Merlins Drache 2 - Die große Aufgabe von T.A. Barron
Rezension von Christel Scheja
Die Trilogie um „Merlins Drache“ hat das Ziel, die Zyklen um die Lehrjahre und den Aufstieg Merlins zu dem Zauberer, den alle kennen und der Saga seiner Nachfahren, die das magische Land Avalon retten müssen, zu verbinden.
Im ersten Band lernte der Leser Basilgaarad erst einmal kennen, der genau in dem Moment geboren wurde, in dem auch Avalon zum Leben erwachte. Allerdings war der spätere Freund Merlins damals noch eine winzige Echse, die nicht wirklich von jemandem wahr genommen wurde. Dennoch fasste die kleine Kreatur den Mut, der Stimme in ihrem Herzen zu folgen.
Seit er auf dieser Reise Merlin das Leben rettete, ist Basilgaarad der treue Weggefährte des mächtigen Zauberers. Dieser machte ihn zu einem großen grünen Drachen, der allen anderen seiner Art überlegen zu sein scheint. Dennoch bleibt Basilgaarad bescheiden, hat seine Reise ihn doch gelehrt, das auch das Kleine Große erreichen kann, und es nicht unbedingt immer nur auf die physische Macht ankommt, sondern auch auf Herz und Verstand. Und davon hat er reichlich.
Deshalb ist er nicht immer an Merlins Seite sondern reist durch die Wurzelreiche, um nach dem Rechten zu sehen und für Frieden zu sorgen. So greift er ein, als Drachen gegen Zwerge kämpfen und sich nun auch einen Spaß daraus machen, deren Kinder zu quälen, bevor sie sie umbringen wollen. Basilgaarad greift sehr entschieden und deutlich ein, doch er ahnt, dass der Kampf noch nicht ausgestanden ist.
Denn das ist nur eine der Unruhen und Angriffe, die die Wurzelreiche erschüttern. Überall kommt es zu An- und Übergriffen, die keine echten Motive zu haben scheinen. Vor allem die Drachen versuchen Rechte, die sie gar nicht haben, einzufordern.
Und sogar unter den Vertrauen und Freunden Merlins fallen böse Worte, Misstrauen macht sich breit. Doch wer steckt dahinter und intrigiert hinter den Kulissen. Ehe Basilgaraad seiner vagen Ahnung nachgehen kann, wird das Leben seines Freundes von einer schrecklichen Tragödie erschüttert und er trägt nun ganz alleine die Verantwortung für Avalon.
Die kleine Echse mag zwar zum großen und mächtigen Drachen geworden sein, aber die Erfahrungen aus der Zeit, in der Basilgaarad noch klein war, wirken nach. Er ist bescheiden und achtsam geblieben, sorgt sich um die Schwachen und versucht das Gleichgewicht und den Frieden aufrecht zu erhalten, auch wenn er manchmal hart durchgreifen muss, auch wenn er es nicht will.
Doch seine Mühen sind vergebens, denn irgendetwas oder –jemand sorgt für Streit und Ärger, stiftet Zwietracht, wo immer er kann. Merlins Drache würde alles dafür geben, um die Wurzel des Übels zu finden – aber ist die Erfüllung dieses Wunsches jeden Preis wert?
Umfasste der erste Band noch die Entwicklung von Basilgaarad, so beginnt nun offensichtlich die Zeit der Prüfungen für Merlins Drachen. T. A. Barron setzt diese geschickt in Szene, verwebt sie mit Vergangenheit und Zukunft und schlägt so immer mehr die Brücke zwischen den Zyklen.
Gleichzeitig macht er aber auch deutlich, dass auch das Große noch immer auf die winzigen Details achten sollte und vor allem seinem ureigenen Instinkt. Verlässt er diesen Weg, so bekommt Basilgaarad das deutlich zu spüren.
Zudem erfährt der Leser wann und warum Merlin das Land verlässt und was in dazu treibt, sich der Erde zuzuwenden. Die persönliche Tragödie wird auch für den Drachen zu einem Wendepunkt im Leben, denn nun ist er dazu gezwungen, die Stelle seines Freundes einzunehmen und weiter über sich hinaus zu wachsen.
Hier beschreibt Barron Dinge, die jedem Leser passieren können, wenn auch nicht in diesen Ausmaßen. Seine Figuren bleiben wieder sehr lebensnah, so dass es leicht fällt, mit ihnen zu fühlen, gerade in diesem zweiten Band in dem sich eine Tragödie an die andere reiht. Es bleibt abzuwarten, ob der Autor diese düstere Atmosphäre auch noch in den abschließenden Band der Trilogie mit hinüber nimmt – zumindest lässt der Cliffhanger Übles ahnen.
Trotz aller Weisheit und Philosophie in „Merlins Drache 2: Die große Aufgabe“ vergisst der Autor nicht eine spannende Handlung zu erzählen, genug Fantasy und Drama mit einzubringen, um die Leser mitträumen und -fiebern zu lassen, die ein Faible für vielleicht nicht ganz so abenteuerlich-epische aber dennoch mythisch-poetische Geschichten haben.
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