Hörbuch
Rezension von Ingo Gatzer
Rezension:
Im Jahr 2025 scheint die Antwort auf den immer größer werdenden Energiehunger der Menschheit gefunden. Der Energieträger Helium-3, ein Element, das in großen Mengen auf dem Mond der Erde zu finden ist, wird zum Ziel eines Wettlaufes, den sich die Großmächte USA und China liefern. Die Vereinigten Staaten erreichen mit Hilfe der Technologien des Mega-Konzerns Orley zuerst das Ziel. Dessen Chef Julian Orley veranstaltet mit einigen schwerreichen Weltraumtouristen eine Reise zum Mond, um Investoren für seine Visionen gewinnen. Doch einigen skrupellosen Kriminellen ist jedes Mittel Recht, um das zu verhindern. So wird aus dem lunaren Ausflug bald ein Kampf auf Leben und Tod.
Frank Schätzing gelang mit seinem fünften Roman "Der Schwarm" der internationale Durchbruch. Der Wissenschaftsthriller des lange in der Werbebranche tätigen Schriftstellers wurde mit dem Kurd-Laßwitz-Preis, dem Deutschen Science Fiction Preis, der Goldenen Feder und dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. Statt - wie ursprünglich geplant - eine Fortsetzung zu diesem Erfolgsroman zu verfassen, wendet Schätzing mit "Limit" seinen Fokus von der Tiefsee auf den Weltraum.
"Limit" ist kein Thriller, der zufällig im Jahr 2025 spielt, sondern vielmehr eine komplexe Zukunftsvision. Schätzing nimmt die Genrebezeichnung "Science Fiction" ernst, indem er aktuelle Entwicklungen und neuste Forschungen konsequent weiterdenkt und deren Entwicklungen in sein Werk einbaut. Hier zeigt sich wie akribisch Schätzing für seine Werke recherchiert. So werden dem Leser etwa Kleidungsstücke mit medizinischen Funktionen oder die Möglichkeiten von Quantenchips präsentiert. Dabei ist aber keine Idee so fantastisch, dass sie nicht in 15 Jahren Realität sein könnte. Dadurch und durch das Aufgreifen von diversen (bald) aktuellen Menschheitsproblemen wie etwa der Vermüllung des Weltraums erhält "Limit" große innerfiktionale Glaubwürdigkeit.
An einigen - leider wenigen - Stellen deutet der Autor sein komisches Talent an. Dass kann recht harmlos sein, wie bei der Darstellung der Widrigkeiten von Sex in der Schwerelosigkeit. Aber auch bitterböse, wenn er seine Figuren über das neueste Musical "9/11" diskutieren lässt, wobei besonders die Sangeskünste des Mannes gelobt werden, der Osama Bin Laden spielt.
Gerade im letzten Drittel von "Limit" versteht es Schätzing, Spannung zu erzeugen und über längere Zeit auf einem hohen Niveau zu halten. Auch wenn einige Hörer schon recht früh den kriminellen Drahtzieher hinter den Ereignissen erkannt haben dürften, gelingt es dem Autor dennoch sie durch überraschende Ereignisse und Steigerungen der Intensität immer wieder zu "packen". Bis dahin hat das 22 CDs umfassende Hörbuch aber an manchen Stellen einigen Längen, besonders wenn Schätzing seine Figuren wiederholt reale oder fiktive historische Zusammenhänge referieren lässt.
Dem Autor ist es gelungen, seine Charaktere sowohl überzeugend als auch interessant zu zeichnen. Allerdings drohen allen Hörern, die "Limit" nicht genug Aufmerksamkeit schenken, angesichts der Vielzahl der Figuren einige Verwirrungen. Da ist es ein schöner Service, dass im Booklet auf immerhin sechs Seiten noch einmal die wichtigsten Personen vorgestellt werden.
Vorgetragen wird "Limit" vom österreichischen Schauspieler und Musiker Heikko Deutschmann, der in kleineren Rollen auch schon in Krimiserien wie "Tatort" oder "Polizeiruf 110" zu sehen war. Seine Talent als Hörbuchsprecher hat er unter anderem bei "Der Name des Windes" von Patrick Rothfuss bewiesen. Auch hier zeigt er mit seiner angenehmen Erzählstimme eindrucksvoll, wie man Hörer mitreißen kann, etwa indem er das Sprechtempo senkt um Spannung zu erzeugen oder es bei actionreichen Sequenzen erhöht. Sehr gut und mit überzeugender Intonation spricht er gerade gegen Ende Charaktere in Extremsituationen. Allerdings wäre es wünschenswert gewesen, wenn Deutschmann den Figuren durch seine Stimme mittels heterogener Modulation eine größere Unterscheidbarkeit verliehen hätte. Bei einem so umfangreichen Personal wie dem in "Limit" ist das aber natürlich auch schwer zu realisieren.
Fazit:
Trotz einiger Längen gelingt Frank Schätzing mit "Limit" in der Hörbuchfassung eine überzeugende, intelligente und gegen Ende überaus spannende und rasante Zukunftsvision.