Rezension von Christel Scheja
“Kleopatra und der Mantel der Macht” ist nach „Ramses II. und die Tauben des Friedens“ sowie „Alexander der Große“ und die Grenzen der Welt“ der dritte Band aus der Feder der 1952 geborenen Autorin Maria Regina Kaiser, die nach ihrem Studium der Alten Geschichte, Archäologie und Hispanistik erst in der Forschung arbeitete und später dann freie Autorin wurde, unter anderem von Titeln über andere große Königinnen der Ptolemäer.
Zwar ist Ägypten im ersten Jahrhundert vor der Zeitenwende nicht mehr die Großmacht, die sie einmal war, aber immer noch eines der bedeutenden Reiche im Mittelmeerraum. Vor allem das erstarkende römische Reich wirft ein Auge auf die Kornkammer, die viele Probleme im Herzen des Reiches lösen könnte, bekäme man sie ganz unter Kontrolle.
Doch noch herrschen die Ptolemäer über das Land, die Nachfahren eines der Weggefährten von Alexander dem Großen. Doch die Gelegenheit scheint günstig zu sein, ist der letzte Herrscher doch sehr willensschwach und seine Kinder durch ihre Berater untereinander zerstritten.
Julius Caesar, von seinem Volk für ein Jahr zum Diktator bestimmt, besucht das vom Geschwisterkrieg zerrüttete Land und lernt Kleopatra VII. kennen, die mit ihrem jüngeren Bruder eigentlich gemeinsam über das Land herrschen sollte. Er verhilft ihr zur Macht, schenkt ihr aber auch einen Purpurmantel und die Sklavin, die sich um ihn kümmern soll. Was die Herrscherin nicht weiß: Die zwölfjährige Syris soll Berichte über das schreiben, was sie zu sehen und zu hören bekommt. Damit verdient sie sich in zwanzig Jahren die Freiheit.
Und so wird das Mädchen eine der Wegbegleiterinnen der strahlenden ägyptischen Herrscherin bis zu deren Ende. Aus dem anfänglichen Gehorsam wird bald Bewunderung und ehrliche Treue...
Der Band konzentriert sich ganz auf die schillernde letzten Herrscherin des altehrwürdigen Reiches und beschreibt in erster Linie das Leben in ihrem direkten Umkreis, weniger das des Volkes im hellenistischen Ägypten. Schlaglichtartig erfährt man so eine ganze Menge über die Höhepunkte und Tiefschläge, seit sie ihre Geschwister ausgebootet hat und nun alleine über das Land herrscht.
Die Beziehungen zwischen Kleopatra und Caesar oder Markus Antonius bleiben auf einem eher harmlosen Niveau, da sich das Buch in erster Linie an junge Leser ab zehn richtet, aber sie werden auch nicht ganz unter den Tisch gekehrt, Eifersuchtsszenen darf die Ich-Erzählerin auch schon einmal miterleben.
Die munteren und mit einem Augenzwinkern erzählten Spielszenen werden immer wieder von Sachbuchkapiteln unterbrochen, in der die vorher angesprochenen Themen vertieft werden. So erfährt man einiges mehr über Kleopatras direkte Familie und Vorfahren, aber auch über die politischen Entwicklungen in Rom und die Männer, die ihr Leben nachhaltig beeinflussen sollten. Auch auf die Stellung der Sklaven zu dieser Zeit wird genauer unter die Lupe genommen.
Alles in allem vermittelt „Kleopatra und der Mantel der Macht“ antike Geschichte sehr anschaulich und lebendig, dass bereits junge Leser ihren Spaß an dem Sachbuch haben werden.