Karenha und Tolvin (Autor: Matthias Deigner)
 
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Karenha und Tolvin

Autor: Matthias Deigner

 

Nachfolgegeschichte zu Taub und Stumm

 

Sie schaute auf den kleinen Jungen der im trockenen Staub der Straße saß, es war schön ihn da so munter zu sehen. Der Junge schaute seine Ziehmutter an und lachte. Er versuchte auch zu sprechen, doch seine Worte konnte die Kriegerin nicht verstehen sie ist taub. Tolvin ging auf alle viere und krabbelte zu der großen Frau hin, sie saß im Schatten eines Olivenbaumes und aß ein Stück Käse. Der Junge wollte wohl auch ein Stück, denn sein Blick war auf den Lederbeutel gerichtet, auf dem der Käse lag. Er hatte es fast geschafft, da purzelte er zur Seite, Karenha lachte herzhaft, der kleine war so ein tapferer Kerl er schrie noch nicht einmal sondern rappelte sich wieder auf und kroch sofort weiter. Die Kriegerin schnitt dem Jungen ein kleines Stückchen ab und gab es ihm direkt in die Hand, er biß mit seinen kleinen Zähnchen ein kleines Stückchen ab und war überglücklich.

 

Die Frau sah in die Landschaft, da entdeckte sie die Staubwolke eines Reiters in einiger Entfernung. Die Gegend war sehr bekannt für Diebe und Räuber und daher packte die Kriegerin alles in ihren Rucksack und setzte Tolvin in den Korb den sie extra für ihn an ihrem Sattel hatte anbringen lassen. Dann richtete sie ihren Waffengürtel, der Reiter hatte sie fast erreicht und wurde auch merklich langsamer, etwa fünfzig Schritte vor ihr hielt er an und rief etwas. Doch die Kriegerin verstand nichts und machte eine Geste der Friedfertigkeit wie sie im allgemeinen gemacht wurde. Auch der Reiter war ein Krieger, er verneigte sich und machte die gleiche Geste. Karenha atmete durch, ein Krieger würde sich daran halten und nur ein wahrer Krieger kannte diese Geste. Der Mann führte sein Pferd langsam näher und sprach weiterhin, bis Karenha ihm mit Zeichen zu Verstehen gab, daß sie nichts hörte. Der Mann lächelte und band sein Pferd am Baum fest, er nahm eine Satteltasche und eine Wasserflasche ab und setzte sich in den Schatten, Karenha tat es ihm gleich und dann aßen die beiden Krieger gemeinsam. Bis Tolvin sich meldete! Der Krieger schaute zu Karenhas Pferd und deutete mit dem Finger auf den Jungen der in seinem Korb saß und bitterlich weinte, die Kriegerin blickte auf und sah den Jungen heulen. Sie stand auf, nahm ihn aus dem Korb und tröstete ihn. Der Junge beruhigte sich schnell, Karenha roch sofort das Problem und wickelte ihn frisch. Der Krieger schaute ihr dabei zu und fragte sich wie die Kriegerin das schaffte.

 

Nachdem sie beide gegessen hatten packte der Krieger seine Satteltasche zusammen und verabschiedete sich, er setzte sich auf sein Pferd und ritt weiter. Die Kriegerin war froh darüber einen Krieger in dieser einsamen Gegend getroffen zu haben, sie hatte zwar keine Angst vor einem Räuber da wußte sie sich zu wehren, aber jeder Kampf bedeutete ein Risiko, daß sie seitdem sie mit Tolvin unterwegs war etwas zu meiden versuchte. Aber es war auch ihr Broterwerb und so mußte sie immer wieder als Leibwache oder als Karawanenwächterin arbeiten. Früher hatte sie ab und an auch Kämpfe in der Arena gemacht, dort konnte man schnell viel Gold verdienen, doch wegen der Gefahr machte sie das nicht mehr. Auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte, ihr Leben hatte sich verändert seitdem der kleine Junge an ihrer Seite war.

 

Karenha packte ihre Sachen zusammen, setzte Tolvin in seinen Korb und schwang sich auf ihr Pferd. Dann ritt sie weiter, sie wollte in die nächste Stadt, von dort wollte sie sich einer Karawane nach Süden anschließen und etwas Gold verdienen, sie hatte es dringend nötig. Im Süden wollte sie auf den Basaren nach einer Anstellung bei einem der Kaufleute suchen, als Leibwache verdiente man gut und war meist auf lange Zeit angestellt. Das war in ihrer Situation wichtig, sie wollte es dem Jungen nicht länger zumuten immer unterwegs zu sein. Vielleicht konnte sie sich sogar ein Kindermädchen leisten?

 

Doch der Weg war noch lang und staubig. Am Abend übernachtete sie im Freien, sie hatte gelernt so leicht zu schlafen, daß die kleinste Bewegung sie wecken würde. Sie schlief mit offenen Augen und diese schienen im Schlaf zu sehen. Mit den ersten Strahlen der Sonne ritt sie weiter, sie wollte möglichst schnell vorankommen, daß war mit dem kleinen Tolvin nicht immer einfach, er konnte nicht zu lange in dem Korb liegen. Dann kam noch der Staub und die Hitze dazu, die auch dem Pferd und ihr selbst zu schaffen machten. Doch die Kriegerin würde nicht auf die Idee kommen länger zu rasten als notwendig.

 

Am frühen Abend erreichten sie eine kleine Siedlung die hauptsächlich aus Zelten bestand. Es gab nur zwei Holzhäuser, eines davon war ein Handelsposten, das andere ein Wirtshaus. Der Handelsposten hatte geöffnet und es herrschte reges Treiben. Es würden Kühe hin- und hergeführt und Felle von erlegten Tieren verkauft. Der Händler tauschte dafür meist mit Lebensmittel, Waffen und Gebrauchsgegenständen, ab und an bezahlte er auch mit Silbermünzen. Karenha stieg von ihrem Pferd und führte es die Straße entlang in Richtung des Wirtshauses. Ein Stallbursche stand in der Nähe der Tür und als er die Kriegerin sah lief er auf sie zu und fragte ob er helfen könne. Darauf konnte die Kriegerin nicht antworten, sie verstand ja nicht einmal was der Junge sagte, aber sie ahnte es. Mit Handzeichen deutete sie an, daß sie ihn nicht hören und auch nicht sprechen konnte. Zuerst starrte der Bursche etwas dämlich ehe er verstand. Die stolze Kriegerin gab dem Jungen eine Silbermünze und deutete auf ihr Gepäck, dann löste sie den Korb mit Tolvin vom Sattel und ging durch die Tür des Wirtshauses hinein. Die Gaststube war noch fast leer, hier und da saßen ein paar Bauern und Jäger. Langsam durchquerte die Kriegerin den Raum, Tolvin schlief bereits und sie wollte ihn nicht wecken. An der Theke gestikulierte sie mit ihren Händen bis der Wirt ihr ein Zimmer zeigte und auch ein Bier und dampfenden Eintopf auf das Zimmer brachte. Sie gab dem Mann zwei Silbermünzen was mindestens das doppelte von dem war das Zimmer und Mahlzeit zusammen kosteten.

 

Die Kriegerin gab gerne mehr Geld für die wichtigsten Dinge aus und sie wußte auch der Wirt würde sie nun nicht weiter stören. Einige Zeit später klopfte der Stallbursche an die Tür, was Karenha nicht hörte. Doch sie fuhr herum als die Tür geöffnet wurde, da plötzlich Licht und der typische Geruch eines Stalls hereinkam. Der Bursche legte das Gepäck der Kriegerin auf den Boden und wollte sofort wieder verschwinden, Karenha gab ihm aber den leeren Bierkrug und bedeutete ihm diesen voll wieder zu bringen. Der Bursche gehorchte und war kurze Zeit später wieder da, er stellte den Krug ab und verschwand auch wieder. Die Kriegerin hatte den ersten Krug schnell geleert, beim zweiten wollte sie sich etwas Zeit lassen. Tolvin sollte auch etwas von dem stärkenden Bier bekommen. Etwas Käse und Brot hatte sie noch im Rucksack. Nachdem sie ihren Eintopf gegessen hatte stellte sie einen Stuhl so vor die Tür, daß diese nicht einfach geöffnet werden konnte. Dann zog sie ihre Rüstung aus. Nachdem sie vollkommen nackt war sah sie an ihrem muskulösen und durchtrainierten Körper herunter, auch das Haar hatte sie geöffnet, es lag lockig auf ihren Schultern. Eigentlich war sie eine schöne Frau, fast perfekt und viele Männer schauten ihr nach, bis sie feststellten, daß Karenha nicht sprechen und auch nicht hören konnte. Dann galt sie nicht mehr viel. Nur ein einziger Mann brauchte sie und der schlummerte gerade ruhig in seinem Korb.

 

Sie schaute liebevoll auf den kleinen Tolvin und streichelte sanft seine Wange, dann hauchte sie ihm einen Kuß auf die Stirn. Nun wollte sie sich den Staub der Straße abwaschen, im Zimmer stand eine Waschschüssel, daneben war ein großer Krug mit Wasser gefüllt und frische Tücher aus Leinen lagen auch da. Nachdem sie sich ausgiebig gewaschen hatte legte sie sich in das etwas zu weiche Bett und schlief sofort ein. Am Morgen erwachte sie sehr früh, Tolvin lag mit offenen Augen friedlich und ruhig in seinem Korb. Karenha schaute ihn an, dann holte sie den Jungen heraus, zog ihn aus und wusch auch ihn gründlich. Nachdem sie ihn gewaschen hatte legte sie sich mit ihm ins Bett. Für die Kriegerin war es sehr angenehm den Jungen auf ihrer Haut zu spüren und so fröhlich wie der kleine Tolvin sie anstrahlte schien es ihm auch zu gefallen. So verbrachten die zwei noch eine ganze Weile im Bett. Doch dann zog die Kriegerin zuerst den Jungen und dann sich selber an, dann packte sie ihre Sachen zusammen und verließ das Zimmer. In der Wirtsstube angekommen stellte sie alles auf einen Tisch und setzte sich auf die Bank die bei dem Tisch stand. Der Wirt brachte ihr einen Krug Bier, frisches Brot, Käse und Butter. Sie aß genüßlich und fütterte auch den kleinen Tolvin, dann machte sie dem Wirt klar, daß sie noch Proviant wollte. Sie gab dem Wirt nochmals zwei Silbermünzen, was mehr als genug war und verließ mit ihren Sachen das Wirtshaus. Im Stall bepackte sie ihr Pferd, sie schaute nochmals ob es dem Roß gut ging, dann führte sie es auf die Straße hinaus. Es war schon erstaunlich viel los, wie nicht anders zu erwarten schauten ihr die meisten Bauern nach. Nachdem sie außerhalb der Stadt war, saß sie auf ihr Pferd und ritt los.

 

Tolvin schien die sanfte Bewegung zu gefallen er jauchzte fröhlich und strahlte glücklich, doch bald war er durch die gleichmäßige Bewegung eingeschlafen. So ritten die beiden bis zur Mittagszeit dann verlangsamte sie das Tempo und suchte einen schönen Rastplatz. Unweit des Weges war ein Fluß, die Kriegerin entschied sich bei der Hitze dort zu rasten, zudem sie dann auch das Pferd ausreichend tränken konnte. Zwischen zwei großen Bäumen legte sie eine Decke auf die Wiese und legte den schlafenden Tolvin darauf. dann nahm sie den Sattel und das Gepäck vom Rücken des Pferdes, löste auch die Zügel und deutete auf den Fluß. Das Pferd schien sofort zu verstehen, es ging auf den Fluß zu und begann zu trinken. Karenha holte die schmutzige Kleidung der letzten Tage aus einem Lederbeutel und wusch alles im Fluß, danach hängte sie alles auf eine Leine die sie zwischen den beiden Bäumen gespannt hatte. Zwischenzeitlich war Tolvin aufgewacht und startete wieder seine Gehversuche, was auch sehr gut klappte.

 

Die Kriegerin beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Ihr Pferd graste mittlerweile friedlich auf der Wiese. Sobald Karenha den Proviant auspackte war für Tolvin das Gehen vergessen, wie ein Geier stürzte er in Richtung Karenhas und purzelte mehr als er lief. Die Kriegerin mußte schmunzeln über den Tollpatsch. Zuerst gab sie Tolvin ein Stück Brot, daß sie mit etwas Bier tränkte, damit es weicher wurde. Der Junge aß gierig und war schnell fertig, wobei seine Augen dauernd auf das Stück Käse starrten und davon bekam er dann auch ein Stück nachdem er das Brot gegessen hatte. Erst dann konnte sich die Kriegerin selbst etwas nehmen. Gerade als sie abbeißen wollte sah sie drei zwielichte Kerle am Fluß entlang laufen. Zwei von ihnen hatten einen Knüppel in der Hand, der dritte einen schartigen alten Krummsäbel. Nachdem die drei Schurken bemerkt hatten das Karenha sie gesehen hatte stürmten sie mit hocherhobenen Waffen los.

 

Die Kriegerin stand auf und hielt sofort ihr Schwert in der Hand, der Dolch lag am Boden, damit hatte sie das Brot geschnitten. Sie ging den dreien entgegen. Die zwei mit dem Knüppel waren schneller als der Mann mit dem Säbel. Der erste hieb zu, die Kriegerin wich elegant aus und stieß ihr Schwert in dem zweiten in den Bauch. Sie drehte sich um ihre eigene Achse und schlitzte den Bauch weit auf. Dann war der Säbelträger da, doch er lief an dem Geschehen vorbei, Karenha ahnte was er vorhatte. Der andere Knüppelträger schlug wieder zu, sie versuchte auszuweichen, doch der Schlag traf ihren linken Arm schwer, der Mann mit dem Säbel hatte Tolvin beinahe erreicht. Sie schlug auf den Mann mit dem Knüppel ein, drehte sich und rannte dem Säbelträger hinterher. Sie hatte den Zweiten mit dem Knüppel zwar getroffen, aber nicht lebensgefährlich verletzt, sein Arm blutete. Doch er war geistesgegenwärtig genug und stürmte hinter der Kriegerin her, zudem sein Kamerad am Boden das Leben ausgehaucht hatte. Der Säbelschwinger hatte den Jungen beinahe erreicht, als die Kriegerin ihn einholte, mit einem Hieb schlitzte sie ihm eine Kniekehle auf, der Mann stürzte um, doch da traf sie der Schlag des Knüppels hart in den Rücken und auch sie fiel vornüber. Der Mann stieß einen Triumphschrei aus und holte zum Schlag aus, der Säbelträger sagte zu ihm er solle sie nicht töten. so verharrte er eine kurze Zeit.

 

Karenha schien das Bewußtsein zu verlieren, der Schlag hatte sie voll erwischt, der ganze Rücken schmerzte und bestimmt wären viele Knochen gebrochen, wenn sie nicht ihre Rüstung angehabt hätte. Sie schaute nach vorne, kurz bevor sie die Augen schloß, sie erblickte den kleinen Tolvin dessen Gesicht schmerzlich verzerrt war, er weinte. Innerhalb eines Augenblickes war die Kriegerin wieder voll da sie spürte den Griff ihres Schwertes drehte sich um und stieß die Spitze der Waffe nach oben. Dort fährt sie tief in die Eingeweide des Räubers, sie zieht das Schwert heraus und schaut neben sich. Der Säbelträger sieht sie erschrocken an und sucht seinen Säbel einen Augenblick zu lange, er spürt wie das kalte Metall von Karenhas Schwert seinem Leben ein Ende setzt. Dann fällt der noch stehende Gauner auf Karenha, die sich dagegen nicht wehren kann.

 

Stunden später wacht die Kriegerin auf, der Räuber liegt noch immer auf ihr und überall ist Blut. Langsam rollt sie die Leiche herunter und schaut nach Tolvin, der sitzt einige Schritte weiter im Gras und rupft dieses aus. Sie zieht ihr Schwert aus dem Körper des letzten getöteten Räubers, dann geht sie zum Fluß und säubert alles.

 

Nachdem sie sich vom Blut ihrer Gegner gereinigt hat geht sie zu der Decke und packt alles zusammen, dann nimmt sie den seelenruhig spielenden Jungen und reitet langsam weiter.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240328092327a64bde7a
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Erstellt: 25.07.2005, zuletzt aktualisiert: 27.09.2016 09:58, 769