Rezension von Christel Scheja
Bereits in Jupiter’s Legacy durften die Leser die Brüder Sheldon und Walter Simpson kennen lernen, die zusammen mit ihren Freunden eine abgelegene Insel besuchten und dabei seltsame Kräfte verliehen bekamen, Seit 1932 sind sie deshalb als Superhelden unterwegs und retten die Welt, wo immer sie können. Und nicht jeder ist ihnen dankbar, wie das Prequel Jupiter’s Circle beweist.
Ende der 1950er Jahre ist es ihnen noch immer gelungen, ihre Identität zu bewahren, auch wenn der FBI-Chef Hoover versucht, ihre wahren Namen herauszufinden und sie in den Dienst der Regierung zu zwingen.
Als »Union of Justice« sind Utopian, Lady Liberty, Skyfox, Brainwave, Blue-Bolt und Flare unterwegs, um die Menschen zu beschützen und Verbrecher auszuschalten. Sie kümmern sich auch um andere Menschen in denen Superkräfte erwachen und versuchen ansonsten ein normales Leben zu führen, was nicht immer einfach ist.
Denn langsam aber sicher kristallisiert sich auch heraus, dass sie die gleichen Leidenschaften und Schwächen haben. Eifersucht, Misstrauen, Geheimnisse vor den anderen und schließlich auch Verrat treiben einen immer tieferen Keil zwischen die Brüder und ihre Freude.
Das versuchen die Kräfte, die sie gerne ausschalten würden auszunutzen und so rückt das bittere Zerwürfnis immer näher – es sei denn, sie kommen zur Vernunft.
Die beiden Prequel-Miniserien, die hier zu einem Band zusammengefasst wurden, erzählen die Dinge ausführlich, die in der ersten Serie nur angedeutet und mal im Nebensatz erwähnt wurden. In einer Zeit der Paranoia ist es für die Superhelden nicht einfach, ihre Identität zu bewahren und das bedeutet auch, dass sie sich eigentlich von den normalen Menschen fernhalten sollten. Aber was wenn die Liebe zuschlägt und eine Fremde anziehend wird, die nicht zum erlauchten Kreis gehört? Skyfox muss da eine bittere Erfahrung machen.
Blue-Bolt unterdessen gerät in die Klemme, weil er seinen Neigungen folgt und damit in den Augen des Gesetzes zu einem Verbrecher wird – in dieser Hinsicht ist die Parallelwelt auch nicht besser als die Erde zur gleichen Zeit.
Schließlich kommt auch noch ein anderer Konflikt dazu, der in den 1960er Jahren ganz Amerika erschüttert. Die Rassenunruhen bringen manch einen der Helden dazu, darüber nachzudenken, ob er wirklich das Richtige tut. Denn zur gleichen Zeit begehen Teile der Bevölkerung, die von den Superhelden profitieren, auch Verbrechen gegen einen anderen Teil der Bevölkerung.
Die Serie wirkt deshalb nur auf den ersten Blick naiv und unbescholten, lässt man sich mehr auf den Text ein, erkennt man sehr schnell, dass sie Realität und Phantasie zu einem explosiven Gemisch vermengt, das jedoch gerade für anspruchsvollere Leser interessant ist.
Die Superhelden lassen sich grob Figuren aus dem Marvel- und DC-Universum zuordnen, sind aber keine puren Klone. Ihre Fähigkeiten mögen ähnlich sein, aber das macht sie nicht zu über jeden Zweifel erhabenen Überwesen – eher im Gegenteil: Je mehr der Druck wächst, desto deutlicher beweisen sie, dass sie Menschen sind – mit allen Schwächen. Das ist es auch, was am Ende Eindruck beim Leser hinterlässt und noch eine ganze Weile nachhallt, auch wenn die Geschichte selbst versöhnlich endet.
Fazit:
»Jupiter’s Circle«, die Vorgeschichte von »Jupiter’s Legacy« kann sich sehen lassen – erzählt die Serie doch erst einmal klassische Superhelden-Geschichten vor dem Hintergrund der späten 1950er und 1960er Jahre, bietet aber auf den zweiten Blick wesentlich mehr als vordergründige Action, denn die Figuren sind trotz ihrer Kräfte keine Übermenschen und auch sie stehen oftmals vor Entscheidungen, die Schwächen offenbaren oder aber Konflikte schüren – was die Geschehnisse um so spannender macht, denn nicht alles endet so, wie man es erwartet.
Nach oben