Magiermacht von Dennis L. McKiernan
Rezension von Christoph Heibutzki
Der Wurrling Tipperton Thistledown findet in einer kalten Winternacht vor seiner Mühle einen sterbenden Menschen. In den letzten Zügen seines Lebens überreicht ihm der Mensch ein Artefakt mit dem Auftrag, dieses sicher zu Agron zu bringen. Eiligst holt der Wurrling seinen Freund und Heiler Beau Darby zur Hilfe. Gemeinsam beschließen sie, dem Auftrag des Toten nachzukommen, obwohl sie nicht wissen, wohin sie ihre Reise führen wird. Zur gleichen Zeit sieht sich die Welt mit einem baldigen Krieg konfrontiert, der alle freien Völker bedroht. Der finstere Magier Modru hat diesen von Zaun gebrochen.
Spätestens seit den „Der Herr der Ringe“-Filmen boomt die Fantasysparte wie schon lange nicht mehr. Da die Bücher und Geschichten von J. R. R. Tolkien mit einen Grundbaustein der modernen Fantasy darstellen, bleibt es nicht aus, dass gewisse Ähnlichkeiten bei den nachfolgenden Fantasygeschichten zu finden sind.
Doch was Dennis L. McKiernan hier als Geschichte abliefert ist nicht nur ähnlich, sondern gleicht so ziemlich – bis auf wenige Detailänderungen – Tolkiens Geschichte.
Als erstes sind die beiden Wurrlinge Tipperton und Beau zu nennen. Sie sind von kleiner, aber kompakter Statur und eigentlich auch ein bisschen unfähig. Sie ähneln stark an Hobbits, zumindest, was die Äußerlichkeiten angeht. Diese beiden bekommen den Auftrag ein Artefakt von Punkt A zu einem noch unbekannten Punkt B zu überführen, um Schlimmes zu verhindern. Nun gut, so was kommt auch in anderen Geschichten vor, stimmt. Doch jetzt zu den Unterschieden: Statt eines Ringes ist es in diesem Fall eine Münze, sie bekommen keine Unterstützung durch einen Magier oder einen Waldläufer.
Die beiden Charaktere beginnen ihre gefährliche Reise durch einen finsteren Wald, der dazu noch mit allen möglichen Feinden durchsetzt ist. Einige von ihnen können die beiden umgehen. Dann treffen sie auf Elfen, welchen ihnen helfen wollen. Die Elfen in dieser Geschichte stellen so ziemlich das Beste dar, was die Welt Mithgars scheinbar zu bieten hat. Wie bei Elfen so üblich leben diese extrem lange, sind gewandt und wissen unheimlich viel. Da sie haufenweise Zeit haben, ist es kein Problem, dass sie sich scheinbar auch aus Langeweile alle mögliche Berufe und Kunstfertigkeiten aneignen. Da gerade der Winter im Land herrscht, verzögert sich die Reise der beiden „Helden“ Tipperton und Beau, und so werden nicht nur die beiden, sondern auch der Leser mit unheimlich viel Elfenwissen geradezu überschüttet. Hier kristallisiert sich der starke Unterschied zwischen den Wurrlingen und Elfen heraus. Es scheint die einzige wirklich gute Fähigkeit der beiden kleinen Recken zu sein, dass sie fast lautlos durch die Gegend schleichen können und sie deshalb auch gerne als Späher benutzt werden. Natürlich können das die Elfen auch, doch noch etwas besser als die Wurrlinge.
Die Reise wird also bei den Elfen fortgesetzt und man muss unheimlich weit laufen und reiten, da ein Pass nach dem anderen von den feindlichen Truppen besetzt ist. Natürlich drohen auch Gefahren, doch diese werden gemeistert.
Der englische Buchtitel „Hél’s Crucible: Into The Forge – Part 1“ und die bereits schon angekündigten deutschen Ausgaben lassen darauf schließen, dass dieser Trauermarsch noch lange nicht zu Ende ist.
Wenn man sich den Klappentext zu Gemüte führt, erfährt man neben einem kurzen Inhaltsabriss noch zwei interessante Punkte: Erstens, dass es sich dabei um ein großes Epos handeln soll und zweitens, dass die Romane des Autors ein Muss für Tolkien-Fans sind.
Zum Ersteren ist zu sagen, dass ein Epos immer groß ist. Doch in diesem ersten Band ist davon noch lange nichts zu merken.
Zum Zweiten ist noch einiges zu bemerken. Fans von Tolkien sollten nach so einem Schlag in die Magengrube einen derart bitteren Geschmack im Mund haben, dass sie das Buch weglegen. Es sind weder vergleichbar anspruchsvolle Beschreibungen von Landschaft, Rassen, Geschichte und Interaktion von Charaktere vorhanden, noch irgendetwas, was man bei „Magiermacht“ spannend nennen kann.
Die Geschichte dümpelt trostlos vor sich hin, die Charaktere sind unausgegoren, und auf neue Erkenntnisse reagieren zumindest die beiden Protagonisten mit Ausrufen wie „Himmel“ und „Meiner Treu“. Da das doch so alle drei Seiten geschieht, ist es eher störend als interessant oder abwechslungsreich. Die Elfen sind sowieso die Coolsten, die überrascht so gut wie nichts, und sie erfreuen sich einer Art Aura, welche der Autor um sie spannt.
Spannung ist hier vergeblich zu suchen. Es gibt sicherlich ein paar Momente, in denen Gefahr droht, doch vermag es der Autor nicht, dieses sprachlich zu unterstreichen. Es wird lieblos mit Vergleichen gearbeitet, die Kämpfe sind schlecht geschildert. Auch die mit einfließende Hintergrundgeschichte der Wurrlinge und Elfen ist sehr seicht.
Die Aufmachung des Buches rundet den schlechten Eindruck ab. Es ist ein vornehmlich in grün gehaltener Hintergrund, auf dem schemenhaft ein dunkler Turm zu sehen ist. Markant sticht der in einem weißen, magiertypischen Gewand gekleidete Mann heraus. Ob man jetzt davon ausgehen soll, dass die Ähnlichkeiten zu dem Magier Saruman aus den „Der Herr der Ringe“-Filmen rein zufällig sein soll, ist mehr als fraglich.
Natürlich kann man jetzt sagen, dass das amerikanische Original viel besser ist und das, nennen wir es mal Werk, bei der Übersetzung gelitten hat. Doch es ist zu bezweifeln, dass der Übersetzer Wolfgang Thon einfach aus Tagesformgründen so lapidar übersetzt haben soll.
Fazit
Wer auf seichte, einfach strukturierte Fantasy mit gesichtslosen Charakteren und nicht vorhandener Spannung steht, sollte hier vielleicht mal einen Blick in das Buch riskieren.
Ansonsten bleibt folgender Eindruck zurück: Dumm gedacht und schlecht gemacht.
Nach oben