Kryonium (Autor: Matthias A. K. Zimmermann)
 
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Kryonium von Matthias A. K. Zimmermann

Rezension von Frank W. Werneburg

 

Verlagsinfo:

Gefangen an einem unbekannten Ort, schmiedet der Erzähler heimlich Fluchtpläne. Die Tatsache, ohne Erinnerungen zu sein, erschwert das Vorhaben. Doch der Drang, endlich auszubrechen aus diesem furchteinflößenden, schneeverwobenen Schloss, lässt ihn jedes Risiko eingehen. Und so gerät der Erzähler immer tiefer hinein in einen wirren Strudel aus rätselhaften Begegnungen und magischer Paranoia, die er spielerisch zu entschlüsseln hofft, was ihn letztlich zum Ursprung seiner Erinnerungen führt.

 

Rezension:

Ein Schloss auf einer Insel. Niemand darf es verlassen. Niemand kann es verlassen, denn sobald man versucht, das stets von einem Nebel bedeckte Wasser zu überwinden, wird man von einem Tentakelmonster gefressen. Und doch denkt jeder an Flucht. Die Verhältnisse sind einfach zu ungastlich. Selbst als Leiter der Lichtwerkstatt fehlen einem einfach viel zu viele Freiheiten.

 

Wenn Matthias A. K. Zimmermanns Roman eines ist, dann außergewöhnlich. Hält man ihn zunächst für ins Fantasy-Genre gehörig, ändert sich plötzlich alles, und man findet sich in einem Roman über einen psychisch gestörten Protagonisten wieder. Wirklich? Viel mehr kann hier nicht verraten werden, ohne dass es viel zu viel vorwegnehmen würde. Eine große Priese SciFi spielt jedenfalls auch eine Rolle. Selbst die Persönlichkeit des Protagonisten bleibt lange ein Rätsel, das erst mit einem überraschenden Wechsel der Erzählperspektive vom Ich-Erzähler zum neutralen Beobachter (zumindest teilweise) aufgelöst wird. Schon die Überschriften der Hauptkapitel »Amnesie«, »Monotonie« und »1, 10, 11, 100, 101, 110, 111, 1000, 1001« verraten einen gewissen philosophischen Touch. Bei »1, 10, 11, 100, 101, 110, 111, 1000, 1001« war mir allerdings sofort klar, dass es sich hier um binäre Zahlen handelt. Diese Erkenntnis kam für mich in der Handlung also alles andere als überraschend.

 

Beim Lesen dieses Buches stolpert der Leser immer wieder über Ungereimtheiten, die jeder Logik zu widersprechen scheinen. Nach der jeweils nächsten großen Wendung innerhalb der Geschichte klären diese sich jedoch stets auf überraschende Weise logisch auf. Aber Vorsicht! Vieles relativiert sich später wieder und erweist sich selbst als Trugschluss. Die ganze Erzählweise kann man wohl nur als experimentell bezeichnen, das Ende auch. Obwohl der Stil des Autors angenehm lesbar ist, spiegelt sich dieser Grundcharakter des Buches teilweise auch hier wieder. Kurz gesagt: Dieses Buch stellt alle aufkommenden Erwartungen stets wieder auf den Kopf.

 

Fazit:

Experimentierfreudigen Freunden phantastischer Literatur kann dieses ungewöhnliche Buch empfohlen werden.

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Buch:

Kryonium

Autor: Matthias A. K. Zimmermann

Gebundene Ausgabe, 324 Seiten

Kulturverlag Kadmos, 28. Oktober 2019

Nachwort: Stephan Günzel

Cover: Matthias A. K. Zimmermann

 

ISBN-10: 386599444X

ISBN-13: 978-3865994448

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 29.03.2020, zuletzt aktualisiert: 15.08.2024 19:36, 18459