Rezension von Bine Endruteit

Rezension:

Morag ist ein recht unglückliches Mädchen. Sie wohnt bei einem Paar, das sie adoptiert hat, doch leider wird sie von ihnen nicht geliebt und wie ein Dienstmädchen behandelt. Sie muss dafür sorgen, dass alles sauber ist und die beiden bedienen. Als sie an einem Tag so richtig wütend wird und zur Strafe für ihren Ungehorsam in den Keller gesperrt wird, ahnst Morag aber noch nicht, dass sich nun alles für sie ändern soll.

Während sie im Dunkeln sitzt und darauf wartet, dass sich endlich die Türe wieder öffnet, hört Morag plötzlich Stimmen. Sie gehören einem Dodo und einer Ratte. Bisher wusste das Mädchen noch nicht einmal, dass es Tiere gibt, die sprechen können, nun stehen ihr gleich zwei davon gegenüber. Und eins davon sollte eigentlich sogar ausgestorben sein. Bertie und Aldiss, wie sie sich vorstellen, sind jedoch äußerst liebenswürdig und zeigen ihr sogar einem geheimen Weg aus dem Keller. So gelingt es ihr, sich vor ihren Stiefeltern zu verstecken. Doch sie weiß nicht recht, wohin sie nun gehen soll, da es niemand anderen in ihrem Leben gibt. Deswegen schließt sie sich Bertie und Aldiss an.

Die beiden sind auf dem Weg zu einem versteinerten Drachen, den sie wiederbeleben wollen. Eigentlich sollte Morag gar nichts davon erfahren, denn die magische Welt der Fabelwesen wird vor den Menschen geheim gehalten, damit sie ihnen nicht schaden können, doch der Dodo, die Ratte und das Mädchen sind schnell gute Freunde geworden und vertrauen sich. So kommt es, dass sie gemeinsam ein großes Abenteuer erleben, bei dem es die magische Welt zu retten gilt.

„Morag und der magische Kristall“ ist ein fantastischer Roman für junge Leser. Die Autorin Dawn Ann Nelson erzählt eine kleine Geschichte um ein mutiges Mädchen, das die Freundschaft entdeckt und plötzlich eine wichtige Rolle in einem entscheidenden Kampf der Fabelwesen spielt. Morag schließt man schnell ins Herz. Sie ist liebenswürdig und liebevoll. Besonders anrührend ist dabei, dass sie keine eigenen Eltern mehr hat und sie schlecht behandelt wird. Aber auch die anderen Charaktere im Buch sind gut ausgearbeitet. Jeder hat sein ganz eigenes Wesen, so wäre Bertie der Dodo zum Beispiel gerne ein großer Zauberer und tut so einiges dafür, um dieses Ziel zu erreichen, während der Ratterich Aldiss ein wenig ängstlich und zusätzlich sehr gutmütig und leichtgläubig ist.

Leider ist es nur eine kleine Geschichte die erzählt wird und deren Idee nicht gerade neu ist. Zu oft fühlt man sich an bereits Erzähltes erinnert. Das Waisenkind ist eine stereotype Figur und bei einem Dodo und einer Ratte muss man zwangsläufig an „Alice im Wunderland“ denken (auch wenn es hier eine Maus war, der das Mädchen begegnet). Diese Art von Überschneidungen tauchen leider immer wieder auf, so dass die Erzählung wenig eigenständig wirkt. Fast alles ist in einer ähnlichen Form schon einmal da gewesen. Außerdem ist der Schreibstil aufgrund seiner Einfachheit eher für jüngere Leser geeignet. Alles wurde in einfachen Worten ausgedrückt und selbst die Handlung an sich wirkt eher seicht. Dazu kommt das eher offene Ende. Zwar hat Morag dieses Abenteuer erfolgreich bestanden, doch zu viele Fragen bleiben noch offen. Es wirkt fast so, als hätte die Autorin noch eine Fortsetzung geplant. Wenn dem nicht so ist, ist der Abschluss äußerst unbefriedigend.

Fazit:

Das Buch eignet sich am besten für sehr junge Leser oder auch zum Vorlesen. Man kann „Morag und der magische Kristall“ zum guten Durchschnitt zählen, wer auf der Suche nach etwas Besonderem ist, wird aber hier nicht fündig.