Leichenblass von Chandler McGrew
Rezension von Tanja Elskamp
Rezension:
Chandler McGrew legt mit dem Thriller Leichenblass sein viertes Werk vor. Im Januar 2007 veröffentlichte Knaur diesen Titel in deutscher Sprache als Taschenbuch, übersetzt von Sabine Schilasky, und verlieh ihm sogleich den Titel „Krimi des Monats“.
Jack Crowley muss sich seiner Vergangenheit stellen. Sein Onkel ist gestorben und nach langem Bitten entschließt Jack sich, in seine ehemalige Heimat zu fahren, um dem Toten dort die letzte Ehre zu erweisen. Dort trifft er auch wieder auf Mandi, seine große Liebe, und lernt deren taubblinden Sohn Pierce kennen. Pierce ist in letzter Zeit recht auffällig und behauptet wiederholt, etwas Unheimliches gehört zu haben, etwas Bedrohliches in der Umgebung wahrzunehmen. Pierces Aufregung erregt Besorgnis bei der Mutter, doch wirklich greifbar scheinen die Ahnungen des Jungen nicht zu sein. Wie ernst diese Wahrnehmungen zu nehmen sind, soll sich jedoch noch herausstellen. Nicht nur Mandi, sondern auch Jack und sein Partner Cramer werden in das Gebaren einer übernatürlichen Macht gezogen, vor der Cramers Großmutter Memere, eine Houngon, eine Voodoo-Priesterin, ihren Enkel immer gewarnt hatte …
„Leichenblass“ ist nicht einfach ein Thriller, sondern es ist eine Geschichte, die das Übernatürliche einbezieht. Es sind die Geister, die hier die wahre Bedrohung darstellen. Die Geister der Vergangenheit, denen man sich irgendwann unweigerlich stellen muss, und die Geister der Gegenwart, die schicksalsweisend sein können.
McGrew hat die Elemente des Voodoo sehr geschickt in die Handlung eingeflochten, um das Ganze noch dichter und atmosphärischer zu gestalten, und dankenswerter Weise hat er dabei die üblichen Klischees weitgehend außer Acht gelassen. Die Magie und die Beschwörungen von Memere wirken durchaus authentisch, sind nicht aufgesetzt und vermögen es nicht in völlig phantastischer Manier, ganze Berge zu versetzen.
Auch hinsichtlich des Jungen Pierce agiert der Autor vorsichtig mit Klischees und es wird deutlich, dass McGrew sich mit diesem Thema und dem Alltag Taubblinder auseinandergesetzt hat und im Buch nicht einfach nur schlichte Effekthascherei betrieben werden soll.
Fazit:
Durch die bedacht aufgebaute Atmosphäre entwickelt sich zwar langsam, jedoch stetig eine Spannung, die den Leser rasch alles andere vergessen lässt und ihn mitten in die Handlung zieht. Bilder im Kopf des Lesers, die die Kulisse nachbilden, lassen nicht allzu lang auf sich warten.
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