Interview: Michael Borlik
 
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Interview mit Michael Borlik

Das nachfolgende Email-Interview führte Bine Endruteit am 30.1.2008 mit Michael Borlik.

 

Michael Borlik erzählt uns in seinem Roman „Der 13. Engel“ die Geschichte des Mädchens Amy, die als einziger Mensch keine magischen Fähigkeiten besitzt. Sie ist einem Rätsel von verschwundenen Engelsstatuen auf der Spur und versucht, ihren Vater aus dem Gefängnis zu befreien, der zu Unrecht des Hochverrates angeklagt wird. Dabei begibt sie sich nicht nur auf ein großes Abenteuer, sondern findet auch sich selbst, Liebe und Freundschaft, denn man kann auch zauberhaft sein, ohne zaubern zu können.

 

Fantasyguide: Hallo Michael, vielen Dank, dass du dir die Zeit für ein Interview nimmst. Erzähl doch bitte etwas über dich. Was für ein Mensch steckt hinter dieser phantastischen Geschichte des 13. Engels?

 

Michael Borlik:

Was gibt es über mich zu erzählen?! Ich bin Jahrgang 1975 und in Brühl bei Köln geboren. Mein chinesisches Sternzeichen ist der Hase und ... grins Genug von dem langweiligen Kram. Ich bin hauptberuflich Autor, d.h. ich sitze den ganzen Tag vor dem Computer und schlürfe dabei Unmengen Espresso. Außerdem liebe ich das phantastische Genre, bin selten ohne ein Buch anzutreffen, spiele sehr oft und gerne strategische Brettspiele, wie Civilization, Agricola, Puerto Rico etc. und bin völlig verrückt nach Schlangen (Boas) und Katzen (2 Stück). Wer Fotos von meinen Haustieren sehen will, findet sie auf www.borlik.de oder unter www.der13engel.de. Einfach unter „Autor“ nachschauen.

 

Fantasyguide: Die Geschichte der Engel, die du in deinem neuen Buch erzählst, ist recht außergewöhnlich. Haben deine Engel ein Vorbild oder sind sie komplett deiner eigenen Fantasie entsprungen?

 

Michael Borlik: Die Engel haben tatsächlich kein Vorbild. Mein Lektor hat das zuerst auch gedacht, weil die Geschichte der dreizehn Engel so vertraut klingt, als würde man einen alten Mythos lesen. Ich fand das sehr interessiert und erfreulich, da es ja genau das ist, was man als Autor erreichen möchte. Einen Roman so zu schreiben, dass der Leser sich sofort heimisch in der Handlung fühlt, doch von der Geschichte selbst völlig überrascht wird.

 

Fantasyguide: Amy und Finn sind ganz normale Kinder, die sich plötzlich einer Situation stellen müssen, in der es nur auf sie beide ankommt. Hast du selbst eine solche Situation schon erlebt?

 

Michael Borlik: Gott sei dank nicht. Ich fand es als Kind schon abenteuerlich genug, im „verbotenen“ Wald ein Geheimversteck zu bauen, leerstehende Häuser zu durchstöbern, einen Detektivclub zu gründen oder Omas mysteriösen Speicher zu erkunden, in der Hoffnung, dort einen lange verschollenen Schatz zu finden.

 

Fantasyguide: Stell dir vor, Amy und Finn wären Farben. Welche Farben währen sie und warum?

 

Michael Borlik: Amy wäre auf jeden Fall ein kräftiges Morgenrot. Dabei steht der Morgen für ihre Energie und ihren Enthusiasmus. Das Rot für ihre Bereitschaft zu kämpfen und für ihre Liebe zu ihrem Vater und zu all den anderen, für sie so wichtigen Menschen, die durch die Verschwörer bedroht werden. Finn sehe ich als ein Grünblau. Denn Blau ist die Farbe der Treue und schließlich ist er Amy ein treuer Verbündeter und Freund im Kampf gegen die Verschwörer. Grün, weil es für die Hoffnung steht und Finn selbst in ausweglosen Situationen nicht bereit ist, den Kopf hängen zu lassen.

 

Fantasyguide: Es gibt eine Szene im Buch, die mich besonders fasziniert hat: Amy und Finn im Spukhaus. Sie wirkt fast wie eine eigene Geschichte in der Geschichte. War sie von Anfang an geplant oder hat sie einen besonderen Hintergrund?

 

Michael Borlik: Anfangs hatte ich dieses Kapitel – genau wie die anderen - nur sehr grob geplant. Zu dem Zeitpunkt war die Figur des Aurelius, der Herr des Spukhauses, noch ein Mensch. Aber je näher ich beim Schreiben diesem Kapitel kam, desto mehr hatte ich das Gefühl, etwas Besonderes daraus machen zu müssen. Es trägt schließlich entscheidend zur Auflösung des Geheimnisses um die dreizehn Engel bei. Wir erfahren die Wahrheit über den ersten König und seinen Fluch und welchen Schrecken er für viele Menschen mit sich gebracht hat. Ebenso erhalten wir wichtige Details zum Diebstahl der Engelsstatuen und wie das alles mit der tragischen Lebensgeschichte des Aurelius zusammenhängt. Es ist ein sehr emotionales Kapitel, weil es uns tiefe Einblicke in das Leben vom Herrn des Spukhauses gibt, das sehr viel Traurigkeit beinhaltet. Ich denke, all diese Elemte haben dazu beigetragen, dem Kapitel ein gewisses Eigenleben einzuhauchen, ohne es jedoch aus dem Gesamtkonzept der Geschichte ausbrechen zu lassen.

 

Fantasyguide: Stell’ dir vor, du müsstest mit nur einer Figur aus deinem Roman eine neue Geschichte schreiben. Wen würdest du wählen und warum?

 

Michael Borlik: Das ist schwierig, wirklich schwierig. Aber ich denke, ich würde mich für Cornelius, den Gaukler, entscheiden, weil er ein so ungewöhnlich und zugleich facettenreicher Charakter ist. Er ist trotz aller Widrigkeiten, die ihm in seinem Leben widerfahren sind, ein Optimist geblieben, und dennoch hat er auch seine Schattenseiten, die ihn zu einem gefährlichen Widersacher machen können, wenn man es sich mit ihm verscherzt. Vor allen Dingen würde ich ihn jedoch wählen, weil er an das Gute in den Menschen glaubt und daher außerordentlich hilfsbereit ist, weshalb er vermutlich ständig in irgendwelche verrückte Geschichten hineingezogen würde.

 

Fantasyguide: In „Der 13. Engel“ tauchen Ratten, eine Katze und kurz eine Schlange auf. Sind das Tiere, die dir selbst besonders viel bedeuten oder im Fall der negativen Rolle der Ratten, die du selbst nicht magst?

 

Michael Borlik: Oh ja, ich habe zu Hause einen kleinen Zoo. Zwei Katzen, vierzehn Schlangen. Ratten finde ich interessante Tiere, trotz ihrer negativen Rolle im 13. Engel. Sie sind intelligent und haben wie die meisten Nager diese herrlich niedlichen Knopfaugen. Die einzigen Tiere, die ich nicht mag, sind große haarige Spinnen, die immer dann aus einer dunklen Ecke hervorgekrochen kommen, wenn ich gerade in der Nähe bin. ;-)

 

Fantasyguide: Glaubst du an das Gute im Menschen?

 

Michael Borlik: Ja. Ich denke, das spiegelt der 13. Engel auch sehr gut wieder. :-)

 

Fantasyguide: Kannst du uns verraten, ob es vielleicht eine weitere Geschichte mit Amy, Finn und Cornelius geben wird? Die Handlung in „Der 13. Engel“ ist zwar in sich abgeschlossen, aber man würde doch gerne wissen, wie es mit ihnen weiter geht.

 

Michael Borlik: Ich will nicht zu viel versprechen, aber mir geistert tatsächlich eine weitere Geschichte mit den Figuren aus dem 13. Engel durch den Kopf. In groben Zügen habe ich sie schon skizziert. Allerdings werde ich sie nur dann schreiben, wenn es mir gelingt, wieder eine wirklich ungewöhnliche Geschichte daraus zu machen. Ich würde dieses Buch auf keinen Fall nur deshalb schreiben wollen, bloß um eine Fortsetzung zu machen. Dafür sind mir die Charaktere einfach zu wichtig.

 

Fantasyguide: Viele Ideen aus deinem Buch kommen uns zwar bekannt vor, aber du hast eine komplett neue Geschichte daraus gemacht. Woher nimmst du deine Ideen?

 

Michael Borlik: Ich würde ja gerne behaupten, dass die Musen der schönen Künste sie mir einflüstern. Das klingt viel aufregender, als wenn ich erzähle: Ich starrte auf meinen leeren Bildschirm und hatte plötzlich eine Eingebung! Aber so läuft es tatsächlich meistens ab. Entweder faulenze ich gerade auf dem Sofa, stehe ich unter der Dusche, widme mich der lästigen Hausarbeit, liege im Bett oder hocke vor dem Computer. Das sind die Situationen, in denen mir oft die besten Ideen kommen. Wieso? Vermutlich liegt es daran, dass mein Gehirn in diesen Momenten vom Nicht-denken-müssen derart entspannt ist, das es zur Hochform aufläuft. Zumindest die Abteilung, die fürs Kreative zuständig ist. Der Rest legt in der Zwischenzeit ein Nickerchen ein. ;-)

 

Fantasyguide: Autor ist nicht gerade ein typischer Traumberuf. Wolltest du schon immer schreiben oder war es eher Zufall, dass du einen literarischen Weg eingeschlagen hast?

 

Michael Borlik: Es mag zwar wie ein Klichee klingen, aber ich wollte schon immer Schriftsteller werden. Einmal abgesehen von einer Phase in meiner Kindheit, als ich wie Indianer Jones auf die Jagd nach archäologischen Schätzen gehen wollte. Das hielt so lange an, bis ich erfuhr, dass die meisten Archäologen den Großteil ihrer Zeit in eingestaubten Museen verbringen, um alte Tonscherben zu datieren. Dagegen stehen mir als Schriftsteller für meine Abenteuerreisen die unbegrenzten Lande meiner Fantasie zur Verfügung. ;-)

 

Fantasyguide: Als Autor widmest du dich gerne dem Genre Fantasy. Liest du selbst auch Bücher aus diesem Bereich? Gibt es literarische Vorbilder für deine Arbeit?

 

Michael Borlik: Ich liebe fantastische Bücher und bin ständig auf der Suche nach neuen Geschichten. Jenny Nimmos Bücher mag ich sehr, genauso wie die Harry Potter Bände von J. K. Rowlings. Beide Schriftstellerinnen haben einen genialen Stil und verstehen es durch und durch spannende Geschichten zu schreiben. Außerdem bin ich ganz verrückt nach Terry Pratchetts Scheibenwelt. Seit ich als Jugendlicher das fantastische Genre entdeckt habe, habe ich unzählige Bücher verschlungen, und auch wenn ich mich nicht mehr an alle erinnern kann, bin ich mir sicher, dass sie mich auf die eine oder andere Weise beeinflusst haben. Ganz besonders „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende, die ich immer wieder gerne lese.

 

Fantasyguide: Vielen Dank für dieses Interview. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg und uns Lesern, dass du ihnen noch viele spannende Geschichten bescherst.

 

Michael Borlik: Ich danke für die interessanten Fragen!

 

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Erstellt: 05.02.2008, zuletzt aktualisiert: 16.10.2023 21:13, 5764