Kleine Freie Männer von Terry Pratchett
Reihe: Ein Märchen aus der Scheibenwelt
Rezension von Christoph Weidler
Die neunjährige Tiffany Weh lebt mit ihren Eltern, ihren beiden älteren Schwestern und ihrem kleinen Bruder Willwoll auf einen Bauernhof im Kreideland. Dort geht sie ihren täglichen Arbeiten als Milchmädchen nach und träumt davon eines Tages eine Hexe zu sein. Mit ein bisschen Magie wäre das Leben doch so viel leichter. Doch Hexen sind in der Grafschaft wo sie lebt verboten, und da sie eigentlich ihr Leben so wie es ist mag, bleiben es Tiffanys kleine Tagträume während sie ihren Tätigkeiten nachgeht.
Als sie eines Tages auf ihren Bruder Willwoll aufpassen soll und mit ihm gemeinsam an den Fluss geht, zeigt ein Wasserdämon großes Interesse an Tiffanys Bruder Willwoll. Energisch ergreift Tiffany die Initiative und beschützt ihren Bruder indem sie den Wasserdämonen mit einem gut gezielten Schlag mit der Bratpfanne in die Flucht schlägt. Eine Tat, welche nicht unbeobachtet bleibt.
Zuhause lässt Tiffany das Erlebte keine Ruhe, zumal sie sich sicher ist diesen Wasserdämonen schon einmal gesehen zu haben. Sie erinnert sich, und als sie in ihrem Märchenbuch nachschlägt findet sie ein Bild des Wasserdämonen, namens Jenny Grünzahn. Aber wie kann das sein, es ist doch nur ein Geschöpf aus einem Märchen? Tiffanys kleines Weltbild ist erschüttert und sie macht sich gezielt auf die Suche nach weiteren Informationen zu dem Wasserdämon Jenny Grünzahn. Als in dem Dorf in der Nähe ein Markt mit fahrenden Händlern und Lehrern stattfindet, sammelt Tiffany die übliche Bezahlung von Eiern, Gemüse und anderen Lebensmitteln zusammen und trifft dort auf Miss Tick. Miss Tick verspricht laut ihrem Schild vor ihrem Zelt „Ich kann dich eine Lektion lehren, die du so schnell nicht vergisst“ und Tiffany mutmaßt das sie eine Hexe ist und ihr somit auf alle Fälle weiterhelfen kann. Immerhin Miss Tick hat keinen spitzen Hut, wie es eigentlich für eine Hexe üblich wäre, aber Tiffany vermutet das der Name Tick von Mystik herleiten könnte, des weiteren trägt Miss Tick schwarze Kleidung und wie sonst sollte sich die sprechende Kröte erklären die auf Miss Ticks Hut hockt.
Und in der Tat, Miss Tick weiß Bescheid. Sie hatte Tiffanys Tat beobachtet und bei einigen Nachforschungen herausgefunden, dass das Feenland demnächst mit der realen Scheibenwelt kollidieren und sich verbinden wird und jetzt schon immer mehr Wesen aus der Feenwelt ihr Weg hierher gefunden haben.
Tiffany macht sich durch die für sie etwas verwirrenden Neuigkeiten auf den Rückweg. Dort trifft sie auf weitere wundersame Wesen. Sie macht die Bekanntschaft mit kleinen ungefähr fünfzehn Zentimeter großen, blauen, weil tätowierte Haut, in schottischen Kilt gewanden, mit Schwertern bewaffneten und sich vor nichts fürchteten Wesen mit roten Haaren und Bärten: dem Volk der „Wir-sind-die-Größten“. Auch sie haben Tiffanys Tat gegen dem Wasserdämonen beobachtet, und da sie gerade eine Hexe suchten, welche, wie Hexen so üblich, selbstbewusst, direkt, und ohne Furcht ist, denken sie sie haben diese in Tiffany gefunden. Und sie bringen den ganzen Hof durcheinander, da sie versuchen Tiffany jeden Wunsch regelrecht von den Lippen abzulesen. Und da kann z.B. ein Wunsch „Ich wünsche mir das die Katze keine kleinen Vögel mehr jagt“, doch größere und recht humorvolle Folgen haben als eigentlich gedacht.
Als Tiffany wieder zum Dorf geht, um bei Miss Tick Informationen über das Volk „Wir-sind-die-Größten“ zu erhalten, muss sie feststellen das der Markt schon vorbei ist und die Lehrer weitergezogen sind. Einzig, zu ihrer Überraschung, findet sie die zurückgelassene Kröte von Miss Tick. Wie Tiffany von der Kröte erfährt hat Miss Tick sie voller Absicht für Tiffany zurückgelassen, da sie ihr mit Rat und Tat bei ihren Fragen zur Seite stehen kann.
Doch dann überschlagen sich die Ereignisse. Tiffanys Bruder Willwoll ist spurlos verschwunden, einige der „Wir-sind-die-Größten“ vermuten er wurde in das Feenland verschleppt. Zusammen mit der Kröte, dem Volk der „Wir-sind-die-Größten“ und mit einer stabilen Bratpfanne bewaffnet macht sich Tiffany auf den Weg ihren Bruder aus den Klauen der Herrscherin des Feenlandes zu befreien ...
Fazit:
Nachdem bisher „Der Tod“, die „Wache“ und das „Hexen-Dreiergespann“ meine persönlichen Favoriten aus Pratchetts Scheibenwelt waren, gesellen sich nun neue „Lieblinge“ dazu. Mit den Büchern aus „Märchen von der Scheibenwelt“, die nach „Maurice, der Kater“ hier mit „Kleine Freie Männer“ ein zweites Band aus den Randregionen und –geschichten der Scheibenwelt erfahren hat, sind sie zu meinen „Lieblingen“ geworden.
In „Kleine Freie Männer“ spielt Pratchett gekonnt mit einer Mischung aus Anlehnungen an bekannte Märchen wie z.B. „Die Schneekönigin“ oder „Der kopflose Reiter“ in Verbindung mit seiner ganz eigenen Gesetzen der Scheibenwelt und rundet es ab mit wunderbar dargestellten Protagonisten in einer märchenhaften humorvollen Story. Ich habe den Roman regelrecht verschlungen und hoffe Pratchett wird uns mehr von diesen „Märchen aus der Scheibenwelt“ servieren. Ein Lesegenuss für Jung und Alt.