Lucius (Die Gilde Bd. 2)
 
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Lucius

Reihe: Die Gilde Bd. 2

Rezension von Christian Endres

 

Wir erinnern uns: Im ersten Album stolperte Alchemisten-Lehrling Astraban in einen städtischen Kleinkrieg der Reichen, Einflussreichen und Mächtigen. Das kostete ihn seine Unbeschwertheit, seine Träume, seine Familie, seine Freunde, seine Identität und sogar in mehr als einer Hinsicht sein Leben. Doch auch als Handlanger und nunmehr Teil des aggressiven kriminellen Netzwerks in der konsequent anthropomorphisierten, mittelalterlichen Fantasy-Stadt wird Astraban nicht glücklich – im Gegenteil. Von seinem voraussehbaren Fall, seinem neuerlichen, unverhofften Aufstieg und seinem abermaligen Absturz berichten Texter Dragan und Zeichner Martín in diesem zweiten Band, den Ehapa mit erfreulich wenig Abstand zum französischen Original veröffentlicht.

 

Trotzdem: Für den Veröffentlichungsrhythmus stimmt der Takt der Story einfach nicht. Mehr Eskalationen als Erklärungen – das befriedigt einen nach gut einem Jahr nur bedingt. Sicherlich, das Artwork und die Stimmung sind wie schon im ersten Teil wirklich gelungen. Doch auch wenn man sich in etwa ausmalen kann, was nun als nächstes im Leben von Jammerlappen Astraban geschieht – der Aufbau wirkt einfach nicht stimmig. Wenn unter dem letzten Panel des Albums »Ende der Episode« steht, dann trifft es das noch am ehesten: Eine Episode ist zu Ende gegangen. Und ja, viele Episoden dieser Art werden am Ende womöglich ein stimmiges Gesamtbild ergeben – für sich genommen bleibt es damit aber zu wenig für Lucius, so liebevoll das toll gezeichnete Städtebild aus bekannten Versatzstücken auch zusammengezimmert ist. Was bei monatlicher Erscheinungsweise ohne Frage fesselnd wäre, verliert bei Wartezeiten von einem Jahr oder mehr einfach den Reiz und gibt zu wenig her.

 

Es war schon das Hauptproblem des ersten Bandes, dass Transparenz und Stringenz der Story zu wünschen übrig ließen, während Setting, Atmosphäre und Artwork auf Anhieb überzeugten. Im Großen und Ganzen hat sich also nicht viel geändert – Zeichnungen und Hintergrund sind immer noch höchst appetitlich, währenddessen die Geschichte selbst ihren Fokus einfach nicht erweitert bekommt. Sieht man einmal davon ab, dass man sich inzwischen wesentlich besser mit Astraban und seiner leidgeplagten Unwissenheit – schließlich gehen er und sein Leser hier im Gleichschritt nebeneinander einher - identifizieren kann, fehlt der Geschichte immer noch ein großes Stück Entschlossenheit, die gezeigten Ereignisse auch in einen Zusammenhang zu rücken.

 

Schwächen und Stärken von »Lucius« sind also ähnlich gelagert wie im ersten Teil der zwar sehr ansehnlichen und schön geletterten, aber immer noch nicht überzeugenden oder zwingenden Gilde. Denn so herrlich gezeichnet das mit all den rauen, blutigen Disney-Allüren auch sein mag – der ganz große Wurf ist es nach wie vor noch nicht.

 

Dazu sind uns Martín und Dragan nach nunmehr zwei der geplanten vier Alben (von denen das dritte wohl wieder gut ein bis zwei Jahre auf sich warten lassen wird...) den endgültigen Beweis immer noch schuldig.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240419011233054bb0de
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Comic:

Lucius

Reihe: Die Gilde Bd. 2

Autor: Miroslav Dragan

Zeichner: Oscar Martín

SC-Album, 48 Seiten

Ehapa, Dezember 2008

ISBN: 3770432460

Erhältlich bei Amazon

weitere Infos:


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Erstellt: 12.12.2008, zuletzt aktualisiert: 09.04.2024 09:36, 7963