Last Order von Germaine Paulus
… und andere dunkle Geschichten
Rezension von Michael Schmidt
Verlagsinfo:
Aus verschwitzten Clubs ins Hinterland, wo Böses mit Bösem bekämpft wird … tief in den Bauch der Stadt, wo illegale Kämpfe anders enden als geplant … durch alte Herrenhäuser und traurige Gedanken hin zu frechen Feen, Social-Media-affinen Voodoo-Priestern, Tentakeln an unüblichen Stellen, pragmatisch denkenden Hexenmüttern, etwas anderem Coming of Age und Märchen, die nicht gut enden … sitzt der Tod auf der Treppe … bis zum Ende der Welt …
Germaine Paulus ist Autorin der etwas anderen Kriminalromane um den Kommissar Gerd Wegmann und einfach eine beeindruckende Stimme deutschsprachiger Literatur. Bevor ich Pfuhl gelesen hatte, lernte ich das Werk der Autorin anhand ihrer Kurzgeschichten kennen und so war es mir eine große Freude, als Last Order erschien.
Enthalten sind 26 Geschichten, von denen 12 noch unveröffentlicht waren, die anderen verstreut erschienen, einige in den Basement Tales. Die älteste Story Porzellan wurde 2004 geschrieben, ist aber eine Erstveröffentlichung. Surreal, packend und unterschwellig auch ein wenig komisch. So wie viele der Geschichten, die oft provozierend sind, direkt und intensiv, aber sich selten in eine Norm pressen lassen.
Die älteste veröffentlichte Geschichte ist von 2007. Kommissar Gerd Wegmann erlebt in Ein perfekter Tag seinen nächsten Auftritt nach dem Debüt im Roman »Pfuhl«.
Gerd Wegmann und sein junger Kollege sind die Randfigur in dieser absurden Geschichte, die an Auf der Suche nach Natascha von Madison Smartt Bell erinnert. Vier eigentlich nicht zusammenhängende Geschichten, die sich an einem Ort treffen, da sich alles um eine Frau und ihren Hund dreht. Das ist so schräg, komisch und auch überraschend und der Situation bedingt, das ist einfach herrlich und lesenswert. Auch wenn Wegmann wirklich nur wie ein Pausenfüller wirkt.
Die zweitälteste erschienene Geschichte ist Große Liebe von 2011, die zuerst eher konventionell daherkommt. Rollenspiele sind das Thema und wehe, die werden lebendig. Am Ende hat die Geschichte eine Wendung, die zeigt, gewöhnlich kann Germaine Paulus nicht.
Kill your Darlings, Inc. aus Der unmögliche Mord zeigt eine gehörnte Ehefrau, eine Geliebte, eine Firma, Zeitreisen und ein besonderer Trick sind die Zutaten dieses äußerst intelligenten und erfrischenden SF Krimis, der zu den Höhepunkten der Sammlung gehört.
Das soll es mal als Vorstellung einzelner Geschichten genügen. Thematisch ist die Sammlung bunt. Surreales, Zombies, Geisterjagd, Zeitreise, Tentakel, Voodoo, Missbrauch, es geht querbeet, verbindend ist immer die ganz spezielle Erzählstimme der Germaine Paulus.
Insgesamt, so mein Fazit, hätten es auch weniger Geschichten getan, 256 Seiten sind es geworden und keine Komplettsammlung, sondern ein Auszug aus Germaine Paulus Schaffen.
Doch das ist das einzige, kleine Makel. Lesenswert ist »Last Order« allemal. Wer sich nicht fürchtet, erlebt eine Reise durch die Abgründe der menschlichen Seele. Manchmal versöhnend, aber oft genug verstörend und aufrüttelnd, niemals kalt lassend und oft überraschend.
Lesen, was bleibt dem interessierten Leser sonst übrig. Es lohnt sich!
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