Interview: Marcus Johanus
 
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Interview mit Marcus Johanus (Redakteur)

Redakteur: Matthias Deigner

 

_Marcus Johanus ist Mitglied der Cthulhu-Redaktion und betreut dort insbesondere die Spiellinie "Delta Green", die im Oktober 2003 auf Deutsch erscheint. Er ist seit langen Jahren im Rollenspielbereich insbesondere für Cthulhu aktiv und schreibt für das Cthulhu-Magazin Cthuloide Welten.

 

 

 

 

Fantasyguide: Für die Leser ist es mit Sicherheit interessant zu erfahren wer du bist und welches deine Aufgaben in der Cthulhu Redaktion sind?

 

Marcus Johanus: Ich bin Marcus Johanus, Jahrgang 72, habe Deutsch und Sozialkunde fürs Lehramt studiert und bereite mich gerade auf mein Referendariat vor. Meinen Lebensunterhalt verdiene ich mit einem Job in einem Rollenspiel-Laden, der mir sehr viel Spaß macht. Meine wenige Freizeit verbringe ich hauptsächlich mit meiner Freundin und natürlich mit Rollenspielen (so oft wie's geht mit beidem gleichzeitig).

 

Die Aufgaben in der Cthulhu-Redaktion sind, so wie ich das sehe, nicht streng verteilt, sondern eher lose zugewiesen. Allen ist klar, dass Frank Heller der Chef ist, aber wir diskutieren Themen, die anliegen, halt immer aus. Da geht es meistens um geplante Neuerscheinungen oder auch Detailfragen. Ingo, Janni und ich geben unseren Senf dazu, Frank begutachtet das und trifft schließlich auf der Basis unserer Meinungen eine Entscheidung. Das emfpinde ich als eine sehr angenehme und kreative Arbeitsweise, die mir sehr viel Spaß macht. Das gute an der Redaktion ist meiner Meinung nach, dass wir recht verschiedene Typen sind. Frank hat die Redakteure sehr gut ausgewählt, denn wir sind kein Club von Abnickern und Ja-Sagern, sondern vertreten alle stets verschiedene Facetten des Hobbys. Dabei kommt es dann zu sehr kreativen aber nie destruktiven Diskussionen.

 

Speziell bin ich in der Redaktion für die deutsche Ausgabe von Delta Green zuständig. Ich wähle aus, welche Artikel in die Übersetzung des Quellenbuchs kommen, werde ein komplett neues Abenteuer für dieses Buch schreiben und auch hier und da noch ein paar Dinge ergänzen oder abändern. Gemeinsam mit Frank und dem Übersetzer Hans-Christian Vortisch (und natürlich auch mit den anderen Redaktionsmitgliedern und dem Verlag) plane ich außerdem weitere Publikationen für Delta Green.

 

Aber ich denke, man kann die Aufgaben in der Cthulhu-Redaktion nicht wirklich voneinander scharf abheben, da jeder hier und da mitredet und sich alle gemeinsam beraten. Das ist auch sehr gut so, denn vier (oder mehr) Köpfe denken immer besser als einer.

 

 

Fantasyguide: Delta Green ist mit Sicherheit eines der ersehnten Produkte, was wird uns nach dem ersten Quellenbuch als nächstes aus dieser Richtung erwarten?

 

Marcus Johanus: Detailliert habe ich mir da noch keine Gedanken drüber gemacht, denn es gilt ja erstmal das erste Buch in vernünftiger Form herauszubringen. Das bindet die meiste Aufmerksamkeit. Aber natürlich haben wir uns das Ziel gesteckt, das gesamte DG-Material auf Deutsch zu veröffentlichen, ergänzt um eigene Artikel und für den deutschen Spieler aufbereitet. Nach dem DG-Quellenbuch wird mit großer Wahrscheinlichkeit ein Ausrüstungsbuch für Agenten erscheinen: "Green Box". Das wird nicht nur für DG-Spieler interessant sein. Was danach genau in welcher Reihenfolge wie erscheinen wird ist zwar bereits geplant, aber zu viele Details sind noch offen, sodass ich hier nicht mehr darüber verraten will.

 

 

Fantasyguide: Sicherlich wird auch bei Delta Green der Weg gegangen, dass man das vorhandene Material übersetzt und mit eigenen Dingen ergänzt und erweitert, gibt es da schon nähere Informationen, was also das deutsche Werk noch "mehr" enthalten wird?

 

Marcus Johanus: Ja. Ich will nicht zu viel ausplaudern, denn 100%ig sicher ist noch gar nichts. Pagan hält zurzeit Funkstille. Die scheinen mit eigenen Problemen zu kämpfen und haben wenig Interesse an der deutschen Ausgabe von DG, weswegen alles ein wenig in der Schwebe ist. Im Moment sieht's noch danach aus, dass Einiges aus DG und DG: Countdown ins deutsche "Delta Green"-Rollenspiel wandern wird. Ich sage bewusst Rollenspiel, denn DG wird auf Deutsch ein eigenständiges Buch mit Regelwerk sein, kein einfaches Quellenbuch. Wenn Pagan mitspielt, werden auch Teile aus den Chapbooks in das "Delta Green"-Rollenspiel wandern. Und ich plane ein neues, originales Einführungsabenteuer. Aber wie gesagt, noch ist nichts in Stein gemeißelt. Es kann sich noch alles ändern ...

 

 

Fantasyguide: Ein eigenes Delta Green, dass aber hoffentlich an den hohen Standard von Cthulhu anschließt?

 

Marcus Johanus: Da im Großen und Ganzen die gleichen Leute an DG arbeiten wie an der restlichen Cthulhu-Linie, gehe ich davon aus, dass es qualitativ keine großen Unterschiede geben wird.

 

 

Fantasyguide: Rollenspiele sind ein faszinierendes Hobby, welches war deine erste Begegnung mit einem Rollenspiel und mit welchen Rollenspielen verbringst du heute noch gerne die Zeit?

 

Marcus Johanus: Ich habe ganz unspektakulär mit DSA angefangen, bin aber nicht sehr lange dabei geblieben. Ich war in meinen jungen Jahren ein absoluter Vielspieler und habe alles mitgemacht. Ich kam auch sehr schnell zu Cthulhu - damals noch in der Ausgabe von Hobby Products und spiele es immer wieder, obwohl ich zwischendurch lange Zeiten andere Rollenspiele ausprobiere. Aber Cthulhu ist die Konstante, zu der ich immer wieder zurückkehre.

 

Zurzeit spiele ich mehrere Sachen. D20 ist nicht spurlos an mir vorüber gegangen. Fast zwei Jahre lang habe ich D&D 3rd Edition gespielt. Nicht viel, nicht regelmäßig, aber immerhin. Nur mag ich Fantasy nicht so besonders. Deswegen spiele ich im Moment d20 Modern und STAR WARS D20 und zerbreche mir den Kopf, wie ich gut D20 Modern, Cthulhu und Delta Green für meine private Spielrunde mischen kann. Mal sehen was dabei rauskommt. Und natürlich leite ich eine Delta Green-Kampagne nach den offiziellen Cthulhu-Regeln.

 

 

Fantasyguide: Star Wars und Cthulhu das ist eine durchaus interessante Mischung an Rollenspielen, warum reizt dich Fantasy nicht so?

 

Marcus Johanus: Ich hab da einfach keinen Zugang - warum, weiß ich auch nicht. Moorcock hat mir früher gut gefallen. Ob er mir heute noch gefallen würde, weiß ich nicht, denn ich habe ihn seit bestimmt 10 Jahren nicht mehr gelesen. Aber an Moorcock mochte ich eher, dass er eben keine klassische Fantasy war. Im Alter zwischen 10 und 17 hat mich der Herr der Ringe natürlich sehr begeistert und ich mag auch die Filme jetzt sehr gerne. Und natürlich habe ich auch mit Fantasy-Rollenspielen angefangen. Aber sobald ich entdeckt hatte, dass es auch andere Genres fürs Rollenspiel gibt, habe ich umgesattelt. Ein kleines Fanasy-Revival gab's für mich wie gesagt mit D&D 3rd Edition. Aber auch das hat nicht lange gehalten.

 

Ich glaube, dass ich im Grunde ein Mensch bin, der recht fest in der Wirklichkeit verwurzelt ist. Ich bin eher ein bodenständiger Typ. Es ist ganz nett, im Rollenspiel mal eine Auszeit von der Realität nehmen zu können, aber die darf bei mir nicht zu lange dauern. Wenn ich eine Fantasy-Kampagne spiele, habe ich stets den Eindruck, abzudriften: Da beschäftige ich mich mit Dingen, die es gar nicht gibt, nie geben wird. Teilweise gibt's ganze Geschichten, Geographien und neue Naturgesetze usw. Ich muss verdammt viel lesen und lernen - und habe im Endeffekt doch nichts gelernt, denn es ist ja alles nur reine Phantasie.

 

Das stört mich an der Fantasy. Das stört mich eigentlich auch an Science Fiction. Deswegen mag ich lieber Cyberpunk-Settings, denn sie spielen in gewisser Weise doch in der Wirklichkeit, treiben aber Entwicklungen auf die Spitze, die jetzt bereits abzusehen sind. Wenn man Cyberpunk richtig spielt, dann lernt man viel über die Gegenwart. Das gefällt mir. Und das gefällt mir schließlich auch an Cthulhu - wenn man es in der Gegenwart spielt. Hier schließt sich der Kreis: Cthulhu in den 20ern ist ein bisschen wie Fantasy. Man muss viel über die 20er wissen, um es richtig spielen zu können. Das ist nicht verkehrt, aber ich beschäftige mich halt einfach lieber mit dem Hier und Jetzt.

 

Und ich mag keine Magie. Mein Weltbild ist recht nüchtern, jedenfalls ist es frei von okkultistischen Überzeugungen und Aberglauben. Das erschwert mir den Zugang zu Fantasy, aber auch zu solchen spielen wie VAMPIRE. Star Wars mag ich, weil es ein Rollenspiel ist, das eben nicht so Hintergrund lastig ist. Jeder kennt die Filme. Und damit kennt jeder genug, um das Rollenspiel zu spielen. Ansonsten ist das Star Wars RPG das Äquivalent zu einem Action-Film: Es kommt nicht auf ausgefeilte Charaktere oder Stories an, sondern nur darauf, seinen Blaster zu entsichern und schnell genug rennen zu können. Das reicht mir eigentlich, um einen amüsanten Abend zu verbringen.

 

 

Fantasyguide: Wenn du Cthulhu spielst, was bevorzugst du also die Gegenwart gegenüber den klassischen 20er Jahren. Warum?

 

Marcus Johanus: Meiner Meinung nach ist es die angemessenste Art, Cthulhu zu spielen. Das wirkliche Lovecraft-Feeling stellt sich für mich nicht ein, wenn man einfach nur in den 20ern spielt, sondern wenn man Lovecrafts Ideen auf die eigene Zeit und Umwelt überträgt, so wie es schon viele Autoren in der Literatur vorgemacht haben. Auch Lovecraft selbst hat ja keine historischen Romane geschrieben, sondern nur in seiner Gegenwart und seiner Umgebung erzählt. Aber Zeit und Ort spielen in seinen Erzählungen kaum eine Rolle. Das Wichtige ist bei ihm der einzelne Mensch und sein Verhältnis zur Gesellschaft und zum Universum. Diese Essenz gilt es meiner Meinung nach aus Lovecrafts Werk zu extrahieren und auf ein beliebiges Setting zu übertragen, wenn man eine wirkliche Lovecraft-Rollenspielrunde spielen will.

 

 

Fantasyguide: Welche der Mythos-Geschichten würdest du als deinen Favoriten bezeichnen?

 

Marcus Johanus: Ich habe Lovecraft einmal komplett durchgelesen, würde mich aber nicht unbedingt als großen Fan bezeichnen. Meiner Ansicht nach hat sich Lovecraft weniger als Autor, denn als Ideengeber verdient gemacht. Einzelne Erzählungen von ihm finde ich in der Regel eher schwach, aber das Gesamtwerk, die Schöpfung des Cthulhu-Mythos, ist eindeutig ein literarischer Verdienst. Wenn ich meine Lieblingsgeschichten benennen müsste, dann wären das wahrscheinlich "Der Flüsterer im Dunkeln" und "Der Schatten aus der Zeit" und natürlich "Cthulhus Ruf".

 

 

Fantasyguide: Was steht sonst noch so an Büchern in deinem Bücherregal?

 

Marcus Johanus: O je, meine Bücherregale sind wie Kraut und Rüben. Da ich ja Germanistik und Politikwissenschaften studiert habe, stehen recht viele Klassiker der deutschen Literatur neben politischen Büchern, Fachliteratur und natürlich auch neben Fantasy-, SF-und Horror-Literatur. Allerdings lese ich neben Lovecraft so gut wie gar keine Horror-Literatur. Und meinen letzten Fantasy-Roman dürfte ich so mit 20 gelesen haben. Für SF gilt das eigentlich auch. Ach, halt, das stimmt nicht: Ich habe fast alle Terry-Pratchett-Romane. Aber in die habe ich die letzten drei oder vier Jahre auch keinen Blick mehr geworfen. Leider. Ansonsten bin ich in der letzten Zeit auf den Thriller gekommen. Wenn ich mich mal wirklich entspannen will und nur zum Vergnügen lese, lese ich sowas. Philip Kerr mag ich da ganz gerne. In der letzten Zeit habe ich mich an Henning Mankell rangewagt, gegen den ich mich lange Zeit gesträubt habe. Aber ich musste trotz aller Vorurteile feststellen, dass der Mann tatsächlich ein hervorragender Autor ist. Natürlich lese ich die "Lovecraft & Co"-Bücher aus dem Festa-Verlag. Aber einer meiner absoluten Lieblings-Autoren, den ich so in den letzten zwei Jahren immer wieder lese, ist Raymond Chandler. An ihm bewundere ich, dass er es schafft, eine eigentlich vollkommen belanglose Geschichte durch die Erzählperspektive so spannend und originell zu gestalten, dass ein echtes Lesevergnügen entsteht. Und einer meiner absoluten Favoriten ist Michael Marshall Smith. Gerade sein neuestes Buch "The Straw Men" ist ein absoluter Genuss.

 

 

Fantasyguide: Terry Pratchett und die Scheibenwelt, ein Ort an dem du gerne leben würdest?

 

Marcus Johanus: Witzig, dass du fragst. Ich vermute mal, du zielst auf das Interview mit Pratchett ab, das ich vor ein paar Jahren geführt und auf meiner HP veröffentlich hatte. Tatsächlich war mal geplant, einen Ringboten-Sonderband zu GURPS Scheibenwelt herauszubringen. Das ist dann aber wieder verworfen worden, obwohl ich eine Menge Artikel zu dem Thema geschrieben hatte, die dann auch auf meiner HP landeten. Lang ist's her ... Ich habe inzwischen schon seit Jahren keinen Pratchett mehr gelesen. Ich mag die Scheibenwelt und ich mag Pratchetts Stil. Ob ich auf der Scheibenwelt gerne leben würde ist eine etwas skurrile Frage. Wir leben doch längst alle auf der Scheibenwelt - die meisten von uns haben es nur noch nicht gemerkt ;-)

 

 

Fantasyguide: Welche anderen Hobbies fernab des Rollenspiels hast du noch?

 

Marcus Johanus: Ich versuche ein bisschen Sport zu treiben. Außerdem lese und schreibe ich natürlich gerne, interessiere mich für Politik und sehe viel zu gerne viel zu viele Filme. Früher habe ich mal ein wenig Musik gemacht, in ner Band gespielt und gesungen. Aber da ich quasi mein Hobby zu meinem Broterwerb gemacht habe, bleibt auch nicht viel Zeit für anderes. Die Mitarbeit in der Cthulhu-Redaktion hilft nicht wirklich dabei, Hobbys fernab vom Rollenspiel zu pflegen. Allerdings schreibe ich leider mehr über und für Rollenspiele als ich sie spiele.

 

 

Fantasyguide: Viel zu viele Filme, welche denn so?

 

Marcus Johanus: Arrrgghhh. Was habe ich denn zuletzt alles gesehen ... ? Leider komme ich nicht so oft dazu, ins Kino zu gehen, wie ich es gerne würde. "Chicago" und "Catch me if you can" waren glaube ich die letzten Kino-Filme, die ich gesehen habe. Und ich habe beide gemocht. Ansonsten lasse ich meinen Videorekorder heiß laufen. "Reign of Fire" und "James Bond: Die Another Day" habe ich mir da als Letztes angetan. Von beiden war ich maßlos enttäuscht. Aber wenn die Frage auf meine Lieblingsfilme abzielt, dann stürzt mich das in Verzweiflung. Ich sehe einfach zu viel, um tatsächlich eine Hitliste aufzustellen. Aber Tim Burton-Filme beeindrucken mich eigentlich immer. Außerdem liebe ich Hitchcock, auch wenn er teilweise wirklich grottige Filme gemacht hat. Dafür sind die wirklich guten Filme meiner Meinung nach aber bahnbrechend - so wie Vertigo, Psycho, Die Vögel, Das Fenster zum Hof oder Cocktail für eine Leiche. Und natürlich stehe ich am meisten auf Action-Kino. Meiner Ansicht nach ist Kino einfach ein Abschalt-Medium. Wenn ich anspruchsvoll unterhalten werden will, greife ich zum Buch und da zu bestimmter Literatur, die mich intellektuell fordert. Gehe ich ins Kino, will ich Fun, nicht mehr und nicht weniger. Natürlich habe ich nichts dagegen, wenn sich hinter dem Fun auch ein Anspruch verbirgt - aber die Reihenfolge muss gewahrt bleiben. Ich mag im Kino keine anstrengenden Filme, in die ich erst Arbeit investieren muss, damit sie mir gefallen. Umgekehrt kann ich aber auf den Anspruch gut verzichten, wenn der Film mich gut unterhalten hat. Ach ja, und ich bin offensichtlich der einzige Mensch auf diese Welt, der STAR WARS Episode I und II wirklich mag. Falls es darum geht, Geheimtipps von mir zu erhalten - zwei Filme, die nicht so bekannt sind, die mich aber trotzdem in der letzten Zeit sehr beeindruckt haben, sind: "Liberty Standing Still", der herausragend spannend und gut erzählt ist und die Waffenindustrie im wahrsten Sinne des Wortes ins Visier nimmt und mit ihren eigenen Waffen schlägt. Der zweite Film heißt "Emmett's Mark" und handelt von einem Detective, der einen Killer beauftragt, sich selbst zu töten, um ein langsames Leiden an einer tödlichen Krankheit zu vermeiden. Dummerweise war die Krankheit eine Fehldiagnose und der Detective weiß nicht, wer ihn wann und wo ermorden soll ... Sehr spannend mit tollen Charakteren und einer sehr dichten Atmosphäre.

 

 

Fantasyguide: Wenn wir schon beim Thema Filme waren, haben dir die Verfilmungen von Stoffen von Lovecraft gefallen, bzw. könntest du dir vorstellen, dass man diesen Stoff überhaupt verfilmen kann?

 

Marcus Johanus: Ich kann mich bewusst nur an "Dagon" erinnern und den fand ich extrem schlecht. Nein, halt, ich habe noch eine Verfilmung gesehen. Mit einem weißen Fellmonster auf Stelzen. Kann mich nicht mehr erinnern, wie der Film hieß.

 

Ja, man könnte sehr gute Lovecraft-Verfilmungen machen, wie beispielsweise "In den Nächten des Wahsninns" zeigt, der ja wenigstens von Lovecraft inspiriert ist - genauso wie "Alien" und meiner Ansicht nach auch Filme wie "Das Relikt" oder "Mimic" - das sind so die Beispiele, die mir einfallen, weil ich sie erst vor kurzem (wieder)gesehen habe. Ich denke nur, man sollte keine Filme nach Lovecraft-Geschichten drehen, sondern sich eher den "Geist" aus Lovecrafts Geschichten zunutze machen und seine Themen und Anliegen für die heutige Zeit adaptieren - so wie es die genannten Beispiele meiner Meinung nach tun. Ein bisschen mehr Budget - und es könnte coole Lovecraft-Verfilmungen geben. Ich denke da an Filme wie "Kafka", bei denen Biographie des Autors und seine Werke ineinander übergehen. Da könnte ein spannender Film draus werden, wenn mal ein fähiger Autor ein Drehbuch schreiben würde und ein Regisseur wie beispielsweise Tim Burton sich der Sache widmete, der auch ein Gefühl für den Stoff hat.

 

Lovecrafts Erzählungen selbst eignen sich nur sehr begrenzt zur Verfilmung, denke ich, weil sie von ihrem Aufbau her sehr weit weg vom Medium Film sind. Die meisten sind ja eher als Erlebnisbericht oder im Stile eines Briefes geschrieben und besitzen überhaupt keine szenische Gestaltung. Das macht die Sache schwierig.

 

 

Fantasyguide: Ich mag Episode I und II auch, damit sind wir dann zu zweit, aber was hat dir daran gefallen?

 

Marcus Johanus: Beides waren einfach spannende und unterhaltsame Filme.

 

Ich mag das Universum, ich mag Action-Filme, ich mag Space Opera. Warum sollten sie mir also nicht gefallen? Weil sie logische Fehler besitzen oder Jar-Jar-Bings nervt? So leicht kann man mir den Spaß nicht verderben.

 

 

 

Fantasyguide: Rollenspiele werden ja häufig auch als Flucht vor der Realität bezeichnet, würdest du dem so zustimmen oder siehst du da eher auch die Vorteile eines Rollenspiels, bzw. welche Vorteile hat ein Rollenspiel für dich?

 

Marcus Johanus: Rollenspiele sind Flucht vor der Realität. Es ist nur die Frage, vor welcher ... ;-) Diskussionen darüber, was eigentlich die Wirklichkeit ausmacht und wie viele es davon gibt werden ja nicht erst seit Matrix geführt. Und auch ich habe Nächte mit dem Thema verbracht. Aber ich will hier nicht zu viel labern. Mit Rollenspielen kann man ganz gut von der Realität flüchten - man sollte es aber nie zu oft und zu lange tun. Gelegentliche Ausflüge sind mir lieber, als in den Fantasie-Welten des Rollenspiels verloren zu gehen.

 

Ich besitze da halt eine Videorekorder-Mentalität, die ich auch aufs Rollenspiel übertrage. Ich flüchte gerne auf Knopfdruck, habe aber gerne die Pause-Taste in Reichweite und weiß, dass das Ganze maximal zwei, drei Stunden dauert. Und danach freue ich mich auch wieder auf den Alltag. Wenn es in der Flucht vor der Realität nicht darum geht, wieder mehr Ideen, Kraft und Aufmerksamkeit für das alltägliche Leben zu gewinnen, dann wird sie meiner Meinung nach bestenfalls sinnlos und schlimmstenfalls gefährlich.

 

Ich weiß nicht, ob Rollenspiele "Vorteile" haben. Für mich sind sie ein tolles Hobby, denn ich kann mich ungezwungen dabei mit meinen Freunden treffen und eine nette Zeit verbringen. Ich kann schreiben, was ich sehr gerne mache, und sehr viel labern, was ich auch gerne mache. Deswegen sind sie wohl das ideale Hobby für mich.

 

 

Fantasyguide: Was würdest du einem Cthulhu Spielleiter an Ratschlägen mit auf den Weg geben?

 

Marcus Johanus: Der wichtigste Ratschlag für alle Spielleiter ist meiner Meinung nach folgender: Verliere nie die Interessen deiner Spieler aus den Augen! Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Spielleiter sehr viel Energie dabei verbrauchen, ihre eigenen Vorstellungen und Ideen umzusetzen - dabei aber nicht auf die Bedürfnisse ihrer Spieler achten. Ein guter Spielleiter gibt jedem Spieler einmal pro Abend das Gefühl, der Star zu sein und tut jedem Spieler einmal einen Gefallen, indem er genau auf dessen Wünsche eingeht.

 

 

Fantasyguide: Was macht deiner Meinung nach den guten Rollenspieler und den guten Spielleiter aus?

 

Marcus Johanus: Ein gesunder Sinn für Entertainment. Rollenspiele sollen Spaß machen. Spieler und Spielleiter, die darauf achten, dass alle Beteiligte Spaß haben, sind automatisch gut.

 

 

Fantasyguide: Für wie wichtig erachtest du bei einem Spielleiter das Hintergrundwissen? Vor allem in Bezug auf Cthulhu?

 

Marcus Johanus: Weniger ist mehr. Hintergrundwissen sollte immer an konkrete Situationen und Zusammenhänge im Abenteuer gebunden sein und nur wenig darüber hinausgehen. Ich habe den Eindruck, dass in der deutschen Rollenspiel-Szene und vor allem in der Cthulhu-Szene zurzeit ein gewisser Hintergrundwissen-Fetischismus herrscht. Abenteuer werden oft als gut angesehen, wenn sie eine möglichst lange und verwickelte Hintergrundgeschichte besitzen und sich durch korrekt recherchierte Details auszeichnen.

 

Ich finde Hintergrundwissen langweilig, wenn es nicht konkret mit dem Abenteuer verbunden ist. Außerdem darf, wie ich meine, das Medium Rollenspiel nicht überstrapaziert werden. Einfach Geschichten sind meistens für Cthulhu-Abenteuer die besten Geschichten. Und so viel Hintergrundwissen ist da gar nicht notwendig. Zu viel ist sogar schädlich, denn es verleitet den Spielleiter dazu, die Spieler und ihre Bedürfnisse aus den Augen zu verlieren und die Story zu wichtig zu nehmen. Das führt dann zu langweiligen Spielrunden. Komplexität gewinnen Abenteuer durch die Aktionen der Spieler. Die machen meistens auch die einfachsten Geschichten zu sehr ausgeklügelten Plots. Hintergrundwissen ist dabei zweitrangig und darf nur dazu dienen, die Atmosphäre und die Plausibilität von Abenteuern zu unterstützen. Es darf kein Eigenleben entwickeln.

 

 

Fantasyguide: Vielen Dank für das sehr interessante Interview.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404261417407df4f7cc
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Erstellt: 31.12.2005, zuletzt aktualisiert: 23.02.2015 09:24, 1675