Märchenmond von Wolfgang und Heike Hohlbein
Rezension von Christel Scheja
Mit dem 1982 erschienenen Roman „Märchenmond“ begründeten Wolfgang und Heike Hohlbein ihren Erfolg als Fantasy-Autoren. Das Buch gewann damals den vom ZDF ausgeschriebenen „Preis der Leseratten“ und erregte so die Aufmerksamkeit einer breiteren Öffentlichkeit. Die beiden Autoren verbanden damals klassische Märchenmotive mit modernen Elementen, wie sie damals noch nicht in phantastischen Jugendbüchern vorkamen.
Inzwischen sind drei weitere Romane erschienen, die die Geschichte um Märchenmond weitererzählen: „Märchenmonds Kinder“, „Märchenmonds Erben“ und „Die Zauberin von Märchenmond“. Auch „Das Märchen von Märchenmond“ spielt in dieser Welt ist aber nicht mit den anderen Büchern verbunden.
Zusammen mit seinen Eltern bangt der vierzehnjährige Kim um das Leben seiner Schwester Rebekka, die in ein Koma gefallen ist, aus dem sie nicht mehr erwachen will. Deshalb will er zunächst nicht auf den wunderlichen alten Mann hören, der sich Themistokles nennt, und behauptet, ein Magier von der Welt Märchenmond zu sein. Der erzählt ihm nämlich, dass allein Kim seiner Schwester helfen kann, denn der dunkle Lord Boraas hält ihre Seele in seinem Schattenreich gefangen. Allein Kim habe eine Chance zu ihm vorzudringen. Das klingt zu phantastisch um wahr zu sein – und erinnert Kim an Star Wars und andere Filme und Bücher die er verschlungen hat. Selbst der Held in einem solchen Abenteuer zu werden, verleitet ihn dazu den Schritt in die magische Welt zu wagen.
Der Junge findet sich schnell in der ungewohnten Umgebung zurecht, auch wenn er aus dem Staunen nicht heraus kommt. Schon bald gewinnt er Freunde, die ihn auf seinem Weg durch das fantastische Land tatkräftig unterstützen und ihm den Weg ins Schattenreich weisen. Denn sie sehen in ihm die letzte Hoffnung um Boraas und seine schwarzen Ritter zu besiegen. Der erobert in der Zwischenzeit immer mehr Gebiete von Märchenmond, selbst die Hauptstadt Gorwynn fällt unter seinem Angriff.
Kim bekommt Angst. Wenn selbst große Magier und tapfere Krieger den dunklen Lord nicht besiegen können, wie soll ihm das dann gelingen?
Es gehört zu den klassischen Themen der Fantasy, dass junge Helden sich auf den Weg machen um das Böse zu besiegen, weil sie die letzte Hoffnung des Landes oder der Welt sind, die von den höheren Mächten, einer uralten Prophezeiung zufolge oder aufgrund ihrer Verwandtschaft zu alten Helden auserwählt wurden, und wir werden diesem Thema innerhalb der Edition noch mehrfach begegnen.
„Märchenmond“ steht in der Tradition der Jugendbücher, in denen Kinder aus dieser Welt das Schicksal eines Märchenlandes in den Händen halten, und sich auf einer Reise verschiedensten Prüfungen stellen müssen, vor allem denen des eigenen Geistes. Unterstützt werden sie dabei von tapferen Mitstreitern, die ihnen mit Kampfkraft, Magie und Landeskenntnis zur Seite stehen. Man denke dabei nur an die „Narnia“ - Romane von C. S. Lewis.
Das Interessante an „Märchenmond“ war 1982 jedoch, dass sich das Autorenehepaar Hohlbein in die Vorstellungswelt und Sprache der Jugendlichen hineinversetzten, ihre Weltvorstellungen oder Gedanken berücksichtigten, und nicht zuletzt augenzwinkernd Star Wars zitierte. Nicht umsonst erinnert der dunkle Lord fatal an Darth Vader. Ansonsten pflegten sie die deutsche Märchentradition und stellten die Erwartungen der Kritiker an ein Kinderbuch zufrieden.
So konnten sich die Leser problemlos in den jungen Helden versetzen und seinen Weg durch die Fantasiewelt verfolgen ohne sich zu langweilen.
Und die Modernisierung der deutschsprachigen Fantasy im Jugendbuch, die vorher doch eher verniedlichend in der Märchen und Sagentradition stand ist es auch, die „Märchenmond“ zu einem Klassiker macht.
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