Meine kaukasische Schwiegermutter (Autor: Wladimir Kaminer)
 
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Meine kaukasische Schwiegermutter von Wladimir Kaminer

Rezension von Ingo Gatzer

 

Rezension:

"Meine kaukasische Schwiegermutter" dürfte bereits das siebzehnte Buch von Wladimir Kaminer sein. Die schriftstellerische Karriere des in Deutschland lebenden Autors russisch-jüdischer Herkunft begann vor einem Jahrzehnt mit dem Erzählband "Russendisko", der schnell zu einem großen Erfolg wurde.

 

Das Buch enthält 25 neue - einige Fans werden das eine oder andere Werk allerdings möglicherweise bereits aus einer von Kaminers Lesungen kennen - Erzählungen, die vor allem vom Kaukasus, den dort lebenden Leuten und hierbei besonders von der umfangreichen Verwandtschaft und Bekanntschaft des Autors handeln. Wer jetzt glaubt, dass "Meine kaukasische Schwiegermutter" aus angestaubten Familiengeschichten besteht, kennt Wladimir Kaminer und sein schriftstellerisches Werk schlecht. Denn seine Storys sind mit Komik und grotesken Beschreibungen geradezu mariniert. Diese entfalten durch den neutralen, beinahe lakonischen Ton in den Kaminer schreibt und immer wieder scheinbar Absurdes mit Alltäglichem verbindet ihre besondere Wirkung. So berichtet der Autor in der Erzählung "unter Strom" wie im nordkaukasischen Dorf, in dem seine Schwiegermutter lebt, die Eisenbahnstromleitung als kostenlose Stromversorgung herhalten muss. Der Gratis-Strom hat aber nicht nur positive Auswirkungen. Denn Flugzeuge halten das hell illuminierte Dorf mitunter für einen Flughafen. Zudem kommt es schon mal zu Stromstößen und Bränden, wenn jemand so unvorsichtig ist, sich die Hände zu waschen oder die Türklinke anzufassen, wenn gerade ein Zug vorbei fährt.

 

Wladimir Kaminers Geschichten sind dann am besten, wenn er solche komischen Episoden mit einer übergeordneten - etwa soziologischen oder politischen - Betrachtungsweise und interessanten Einblicken in die kaukasische Lebensweise und Mentalität verknüpft. Das ist etwa der Fall, wenn der Autor in der Geschichte "Pheromone" beim Besuch des Kaukasus auf einen kleinen Kiosk namens "Volksapotheke" zu sprechen kommt. In der Auslage finden sich diverse Naturprodukte, die - wenn man den daneben liegenden Zetteln glauben schenken möchte - "gut für Herz und Penis" sind oder einfach nur "glücklich" machen. Von hier aus schlägt Kaminer eine tollkühne Brücke zum ehemaligen Dissidenten Andrej Sacharow, der einst das Recht auf Glück gesetzlich festschreiben wollte.

 

Nicht alle Geschichten erreichen allerdings ganz das Niveau der frühen Werke des Autors wie "Russendisko" oder "Militärmusik". Trotzdem gibt es auch in den wenigen schwächeren Storys immer wieder Abschnitte, die den Leser unwillkürlich schmunzeln lassen.

 

Als besonderen Bonus ist jeder Geschichte eine Illustration von Vitali Konstantinov - der bereits viele Cover für Bücher von Wladimir Kaminer designt hat - vorangestellt. Die oft witzigen Zeichnungen sind nett anzuschauen und harmonieren zudem sehr gut mit den Erzählungen.

 

Fazit:

Kaminer kreiert kolossale, komisch-kreative Kaukasus-Kurzgeschichten.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202405090018579b0e5fd8
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Buch

Meine kaukasische Schwiegermutter

Autor: Wladimir Kaminer

Cover und Illustrationen: Vitali Konstantinov

Verlag: Manhattan

Erscheinungsdatum: August 2010

223 Seiten - gebundene Ausgabe

ISBN-10: 3442546567

ISBN-13: 978-3442546565

 

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 07.11.2010, zuletzt aktualisiert: 18.09.2023 16:23, 11224