Reihe: Necroscope

Rezension von Cronn

Die Saga rund um den Vampir ist so alt wie die Menschheit. Überall auf der Welt kennt man die Mär vom bösen Geist, der sich von den Lebenden ernährt. Sei es in Siebenbürgen, der Heimstatt von Vlad Tepes, jener Figur, die den geistigen Paten für Bram Stokers berühmter Anti-Figur des Dracula hergab, oder in Polynesien, wo blutgetränkte Geister nach den Lebenden trachten.

In jüngster Zeit machten verschiedentlich die Vampire in den Medien wieder von sich reden. Im Film „Twilight“ beispielsweise, wobei hier der Mythos auf das Niveau von Teenager-Streifen heruntergebrochen wird. Aber auch in Romanform erscheinen neue mediale Umsetzungen des Themas. Zu guter Letzt seien die Hörbücher erwähnt, und zwar hier diejenigen aus der Produktion von LPL Records. Sie werden von Lübbe vertrieben.

Hier ist mit „Necroscope 1. Das Erwachen“ die erste Folge einer ganzen Reihe von Hörbüchern erschienen. Sie basieren allesamt auf den erfolgreichen Necroscope-Büchern von Brian Lumely. Doch worum geht es in der Saga des Erfolgsautors?

Inhalt:

In „Necroscope“ ist Harry Keogh der Held der Erzählung, obgleich er nicht der einzige Protagonist ist. Zu Beginn wird geschildert, wie der zweite Chef einer geheimen regierungsnahen Organisation im PSI-Bereich von einer Art Gespenst besucht wird. Dieser „Geist“ diktiert dem Menschen eine Geschichte, in der es um dunkle Dinge geht…

Harry ist zehn Jahre alt und eigentlich unterscheidet er sich nicht weiter von den anderen Jungen in seiner Klasse. Erst als er ein kompliziertes mathematisches Problem löst, wird ein Lehrer einer kleinen englischen Schule auf ihn aufmerksam. Was er allerdings nicht wissen kann: Harry spricht mit den Toten, unter denen sich auch ein Mathematiker befindet. Der junge Keogh ist jedoch nicht der einzige Mensch, der über paranormale Fähigkeiten verfügt. Im fernen Rumänien ist ein Mann in seine Heimat zurückgekehrt, der die Kunst der Nekromantie beherrscht -- wenn er das Gehirn eines Gestorbenen verzehrt, kann er sich ihrer Erinnerungen bemächtigen. Seine Reise ins Gebirge hat einen ganz besonderen Grund: Tief im Wald liegt ein uralter Vampir begraben, dessen Macht ihn anzieht und dessen Geheimnisse er ergründen möchte. Doch dazu braucht jener Blut…

Kritik:

„Necroscope“ ist ein Hörbuch, sprich: es wird von einem Rezitator vorgelesen. Es existieren demnach keine weiteren Sprecher oder Soundeffekte, wie man es bei einem Hörspiel erwartet. Dies vorausgeschickt erkennt man, dass hier saubere Arbeit geleistet wurde.

Mit Joachim Kerzel hat man einen Sprecher verpflichtet, der sein Handwerk hervorragend beherrscht. Sobald er spricht und seine Stimme bewusst einsetzt, um Charakteren Leben einzuhauchen, gelingt ihm dies problemlos.

Die Musik wird spärlich eingesetzt. Lediglich kleine Appetithappen gibt es zu hören, die sich stilistisch groß unterscheiden. Dies mag anfänglich Spaß machen, auf Dauer jedoch wünscht man sich mehr Raum für die Musik. Kaum hat man sich mit ihr angefreundet, hat reingehört, ist sie schon vorbei. Schade.

Ein Manko muss noch erwähnt werden: Die Übersetzung des Buches hat ihre Schwächen. So hat der Übersetzer die Bandwurm-Sätze der Vorlage eins zu eins übernommen, ohne auf die Verständlichkeit zu achten, so dass ab und an der Hauptsatz vom Zuhörer schon vergessen wurde, ehe nach einer endlosen Abfolge von Nebensätzen das Prädikat am Schluss eingeschoben wird. Hier wäre eine bessere Strukturierung der Hypotaxen von Vorteil gewesen. So manche stilistische Unebenheit hat sich ebenfalls eingeschlichen, wenn beispielsweise von „unglaublichen Falten“ gesprochen wird, fällt es dem Zuhörer schwer, nicht spontan zu grinsen, sind doch sicherlich „unglaublich tiefe Falten“ gemeint.

Fazit:

„Necroscope 1. Das Erwachen“ ist ein spannendes Hörbuch, das sich an Fans des härteren Horrors richtet. Hier malt Brian Lumely Bilder, die für schwache Mägen schwer auszuhalten sind. Enthusiasten des anders gelagerten Vampirmythos wird das Hörbuch jedoch freuen und die Fans des Sprechers Joachim Kerzel ebenso, denn dieser liefert eine gelungene Tour de Force ab.