Dietmar Dath ist einer der aufregendsten deutschsprachigen Autoren, die sowohl über Phantastik schreiben als auch selbst verfassen. Gerade die Science-Fiction verdankt ihm in den letzten Jahren einige herausragende Texte, darunter Feldeváye, dem SF-Höhepunkt des Jahres. Wir hatten die Freude, den hochproduktiven Schreiber trotz vieler Verpflichtungen zu einem Interview überreden zu können.
Fantasyguide: Hallo Dietmar, Du hast Anfang des Jahres mit »Feldeváye« ein weiteres Science-Fiction Werk veröffentlicht, nach »Abschaffung der Arten« und Pulsarnacht erscheint mir die mediale Aufmerksamkeit jedoch geringer zu sein – wie erlebst Du das Feedback auf diesen Roman, in den Du soviel Zeit investiert hast?
Dietmar Dath Nach 2008, als ziemlich viel zu Die Abschaffung der Arten in der Presse stand, ging’s insgesamt zurück, was ganz angenehm war: Das, was Leute, die sich für Science-Fiction und phantastische Literatur insgesamt nicht interessieren und nicht damit auskennen, so alles zu meinen Sachen gesagt haben, war oft alles andere als hilfreich, selbst, wenn es Lob war. Man nimmt ja jeden Kommentar ernst, die Arbeit ist ja eine Form von Mitteilung, also will man auch eine Antwort. Und wenn die Antworten dann so seltsam sind, besonders in den größeren Medien (ZEIT etc.), ist das ziemlich schädlich – man hat ein Zebra gemalt (SF), und alle sagen: Wieso ist das Pferd (= »normale« Literatur) schwarzweiß gestreift?
Das heißt, sie haben eigentlich was anderes diskutiert als mein Buch, aber das bringt mich dann durcheinander, denn man will sich ja, wie gesagt, mitteilen, und also denkt man plötzlich über lauter Sachen nach (die schwarzweißen Streifen sozusagen), die eigentlich richtig sind, die aber plötzlich falsch zu sein scheinen – das ist, wie wenn man ein Wort mehrfach aufsagt und nach einer Weile denkt »das kann doch nicht stimmen« (Sag mal fünfzig mal »Teller«, da denkst du auf einmal: Komisches Wort, wieso heißt das so?). Das waren schwierige Missverständnisse.
Danach hat es sich dann etwas besser sortiert: Weil »Pulsarnacht« beim Heyne Verlag erschien, haben darauf einfach die SF-Leute reagiert, die Heyne kennen, und auf andere, realistische oder naturalistische Texte mit weniger Phantastik, haben dann wieder andere Medien reagiert.
Bei »Feldeváye« aber gab es ein Doppelproblem: Thema (Kunst) und Verlag (Suhrkamp) sind eher fern von Science-Fiction (es gibt sehr wenig SF über Bildende Kunst, noch weniger über Gegenwartskunst, ich mag eigentlich nur Mirror tot he Sky von Mark Geston), aber es ist halt doch SF.
Also war es für die SF-Leute weniger interessant wegen Thema u. Verlag, für diejenigen, die nichtphantastische Literatur diskutieren, war es aber auch wieder nicht so zugänglich, weil SF. Ich leiste mir manchmal solche Bücher, weil ich von der Literatur nicht leben muss, solange ich den Journalismus mache – also kann ich Sachen ausprobieren, die nicht automatisch ihre passende Kritikerresonanz haben. Allerdings gab es viel mehr Veranstaltungen zu »Feldeváye«, und bei denen viel interessantere Gespräche als seit Jahren, und auch sonst habe ich sehr gute, sehr anregende Reaktionen erlebt, für die ich dankbar bin – also, was mich betrifft, hat sich die lange Arbeit gelohnt, das Ergebnis ist reicher als bei Sachen, in denen weniger Arbeit steckt.
Fantasyguide: In »Feldeváye« beschreibst Du eine Gesellschaft, die meint, ohne Kunst auszukommen. Man hört auch heute oft die Frage: Wozu brauchen wir Kunst? Reicht das Lesen Deinen Buches für eine Antwort?
Dietmar Dath Ich fürchte, wer so viele Seiten darüber liest, weiß schon eine Antwort, sonst würde sie oder er ja kein so dickes Buch über diesen Gegenstand lesen. Es gibt halt mehr als nur eine Antwort, im Buch finden ja auch verschiedene Figuren für sich verschiedene Antworten. Ich habe auch von Leserinnen und Lesern ganz unterschiedliche, oft für mich überraschende Antworten gehört – allerdings kann man sie alle zusammenfassen zu: Kunst erlaubt, sich mit anderen Dingen zu befassen als mit den Tatsachen oder dem Alltag. Kunst ist ein Zugang zu anderen, möglichen, nicht wirklichen Dingen, und den braucht man, um nicht in den Irrtum zu fallen, dass es gar nichts anderes geben kann als das, was es eben gibt. Das ist ja wirklich ein Irrtum, allein schon deshalb, weil sich die Dinge verändern. Daran erinnert Kunst immer wieder.
Fantasyguide: Ist Schreiben nicht auch eine Art der Unsterblichkeit, immer in der Hoffnung, nicht vergessen zu werden?
Dietmar Dath Ich sehe nur zwei Möglichkeiten: Entweder ich kriege nach dem Tod nichts mehr mit, sozusagen eine extremere Form von Schlaf (= sogar ohne Träume), oder ich lebe nach dem Tod auf ganz andere Art, und ob mich dann noch interessiert, wie ich von Leuten gesehen werde, die noch nicht tot sind, weiß ich nicht. Es kommt mir aber unwahrscheinlich vor – wenn es ein Jenseits gibt, ist das wahrscheinlich interessant genug, dass man keine Zeit und keine Lust mehr hat, nachzugucken, wie der Verkaufsrang der eigenen Sachen auf Amazon ist. Schon wichtig ist mir aber, was die Leute, mit denen ich zu reden versuche, indem ich Geschichten erzähle, damit anfangen, solange wir alle noch leben. Nur sind das nicht unbedingt Kritiker oder Buchhändler, sondern ein sehr gemischtes Publikum, von Freundinnen und Freunden bis zu anderen schreibenden Leuten, mit denen ich zu tun haben darf.
Fantasyguide: Mit dem Ohr am Brustkasten der Gesellschaft – spürst Du ganz aktuell Deutschlands sanften Atem oder rast sein Herz dem Infarkt entgegen?
Dietmar Dath Ich glaube, Frau Angela Merkel weiß darüber mehr, als ich wissen kann oder wissen will. Ich lebe ganz gern hier, weil ich mich hier auskenne und auch ein paar schöne Seiten dieses oft so mühsamen Landes entdeckt habe. Dass es hier derzeit schlimmer und krisenhafter wäre als überall sonst, sehe ich nicht. Ab und zu ein Bahnstreik ist wahrscheinlich eine schöne Schlafkur, damit alle mal zuhause bleiben und schöne lange quälende Beziehungsgespräche führen usw., da freut man sich dann wieder, wenn die Arbeit und das Gehetze wieder losgehen.
Fantasyguide: Dath-Bücher lesen ist anstrengend. Wie sieht es bei ihrem Schreiben aus?
Dietmar Dath Wie beim Sport ist es eine Mischung aus Anstrengung und Belohnung. Ich finde Sachen heraus, die ich vorher nicht wusste (über Liebe, Arbeit, Schicksal usw.). Es gibt Menschen, die finden die Anstrengung zu groß und die Belohnung zu groß. Zum Glück wird aber niemand dazu gezwungen, anders als Z.B. zum Bezahlen von Rundfunkgebühren. Ich wundere mich immer, wenn Leute wütend werden, weil sie ein Buch anstrengt. Ich kenne auch Bücher, die mich nerven. Man kann da meistens sehr leicht, sehr geräuschlos einfach aussteigen.
Fantasyguide: Gerade war ich in Claudia Bauers Inszenierung zu Die Abschaffung der Arten. Warst Du schon drin? Wenn ja, wie gefiel Dir die Aufführung? Wenn nein, warum nicht?
Dietmar Dath Ich gehe selten in Theaterbearbeitungen von Erzähltexten. Ich weiß, dass das derzeit sehr oft vorkommt, aber ich frage mich immer: Mir ist es wichtig, die Form zu finden, die zu einer Geschichte passt, das heißt, ich habe mir überlegt, warum etwas ein Roman ist und kein Stück. Ich schreibe ja auch Stücke. Aber die neuere Theaterwissenschaft glaubt, herausgefunden zu haben, dass das Theater Stücke gar nicht braucht, oder dass es Stücke gar nicht gibt, oder sonst etwas ganz kompliziert Theoretisches.
Andererseits: Manchmal machen Leute aus etwas, das kein Stück war, ein gutes Stück (ich habe das bei den »Arten« in Mainz vor Jahren erlebt). Das ist auch eigentlich leicht zu verstehen: Man macht ja auch aus historischen Ereignissen oder persönlichen Erlebnissen Stücke, warum also nicht aus einem Buch von jemand anderem? Nur ist das dann eben nicht von mir, und dann kann ich nur noch hoffen, dass es gut ist und jemandem gefällt. Ich höre sehr gute Dinge über Claudia Bauers Version, von Leuten, deren Meinung ich ernst nehme. Aber ich gehe generell nicht sehr oft ins Theater, und bei dieser Sache kommt dazu, dass das Buch schon älter ist und es mich sehr von neuen Sachen ablenken würde, wenn ich plötzlich denken müsste: Stimmt, das habe ich da so und so gemacht, aber hätte das nicht anders gemacht werden müssen? Sowas ist eher quälend, genau wie das Vorlesen älterer Sachen auf Lesungen. Deshalb gehe ich diesen Dingen eher aus dem Weg.
Fantasyguide: Hinterher hörte ich einige Jugendliche sich über das Stück unterhalten. Sie konnten keinen Sinn darin entdecken. Man muss sich auf Deine Stoffe ja einlassen wollen, denkst Du , dass es weiteres Wissens bedarf, um Dich zu verstehen, um Dir auf Deinen Gedankenbahnen zu folgen?
Dietmar Dath Ich glaube, ich kann nicht entscheiden, was man wissen muss, um etwas mit meinen Sachen anfangen zu können. Es sind ja Ergebnisse der Verarbeitung nicht nur von irgendwelchem Wissen aus irgendwelchen Büchern, sondern da ist ja immer sehr viel Persönliches dabei. Die für mich interessantesten und schönsten Reaktionen kommen von Leuten, die eigene Erlebnisse (im Umgang mit Wissenschaft, mit Politik, mit Liebe) in den Büchern wiedererkennen und dann ins Denken oder neu Bewerten finden, angeregt von den Texten. Es ist ja gut möglich, dass diese Jugendlichen, die nichts damit anfangen können, ganz andere Erlebnisse hatten. Das ist völlig okay, es wäre ja eine schreckliche Welt, wenn alle dasselbe erleben und sich für dasselbe interessieren würden.
Fantasyguide: Hätten die Jugendlichen lieber das Buch vorab lesen sollen? Oder hätte man sie auf diese Art des Theaters vorbereiten müssen?
Dietmar Dath Aus der Schul- und Unizeit weiß ich nur eins: Wenn man sich ein Buch erklären lässt, bevor man eigene Erfahrungen damit machen kann, ist das für diese Erfahrungen eine furchtbare Last. Wenn man die Erfahrung erst macht und DANN was erklärt haben will, ist es natürlich hilfreich, wenn es diese Erklärungen irgendwo gibt.
Ich habe zu den »Arten« ja eine Website gemacht (www.cyrusgolden.de), aber dass man, wenn man die kennt, mehr mit der Sache anfangen kann als ohne, ist auch nicht sicher.
Ich mache mir keine Sorgen um Jugendliche, die nicht auf etwas ansprechen, und auch keine Sorgen um das Buch. Es gibt ja Sachen, die fand ich als Jugendlicher auch völligen Quatsch, und inzwischen mag ich sie – dass man den Zugang zu etwas findet, kann oft sehr spät passieren: Erst 2014, also mit 44 Jahren, habe ich den Romanzyklus Joseph und seine Brüder von Thomas Mann entdeckt. Mit Mitte Zwanzig habe ich mal versucht, das Buch zu lesen, und fand es grauenhaft weitschweifig und langweilig. Jetzt finde ich es großartig, ein riesiges, weitläufiges Gebäude voller Weisheit und Witzen und Traurigkeit. So kann’s gehen.
Fantasyguide: In »Pulsarnacht« hast Du Auswirkungen eines Bürgerkrieges beschrieben. Auch in »Feldeváye« zerbricht eine friedliche Zivilisation in viele irrwitzige Kriegsschauplätze. Sollte uns die Evolution nicht langsam zu besseren Menschen machen, die ihre Diskrepanzen friedlich lösen können?
Dietmar Dath Das Blöde ist ja, wir sind die ersten mir bekannten irdischen Viecher, die gemerkt haben, dass es eine Evolution gibt. Damit sind wir auch schon rausgefallen aus der Evolution, soweit sie ein bewusstloser Naturvorgang ist. Wir mischen uns ein, mit unseren Hoffnungen, Ängsten und Plänen. Das geht dann mal schief, mal nicht. Dranbleiben ist alles.
Fantasyguide: Ist es als bekannter Feuilletonschreiber leichter, eine Lanze für die Science-Fiction zu brechen? Hast Du keine Furcht davor, vielleicht wie das Genre selbst, stigmatisiert zu werden?
Dietmar Dath Leichter ist es nicht, im Gegenteil. Es führt nämlich dazu, dass viele SF-Leute sagen: Was will denn dieser Outsider? – während gleichzeitig die Feuilletonleute sagen: Was will er denn mit diesem Zeug? Aber das schöne ist: Man muss sich ja nicht über Lob freuen oder über Tadel ärgern, wenn diese beiden von Leuten kommen, die das Gespräch, zu dem man sie einlädt, gar nicht führen wollen. Wer nicht will, muss nicht, wir sind ja nicht mehr in der Schule oder in der Uni, wo es Prüfungen gibt.
Fantasyguide: Bedeutet Dir Ruf etwas? Wessen Urteil über Dich schätzt Du?
Dietmar Dath Ruf bedeutet schon was, leider: Wenn er gut ist und eine gewisse Reichweite hat, kriegt man die Sachen, die man dann macht, leichter gedruckt. Aber das ist auch alles, und da geht es ein bisschen zu wie im Lotto: Man kann es nur bis zu einer gewissen Grenze beurteilen.
Wichtig ist mir, was meine Freundinnen und Freunde sagen sowie das, was Leute sagen, deren eigenes Schreiben ich bewundere.
Fantasyguide: Wem würdest Du gern im Gegenzug einmal die Leviten lesen?
Dietmar Dath Mit Kritik streiten bringt nichts, denn Rechthaberei ist ihr Beruf; mit anderen Schriftstellerinnen und Schriftstellern streiten bringt noch weniger, aber man macht es manchmal doch, weil es menschlich ist, sich im Job in die Haare zu kriegen. Besser ist, man arbeitet einfach weiter.
Fantasyguide: Wonach suchst Du Dir Deine journalistischen Themen aus? Wie frei bist Du in Deiner Arbeit? Was forderst Du von Dir selbst dabei?
Dietmar Dath Ich bin zur Zeit bei der FAZ fest im Filmressort engagiert, d.h. ein bestimmter Prozentsatz der Arbeit steht immer fest, das sind halt Filmsachen. Der Rest ist, falls Zeit dafür übrig bleibt, relativ frei, aber oft auch eine Folge älterer Sachen – wenn man das letzte Buch eine Schriftstellerin besprochen hat, kriegt man eventuell auch das nächste, wenn man schon mal im Land XY war und da passiert was wichtiges, darf man dazu was sagen usw.-
Fantasyguide: Von einigen Kulturprojekten hörte ich die Klage, dass keine Zeitung mehr über sie berichten würde. Regionale Zeitungen sterben oder haben kaum noch Leser, überregionale Zeitungen verlangten sogar Geld, um über Konzerte und Aufführungen zu berichten. Ist die Zeit vorbei, in der rasende Reporter in jeden Winkel der Gesellschaft nach Geschichten suchten, um die Leserschaft am nächsten Morgen bestens zu informieren?
Dietmar Dath Das Lustige ist, der Leserschwund, der immer als Grund angegeben wird, ist nicht der Grund für das, was passiert. Woran es liegt: Im Netz können Anzeigenkunden gezielter werben, weil sie wissen, wieviele und welche Leute wann wo was anklicken. Aber dass die Zeitungen ganz verschwinden, ist unwahrscheinlich, auch das Theater gibt’s noch trotz Kino, und das Kino trotz Fernsehen usw. – neue Medien erweitern nur das Menü (und reduzieren das Zeitbudget für die Kundschaft). Es wird sich einpendeln: Zeitungen werden weniger Umfang haben etc., aber es gibt Textsorten, die passen da besser als zB. Im Netz, auf dem Handy usw. – der Prozess ist im Gange, die neuen Schreibformen (Blogs) und die alten (Leitartikel) werden sich zu neuen Hybriden ausmendeln, es findet eine Veränderung statt. Mal sehen, wie’s in 10 Jahren ist.
Fantasyguide: Wenn den Menschen journalistische Qualitäten nichts mehr wert sind, wohin führt dann die Zukunft der Presse? In eine Welt der Meinungsmonopole?
Dietmar Dath Siehe oben. Monopolmacht ist Anzeigen- oder anderweitig Werbemacht, das kann nur politischer Druck verhindern, vom Kartellamt bis zu Kundschaft, die sich wehrt. Auch das wird sich zeigen.
Fantasyguide: Musiker können und müssen von Konzerten leben. Als Autor wird das schon schwieriger. Und dennoch erlebe ich gerade bei US-amerikanischen AutorInnen ein großes Talent zum Entertainment. Kannst Du Dir vorstellen, von bezahlten Lesereisen zu leben, während Deine Bücher etwa via eBook-Flatrate gelesen werden und darüber nur Cent-Beträge reintrudeln?
Dietmar Dath Ich kann mir alles mögliche vorstellen, aber im Moment hat niemand ein Konzept, das DIE Antwort wäre – weder die Verlage, noch die »alles umsonst«-Leute, bei denen immer ein Grundeinkommen rumgeistert, dessen Idee aber den Nachteil hat: Wenn das ein Staat gewährt, wie unabhängig von so einem Staat, wie kritisch gegen ihn können dann diejenigen reden und handeln, die vom Grundeinkommen leben? Auch das wird sich erst zeigen müssen.
Fantasyguide: Obwohl Du soviel schreibst, fand ich keine Autoren-Homepage, kein Blog – habe ich schlecht recherchiert oder reizt Dich diese Öffentlichkeit nicht?
Dietmar Dath Es gibt Websites zu einzelnen Büchern, aber keine persönliche Site. Ich finde mich so als Figur hinter dem Ganzen nicht interessant genug für diese Art von »heute mach ich das, morgen dies«-Kontakt. Aber im Moment bin ich gerade am Basteln, ob man nicht doch eine Anlaufstelle für die ganzen verschiedenen Sachen bauen kann. Mal sehen.
Fantasyguide: Du hast ein Nachwort zu den demnächst erscheinenden Endzone: Nachgelassene Gedichte von Thomas M. Disch verfasst und bringst Dich selbst auch in eine Band, The Schwarzenbach, ein. Was bedeutet Dir Lyrik in einer Zeit, da Gedichte irgendwie out sind?
Dietmar Dath Der diesjährige Träger des deutschen Buchpreises schreibt von Beruf eigentlich Gedichte; man merkt an seinem Roman, dass er da viel gelernt hat (Kruso von Lutz Seiler, der im Peter Huchel-Haus lebt – Anm. d. Red.).
Gedichte sind nie out und nie in, es ist etwas, das es immer gab und immer irgendwie geben wird, wie Holzschnitzen. Mal kann man damit Geld machen, mal nicht. Lyrik ist einfach die abstraktere, knappere, momenthaftere Art, mit Sprache zu arbeiten, gegenüber dem Geschichtenschreiben einerseits und dem Essay andererseits. Wenn Erzählen sowas wie Physik ist (ein Modell der Welt), ist Lyrik sowas wie Mathematik (Sprache für viele verschiedene Modelle der Welt). Sie können einander nicht ersetzen, aber ergänzen.
Fantasyguide: Es mag frech sein, schon jetzt nach Deinen nächsten Büchern zu fragen, aber bei Deiner Produktivität müssten da eigentlich schon wieder diverse Projekte spruchreif sein?
Dietmar Dath Es sind 3 Sachen parallel in Arbeit. Ein Buch wird SF (es geht um eine Diktatur), eins wird freiere Phantastik (es geht um Gottheiten) und eins realistisch (über Mathematik in der DDR). Dieses Jahr wird keins davon mehr fertig, aber … wer weiß …