Nachtrausch von Jeri Smith Ready
Reihe: Vampire Souls, Bd. 1
Rezension von Christel Scheja
Leser haben die amerikanische Autorin Jery Smith-Ready gerade erst durch ihre bei Mira erscheinende Serie „Im Zeichen der Krähe“ kennen gelernt, in der eine junge Seelenwächterin erst in ihre Aufgabe wachsen muss. „Vampire Souls“ richtet sich an etwas ältere Leserinnen, die auch ein Faible für Musik haben. Erschienen ist der erste Band „Nachtrausch“.
Um Erfahrungen für ihr Studium der Medienwissenschaften zu sammeln, bewirbt sich Ciara bei den ortsansässigen Sender WMMP, der kein Vollprogramm, sondern nur Nachts Musik unterschiedlichster Stile bringt. Da sie selbst nicht unbedingt früh aufsteht, kommt ihr die Stelle entgegen.
Allerdings erlebt sie eine Überraschungen, denn das Sendestudio ist völlig vom Tageslicht abgeschottet, und die Moderatoren scheinen geradewegs aus der Ära zu stammen, die sie in ihrer Sendung vorstellen.
Zwar zögert die junge Frau zunächst, weil ihr alles ein wenig unheimlich ist, dann aber entscheidet sie sich doch für den Job, denn der Moderator der Grunge-Sendung hat es ihr angetan. Shane mag erst nicht ihr Typ sein, aber etwas in seinen Augen lockt sie magisch zu ihm.
Nach und nach kommt sie auch durch seltsame Typen, die ihr auf den Leib rücken hinter das Geheimnis des Senders: Shane und seine Freunde sind Vampire, die das tun, was ihnen am meisten gefällt. Sie vermeiden es so, zu einer Gefahr für die Menschheit zu werden – meistens jedenfalls. Denn leider bekommt auch Ciara zu spüren, dass die Gier nach Blut ihre neuen Kollegen gelegentlich dazu bringt, durchzuticken. Und das ist nicht das einzige Problem, mit dem sie sich schon bald herumschlagen muss, denn auch ihre eigene Vergangenheit als Trickbetrügerin holt sie leider wieder ein.
„Nachtrausch“ ist ein routiniert geschriebener romantischer Vampir-Roman, der natürlich auch nicht an den aktuell beliebten Versatzstücken spart. Ciara ist eine moderne Heldin, die ein gesundes Selbstbewusstsein mit einem ordentlichen Schuss Weiblichkeit vereint, auf der einen Seite eine starke und trickreiche Frau sein, die sich dann aber auch an die starke Schulter ihres Erwählten anlehnen darf.
Auch die Probleme, denen sie sich stellen muss, sind irgendwie schon einmal da gewesen, seien es nun die alltäglichen menschlichen Sorgen oder aber die übernatürlichen, die ihr Job und die neuen Bekannten mit sich bringen.
Was das Buch aber aus der Masse heraushebt ist einmal der Verzicht, die das Beziehungsspiel in den Mittelpunkt zu drängen. Tatsächlich geben sich Liebe und Action die Hand – die Figuren haben auch eine Menge zu tun, ehe sie sich ihre Gefühle zueinander eingestehen können.
Zum anderen bieten die Figuren etwas Abwechslung. Die Heldin ist zwar nun eine gutbürgerliche Studentin, hat aber auch eine nicht gerade lupenreine Vergangenheit. Daher hat sie offensichtlich auch keine Probleme mit ihren neuen Kollegen, die alle für sich Originale sind und nimmt auch den Schock locker hin, als sie endlich dahinterkommt, was die anderen sind.
Die Spannung ist allerdings eher moderat, da die Autorin sich Zeit nimmt, die Figuren und den Hintergrund einzuführen, dabei immer wieder auch ihren eigenen Musikgeschmack oder die Kenntnisse über verschiedene Stile einfließen zu lassen.
Längen gibt es dennoch keine, da die Geschichte flüssig erzählt und immer wieder durch den ein oder anderen Gag aufgelockert wird.
Alles in allem erweist sich „Nachtrausch“ als solider Vampirroman, der sich durch die Figuren und die Konzentration auf die Musikszene ein wenig aus der Masse vergleichbarer Titel heraus hebt.