Kolumne: Wolle bekannt werden?
Autor: Holger M. Pohl
Ja, manche Leute wollen unbedingt bekannt werden. Das ist ja zunächst nicht einmal verwerflich. Dass das auch nicht immer ganz umsonst ist, sollte auch jedem bekannt sein. Und manche verdienen damit ganz gut. Was auch noch nicht die verwerflichste aller Sachen ist. Insofern alles im grünen Bereich. Oder?
Wie es mittlerweile hinlänglich bekannt sein sollte, habe ich so ein gaaaaanz kleines Problem damit, DKZV als echte Verlage zu sehen. Auch wenn sie das gerne wären. Sie sind es aber nun mal nicht! Wie ich also so auf die Verteilerliste eines DKZV komme und der mich tatsächlich per Email dazu einlädt, an seiner Herbst-Anthologie teilzunehmen … verschließt sich meiner Erkenntnis und ich betrachte es als Scherz. Ernst können die das nicht meinen! Aber ich amüsiere mich ja gerne …
Die Rede ist vom Novum-Verlag. Zu diesem gehören bekanntlich die Ableger Vindobona Verlag und United p.c.-Verlag. Oh, ich muss mich verbessern: Die Rede ist vom Novum-Pseudoverlag mit seinen Pseudoverlag-Ablegern. Neugierig wie ich bin, habe ich mir aber mal einen Blick auf die Teilnahmebedingungen gegönnt.
Fängt ja schon mal günstig an. 39 Euronen (plus MwSt.) für eine Seite. Oder besser doch den Frühbucher-Rabatt buchen. So wie wenn man Urlaub frühbucht. Macht dann nur 35 Euronen plus MwSt. Alles in allem doch ein wahnsinnig gutes Angebot … zumindest für den Verlag.
In Abwandlung aus der Bibel „Die Offenbarung des Johannes, 13. Kapitel“ sage ich mal: Wer rechnen kann, der rechne mal. Denn das ergibt eine tolle Zahl!
Lassen wir der Einfachheit halber einmal die Mehrwertsteuer weg und nehmen den Frühbucherrabatt und setzen die Seitenzahl bei 400 an (die letzten Anthos dieses Pseudoverlages hatten alle so knapp um die 400 Seiten), dann bekommt dieser DKZV alleine aus den Teilnahmegebühren 14000 Euronen. Gehen wir an dieser Stelle einmal davon aus, dass die Auflage bei 500 liegt und so ein Buch (von mir bekannten Verlegern bestätigt) maximal 3 Euronen in der Herstellung kostet (da sind Cover und diverse andere Dinge, die der Pseudoverlag vielleicht macht und deren Kosten der Pseudoverlag vielleicht übernimmt) schon eingerechnet. Sind wir also bei 1500 Euronen für die Herstellung.
Lasst mich weiter großzügig sein und sagen dazu kommen noch 1500 Euronen an anderen Kosten. Sind wir summa summarum bei 3000 Euronen Ausgaben gegenüber gesicherten 14000 Euronen an Einnahmen. Differenz zu Gunsten des Pseudoverlages: 11000 Euronen. Nette Gewinnspanne, oder?
Diese Rechnung sollte jede Autorin, jeder Autor einmal aufmachen, die oder der denkt, es sei völlig in Ordnung bei einem DKZV zu veröffentlichen! Abgesehen davon, dass es grundsätzlich nicht in Ordnung ist, wenn Autorinnen oder Autoren etwas für die Veröffentlichung an den Verlag bezahlen, hat das schon etwas Abzockerhaftes an sich. Aber es gibt Menschen die wollen einfach um jeden Preis veröffentlichen. Egal was es kostet! Und davon leben solche Pseudoverlage sehr gut! Denn ich befürchte einfach trotz jeder Warnung werden sich genügend Veröffentlichungswütige finden, die dieser Ausschreibung auf den Leim gehen werden.
Und wer es immer noch nicht glaubt: Einfach mal nach Novum-Verlag und Erfahrungen googlen.
Aber bis dahin ist es – das Geld gesehen – noch nicht genug. Honorar gibt es nämlich keines, denn wie heißt es doch:
Beiträge in der Anthologie stellen eine Werbung für die Teilnehmer dar. Die Bezahlung eines Honorars ist leider nicht möglich.
Bedeutet: Jedes Werk, das verkauft wird, ist eine weitere Einnahme für den Pseudoverlag. Eine Anthologie kostet da in der Regel so um die 19,90 Euronen brutto, macht also etwa 16,70 Euronen netto. Jeder Cent davon fließt an den Pseudoverlag! Und der schöne Satz mit der Werbung für die Teilnahme … Augenwischerei. Anthologien im deutschen Sprachraum sind nicht einfach an die Frau oder den Mann zu bringen. Vor allem nicht über die üblichen Verkaufswege! In der Regel sind da die teilnehmenden Autoren in erster und hauptsächlicher Linie die verkaufs- und werbefördernde Triebkraft. Der Pseudoverlag selbst hat ja schon seinen Profit gemacht. Warum also Geld ausgeben, wenn das Ding eh schon genügend Gewinn abgeworfen hat? Rechnet Euch selbst aus, was es diesem Pseudoverlag noch einbringt, wenn die 500 Exemplare – selbst mit Autorenrabatt (!) – am Ende verkauft sind.
Es gibt – und das muss an dieser Stelle gesagt werden – durchaus seriöse und in der Regel Kleinverlage, die mit Begeisterung, Enthusiasmus und Idealistisch hervorragende Anthologien herausbringen. Doch die machen das für die Autoren kostenlos. Weil es eben Verlegerinnen oder Verleger sind, die hier etwas in die Hand genommen haben. Sie legen vor! Es gibt im Allgemeinen nur eine Voraussetzung bei diesen seriösen und ehrenwerten Verlegerinnen und Verlegern: Die Geschichte muss gut sein! Ist sie es nicht, wird sie nicht veröffentlicht. Das ist dann Pech, aber der Verlag ist so ehrlich und sagte eben „Niet“ und lässt sich auch nicht bestechen.
Anders Pseudoverlage, die in erster Linie am Autor verdienen. Beim Pseudoverlag spielt die Qualität der Geschichte nur eine sehr, sehr untergeordnete Rolle: Veröffentlicht wird, was Geld bringt – das Geld der Autoren!
Wenn also jemand in einer Anthologie erscheinen möchte und glaubt, dass die Geschichte gut ist, dann, liebe Autorinnen und Autoren, seht Euch bei diesen seriösen Verlagen um – nicht bei Pseudoverlagen wie Novum oder anderen, hinlänglich bekannten DKZV.
Und lasst Euch nicht von Sätzen wie
Die Anthologien werden auf großen Buchmessen präsentiert – der Frankfurter Buchmesse, der Buch Wien und auf der Leipziger Buchmesse. Zusätzlich werden die Anthologien Zeitschriften, Fernseh- und Radiostationen vorgestellt und zur Rezension angeboten.
blenden! Ich bin ziemlich regelmäßig auf der Frankfurter Buchmesse und war auch schon desöfteren in Leipzig. An den Ständen der DKZV sieht man in der Regel zweierlei Arten von Menschen: Entweder das Standpersonal, also Beschäftigte des Pseudoverlages, oder Autorinnen und Autoren, die ihr ausgestelltes Buch betrachten. Der Normalbesucher wie ich geht daran vorbei.
Ich weiß aber auch, dass es wie Don Quichotes Kampf gegen die Windmühlenflügel ist, wenn ich und viele, viele andere immer wieder vor DKZV warnen. Wenn ich in Foren oder sonst wo lese „Ich will mein Buch veröffentlicht sehen und bin bereit, dafür zu bezahlen!“, dann weiß ich, dass Tag für Tag genügend aufstehen, die eben genau das machen werden: Für die Veröffentlichung bezahlen! Und es wird diesen Pseudoverlagen gut gehen und sie machen ihren Reibach. Doch wenn wir, alle Warner, einen von Tausend davon abhalten können, sein Geld aus dem Fenster zu werfen, dann sehen wir das als Erfolg. Steter Tropfen höhlt den Stein und vielleicht zerbricht er irgendwann. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt!
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