Interview: Michael Dissieux
 
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Interview mit Michael Dissieux

Redakteur: Ingo Gatzer

 

Michael Dissieux wurde 1967 in Saarbrücken geboren und ist bereits seit drei Jahrzehnten schriftstellerisch tätig. Mit seinem Romandebüt GRAUES LAND gelang ihm ein packender und atmosphärisch dichter Horrorroman. Über sein Werk, seine literarischen Einflüsse und mehr stand er unserem Redakteur Ingo Gatzer Rede und Antwort.

 

Fantasyguide: Wie sind Sie zum Schreiben im Allgemeinen und zum Horrorgenre im Speziellen gekommen?

 

Michael Dissieux: Zum Schreiben bin ich im Grunde schon mit fünf Jahren gekommen. Da ich in diesen Jahren schon leidlich gut lesen und schreiben konnte, habe ich kleine Geschichten aus meinem Alltag auf der Schreibmaschine meines Vaters niedergeschrieben.

Mit elf Jahren war ich großer Fan der Groschenromanreihe PROFESSOR ZAMORRA und GESPENSTERKRIMI. Da mich der Aufbau der Geschichten stets fasziniert hat, habe ich mich eines Abends an einer eigenen Geschichte im Stile der Gespensterkrimi versucht. So entstand mein erster “Roman” über sieben Seiten.

 

Fantasyguide: War es für Sie schwierig, einen Verlag zu finden und warum haben Sie sich für den Luzifer Verlag entschieden?

 

Michael Dissieux: Ich habe mich, seit ich sechzehn Jahre alt war, bei unzähligen Verlagen beworben, jedoch nur Absagen und gutgemeinte Ratschläge geerntet.

Einige meiner Kurzgeschichten konnte ich Ende der 90er Jahre in den JOHN SINCLAIR Ausgaben als “Horrorstory der Woche” unterbringen. Dadurch kam ich auch zur Mitarbeit an der Romanreihe JESSICA BANNISTER, da der Lektor des Bastei-Verlages durch meine Kurzgeschichten auf mich aufmerksam geworden war und mich bat, an der Romanreihe mitzuwirken.

An den Luzifer-Verlag bin ich im Grunde durch Zufall gestoßen. Eine Freundin von mir hat mir die Adresse des damals neu gegründeten Verlages gegeben, und ich habe mich mit einer Textprobe und einem Expose beworben, wie bei so vielen anderen Verlagen.

Dass der Verlag sich schließlich für meinen Roman entschieden hat, war pures Glück.

 

Fantasyguide: Ihr Roman „Graues Land“ ist zum Großteil im Präsens – statt des gewöhnlich verwendeten Präteritums – geschrieben. Warum?

 

Michael Dissieux: Warum ich den Roman in der Gegenwartsform geschrieben habe? Weil ich denke, dass ich auf diese Weise den Leser aktiv am Geschehen teilhaben lassen kann. Er liest die Geschichte, als würde sie genau in diesem Moment geschehen. Dadurch, so habe ich mir erhofft, verstrickt sich der Leser tiefer in die Ängste und Gefühlswelten des Protagonisten.

 

Fantasyguide: Die Handlung wird primär aus der Perspektive eines alten Manns beschrieben. Dadurch können Sie die gute, alte Vergangenheit immer wieder mit der der grauen und grauenhaften Gegenwart kontrastieren. Gibt es noch weitere Gründe für die Wahl der Perspektive bzw. der Hauptfigur?

 

Michael Dissieux: Damit es dem Leser, und auch mir, leichter fällt, sich mit dem Mann zu identifizieren. Mir ist es wichtig, dass ich meinen Personen einen Teil von mir selbst einhauchen kann. Sie sollen denken und handeln, wie ich es in einer derartigen Situation - eventuell - tun würde. Und das fällt mir in der Ich-Perspektive leichter.

 

Fantasyguide: In „Graues Land“ wird mehrfach auf die Genregrößen Stephen King und H. P. Lovecraft verwiesen. Sind das auch die Schriftsteller, die sie am stärksten beeinflusst haben?

 

Michael Dissieux: Den Leitsatz des Romans von Stephen King (“Die Welt hat sich weitergedreht”) habe ich gewählt, weil mich der Satz fasziniert hat, seit ich ihn das erste mal in SCHWARZ gelesen habe. Für mich ist es einer der stärksten und aussagekräftigsten Sätze der Horrorliteratur. Zudem wollte ich auf diese Weise auch Stephen King ehren, der mich durch meine schriftstellerischen Anfänge begleitet und motiviert hat. Als großer Fan des Autors war es natürlich das oberste Ziel, irgendwann einmal ein “zweiter King” zu sein. Da ich ein ebenso großer Fan von Lovecraft bin, wollte ich natürlich auch meinen zweiten “Mentor” mit in die Geschichte einfügen.

Da ich sehr Endzeitromanen und apokalyptischen Zombiegeschichten zugeneigt bin, verehre ich natürlich Autoren wie David Moody oder Brian Keene. Aber auch ein Greg F. Gifune steht mit seinen charakterlich tiefgehenden Beschreibungen seiner Protagonisten ganz oben auf meiner Liste von Vorbildern.

 

Fantasyguide: Gibt es auch Autoren außerhalb des Genres, die sie prägen oder geprägt haben?

 

Michael Dissieux: Autoren außerhalb des Horrorgenres gibt es nicht, da ich nichts anderes lese.

 

Fantasyguide: Was macht für Sie persönlich einen guten Horrorroman aus und welches Werk des Genres schätzen sie am meisten?

 

Michael Dissieux: Da ich, wie erwähnt, sehr gerne die beklemmenden apokalyptischen Romane mag, macht für mich natürlich einen guten Roman aus, dass ich während des Lesens in die leeren und stillen Welten eintauchen und am eigenen Leib die Apokalypse miterleben kann. Für mich kommt es dabei sehr auf düstere Atmosphäre, Melancholie und die tiefsten Ängste und Gedanken der Menschen an. Actionreiche Handlung steht dabei für mich an zweiter Stelle.

Ein herausragendes Werk in dieser Sparte ist für mich NACH DEM ENDE von Alden Bell. Die Geschichte eines sechzehnjährigen Mädchens, das in einer von Zombies bevölkerten Welt zur Einzelkämpferin wird und, als sie auf Überlebende trifft, erleben muss, dass die toten Menschen nicht unbedingt die schlimmsten sind.

 

Fantasyguide: Wie entsteht ein Roman aus Ihrer Feder? Gibt es dabei bestimmte Rituale und woher nehmen Sie die Inspirationen?

 

Michael Dissieux: Beim Schreiben gibt es bei mir keine Rituale. Ich sehr Bilder in meinem Kopf, forme sie zu einer Geschichte und schreibe sie auf. Meine Charaktere sind immer ein kleiner Teil von mir, von meinen Ängsten, Ansichten und Handlungen erfüllt. So kann ich an meinen Personen feilen, bis sie mir glaubwürdig erscheinen.

 

Fantasyguide: Was sind Ihre – literarischen und sonstigen - Pläne für die nähere Zukunft?

 

Michael Dissieux: Was meine Pläne betrifft … ich schreibe an einer Fortsetzung von GRAUES LAND und hoffe sehr, dass mein Roman keine Eintagsfliege bleibt.

 

Fantasyguide: Herr Dissieux, vielen Dank für das Interview.

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Graues Land

Autor: Michael Dissieux

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Weitere Infos:


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Erstellt: 02.02.2011, zuletzt aktualisiert: 11.07.2024 19:06, 11519