Interview: Im Gespräch mit der Schauspielerin Paula Kalenberg
 
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Im Gespräch mit Paula Kalenberg

Redakteur: Ralf Steinberg

 

Der Film Die Wolke bewegt unsere Leser bereits vor dem offiziellen Kinostart so sehr, dass wir Paula Kalenberg baten, uns einige weitergehende Fragen zu beantworten:

 

Fantasyguide: "Die Wolke“ ist keine Komödie sondern eher tragisch mit einer dennoch tiefgehenden Liebesgeschichte. Ist solch ein Film nicht ein Glücksfall für den Beginn einer Karriere als Schauspielerin?

Paula Kalenberg: Na klar, aber ich empfinde eigentlich mein ganzes Leben als einen dicken fetten Glücksfall...

 

Fantasyguide: Der Film bündelt ja eher die Ängste und Sorgen der Atomkraftgegner. Mir hat diese Einseitigkeit, die ja über den sehr emotionalen Aufbau intensiviert wird, nicht gefallen. Kann das Thema Atomkraft überhaupt ambivalent dargestellt werden?

Paula Kalenberg: Was meinen sie mit ambivalent? Ich finde es eigentlich sehr mutig, dass die Wolke kein einseitiger Actionfilm ist, der auf Explosionen und Aufnahmen von zerfetzten Leichen setzt. Wir erzählen die gesamte Katastrophe aus der Sicht von normalen Menschen, anstatt von Superhelden. Ob man sich nun mit diesen identifizieren kann und dadurch als Zuschauer Ängste um das eigene Leben entwickelt, bleibt jedem selbst überlassen.

Das Interesse um die Atomenergie in Deutschland ist über die letzten Jahre weitgehend eingeschlafen. Das halte ich für gefährlich. Und wenn ich ehrlich bin, halte ich jedes Mittel für richtig, mit dem man möglichst viele Menschen wieder aufwecken kann.

Die Frage ist doch womit wir den größten Wirkungsgrad erreichen, ohne unser Ziel aus dem Auge zu verlieren, einen ansprechenden emotional intensiven Film zu drehen.

Im Übrigen, finde ich nicht, dass wir eine einseitige Betrachtungsweise zur Atomenergie eingenommen haben. Gudrun Pausewang hat eine Geschichte erzählt, auf der Grundlage einer bereits geschehenen Katastrophe. Was der Zuschauer für sich daraus für einen Schluss zieht bleibt ihm, wie gesagt, selbst überlassen.

 

Fantasyguide: Mit einseitig meinte ich, dass der Film Stellung gegen die Atomkraft bezieht. Oder will der Film nur das mangelnde Katastrophenmanagement bzw. die Unfähigkeit zur Verhinderung der Katastrophe anprangern?

Paula Kalenberg: Solange ein Großteil der Menschen in Deutschland, einschließlich Machthaber in Politik und Wirtschaft, nicht bereit sind aus der Vergangenheit zu lernen, solange halte ich es für nötig diese Missstände immer und immer wieder anzusprechen.

Der Film gibt nur den Impuls, diesem Thema mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Um konkret jemanden anzuprangern bräuchten wir außerdem einen genau definierten Sündenbock, dem wir die Schuld zuschieben. Ich denke, dass es uns nicht darum gehen sollte Schuldige zu suchen, sondern Verantwortliche. Dabei werden wir feststellen, dass wir es selbst sind, die aus Tschernobyl lernen und unsere eigene Zukunft gestalten müssen.

 

Fantasyguide: Sie haben in Ihrem Kommentar zu unserem Bericht von der Pressevorführung angedeutet, dass ihr während der Dreharbeiten heftig diskutiert habt. Worum ging es da?

Paula Kalenberg: Ich denke, dass wir alle Bedenken und Ängste hatten, was zu einer sehr intensiven, wachen Arbeit geführt hat.

 

Fantasyguide: Was für Bedenken und Ängste?

Paula Kalenberg: Vielleicht populistische Mittel einzusetzen um überhaupt ein öffentliches Interesse für, bzw. gegen Atomenergie zu wecken. Die Herangehensweise von Gregor Schnitzler, die Katastrophe über eine Liebesgeschichte zu erzählen halte ich für sehr mutig.

Auch wenn es vielleicht nach einem gängigen Mittel aussieht Betroffenheit zu suggerieren. Ein Hauptanliegen von uns, war die Authentizität des Ganzen. Dabei trotzdem eine Ästhetik herzustellen, die möglichst viele Menschen anspricht halte ich für ein gewagtes Spiel. Ich denke aber nicht, dass wir es verloren haben.

 

Fantasyguide: In einem der Kommentare kam zum Ausdruck, dass der Kommentator die Menschen nicht für fähig hält, aus ihren Fehlern zu lernen. Was denken Sie, kann ein Film wie "Die Wolke" bewirken?

Paula Kalenberg: Ich fände es wunderbar, wenn Zuschauer sich anschließend zusammensetzten und gewisse Dinge in ihrem eigenen Leben hinterfragen. So nach dem Sesamstraßenprinzip. WER? WIE? WAS? WIESO? WESHALB? WARUM?... Wir vergessen Fragen zu stellen und laufen Gefahr wirklich dumm zu bleiben.

 

Fantasyguide: Tschernobyl ist für viele unserer Leser eine Geschichte aus grauen Tagen, dennoch ist das Buch Unterrichtsthema und somit auch ein Unglück wie Tschernobyl irgendwie greifbar. Was glauben Sie, wie Jugendliche heute damit umgehen?

Paula Kalenberg: Ich bin 1986 geboren und habe das Buch Die Wolke in der Schule nicht bearbeitet.

Dabei fand ich es ziemlich erschreckend, wie wenig präsent das Thema in meinem Leben war.

Ich bin sehr gespannt auf die Reaktionen der Leute in meinem Alter. Wir leben in einer Welt des ständigen Überflusses, der uns vielleicht auch abstumpft. Schade, wäre es wenn wir bloß einen hohlen Polittrend auslösen, der dazu führt, dass es bloß für eine begrenzte Zeit „hip“ ist gegen die „voll krass-gefährlichen“ AKWs zu sein.

 

Fantasyguide: Ihre Figur heißt im Buch Janna-Berta. Wissen Sie etwas über die Gründe der Namensänderung zu Hannah? Und was mich in diesem Zusammenhang auch interessiert: Im Film witzeln die Mädels über Elmars Name, Janna-Berta ist aber auch nicht gerade ein gewöhnlicher Name. Was können Sie über diese Szene sagen?

Paula Kalenberg: Darüber habe ich mir eigentlich noch gar keine Gedanken gemacht.

Hannah hätte in diesem Moment auch über irgendetwas anderes witzeln können. Wenn man viel Wert darauf legt hervorzuheben wie sehr man eine andere Person verabscheut, dann liegt das eben nicht selten daran, dass die Person einem mehr wert ist als man sich eingesteht. Oder?

 

Fantasyguide: Im Film wandeln Sie Hannah von der stillen Schönheit über siechende Kränklichkeit zur strahlenden Lebensfreude. Mir schien es, als ob Sie dennoch jede dieser Phasen voll mitzufühlen bereit waren. Wie weit geht für Sie Schauspielerei?

Paula Kalenberg: Ich hatte das Gefühl von Hannah zu lernen. Seiner Rolle bedingungslos zu begegnen halte ich für notwenig. Sich mit jeder Rolle auf eine Reise in ein anderes Menschenleben zu begeben macht die Schauspielerei zu einem Abenteuer. Jedoch nur dann wenn man sich auf dieses bedingungslose Reisen einlässt, das musste ich erst noch lernen.

 

Fantasyguide: Können Sie uns etwas über Ihre nächsten Pläne verraten?

Paula Kalenberg: Momentan bin ich ja noch ziemlich eingebunden was die Pressearbeit für die Wolke angeht. Am 18.Mai kommt Leander Haussmanns Kabale&Liebe, in dem ich auch mitgespielt habe ins Kino.

Keine Ahnung was 2006 sonst noch bringt, ich freu mich drauf!

 

Fantasyguide: Herzlichen Dank für das Interview und viel Erfolg mit der „Wolke“ und Ihren nächsten Projekten!

Paula Kalenberg: Danke!

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20241008105411f16cffd2
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Erstellt: 17.02.2006, zuletzt aktualisiert: 31.05.2022 08:09, 1871