes in Schweden gemacht, habe mich dort durch Steinebeissen und Kindererschrecken als Teilzeittroll qualifiziert und wurde dann vom unabhängigen Komitee freischaffender Wald- und Wiesentrolle e.V. um die Erstellung poetischen Propagandamaterials gebeten. Da kann man schließlich nicht nein sagen.

 

Fantasyguide: Und wo wir gerade schon beim Thema sind, du bist doch in Wirklichkeit auch ein Troll, richtig? Oder ein Zwerg?

 

Christian von Aster: Tatsächlich wäre ich beinahe zum ersten Vorsitzenden der Selbsthilfegruppe kleinwüchsiger Vampirtrolle gewählt worden. Dann haben die allerdings nachgemessen und irgendjemand hat meine Tentakel entdeckt...

 

Fantasyguide: Ich dachte nur... Schließlich scheinst du dich mit den kleinen Gesellen gut auszukennen, wie deine Romanreihe Die Erzferkelprophezeiung beweist. Woher stammt dein Wissen denn genau?

 

Christian von Aster: Da gab es verschiedene vertrauenswürdige Quellen aus dem zwergischen Untergrund, die um jeden Preis geschützt werden müssen. Der einzige Weg, die Wahrheit über die Zwerge herauszufinden, war, mir ihr Vertrauen zu ertrinken. Das war ein hartes Stück Arbeit, dass neben 1200 Seiten Schreiben auch ein halbes Jahr Kopfschmerzen nach sich zog...

 

Fantasyguide: Besagte Zwergenbücher waren die letzten Romane aus deiner Feder. Der letzte Band ist 2009 erschienen. Ist in Zukunft wieder eine neue, größere Reihe geplant? Falls ja, worauf genau kann man sich freuen?

 

Christian von Aster: Geplant ist im Moment weniger eine Reihe als ein größerer Roman, der allerdings weniger humoresk als vielmehr finster ist. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Aber mehr möchte ich darüber an dieser Stelle noch nicht verraten...

 

Fantasyguide: Welcher der von dir erschaffenen, literarischen Charaktere ist dir der liebste und warum?

 

Christian von Aster: Diese Frage kann ich mit einmal klaren JA beantworten.

(Bei näherem Nachdenken ist es allerdings am ehesten der namenlose Protagonist aus „Der Harem der verschleierten Geschichten“)


Fantasyguide: Das Stirnhirnhinterzimmer ist nicht nur ein ganz spezieller Bereich im Kopf eines Menschen, sondern auch eine regelmäßig in Berlin stattfindende Kurzgeschichten-Lesereihe. Stell uns das Event doch kurz vor, sag den Lesern, warum sie es auch unbedingt einmal besuchen sollten, obwohl schon eine Hand voller Gäste mehr den kleinen Raum, in dem sie stattfindet, glatt zum überlaufen bringen könnte. (Das Stirnhirnhinterzimmer im Internet)

 

Christian von Aster: Nein. Das kann ich an dieser Stelle wirklich nicht guten Gewissens tun. Diese Lesereihe fügt Lesern wie Hörern regelmäßig physischen wie psychischen Schaden zu. Die drei Autoren, Herr Koch, Herr Hoffmann und ich, sind verantwortungslose Phantastikrowdies und sollten derlei Veranstaltungen gar nicht durchführen dürfen.

Solchen subversiv-unmoralischen Lesebühnenexperimenten möchte ich keinesfalls Vorschub leisten und rate dem Leser dringend dazu, dieses Stirnhirnhinterzimmer zu ignorieren, wenn nicht gar zu schmähen und bei der Nennung seines Namens vor Widerwärtigkeit geschüttelt zu werden.

 

Fantasyguide: Wer zählt zu deinen Vorbildern? Gibt es Schriftsteller, die deinen Weg geprägt haben?

 

Christian von Aster: Mit begegnen immer wieder Autoren, die mich zum Staunen bringen und mich daran erinnern, dass es beim Schreiben weniger um Genres geht, als vielmehr um gute Geschichten. Neben den üblichen Namen fänden sich in meinem Schreiberschrein noch Saki, Charles G. Finney, James Robert Baker oder Edward Gorey, die mich allerdings weniger geprägt als mich vielmehr zu literarischer Individualität ermutigt haben.

 

Fantasyguide: Ach noch etwas, du als Experte für Kurioses weißt doch bestimmt Rat: Neulich fand sich in meinem Wohnzimmer ein "Katzophanisches Schnurroborum" ein, was sollte ich deiner Meinung nach damit tun?

 

Christian von Aster: Schnellstmöglich entschärfen.

 

Fantasyguide: Vielen Dank für dieses Interview und weiterhin viel Erfolg bei deiner Arbeit!

 

Christian von Aster: Selber!

 

 

Copyright für die Fotos, in Reihenfolge:

Starlight-Foto (www.starlight-foto.de)

Ron Kuhwede (https://kuhwede.com/)

Daniela Fricke (www.danielafricke.ch)

 

Platzhalter

Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 06.10.2010, zuletzt aktualisiert: 03.01.2024 18:33, 11058