Papavera - Der Ring des Kreuzritters von Ernst W. Heine
Rezension von Lars Perner
Heine ist bekannt als Satiriker und Schreiber historischer Romane wie „Der Flug des Feuervogels“ und „Das Halsband der Taube“. Mit „Papavera – Der Ring des Kreuzritters“ bleibt er dem Genre treu doch wechselt er zu einem jugendlichen Publikum.
Papavera, die junge Protagonistin des Jugendromans, hat es nicht einfach. Sie ist eigentlich eine Waise. Der Vater ist auf einem Kreuzzug (später wird er einmal als der Fünfte bezeichnet) verschollen und die Mutter vor Gram darüber verstorben. Doch Papavera kann nicht wie ihre Mutter in Selbstmitleid versinken, denn sie hat eine Grafschaft zu führen. Was ihr auch dank der Unterstützung des Gesindes gelingt. Aber zu den Pflichten einer Frau der mittelalterlichen Welt zählen zwar Haushalt und Kinder aber nicht die Herrschaft über Burgen und Dörfer. Und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis der neidische Nachbar die Idylle stört. In diesem Falle ist es der Gaugraf von Randersacker der zunächst Papavera nachstellt um sie zu heiraten. Da dies jedoch nicht die erhoffte Wirkung entfaltet, trachtet er ihr nach dem Leben und schickt ihr die Inquisition auf den Hals. Ständig von einem fanatischen Hexenjäger verfolgt begibt sie sich auf die Suche nach ihrem Vater. Ihre abenteuerliche Reise führt sie dabei über Augsburg und die Alpen nach Venedig bis schließlich ins Gelobte Land nach Jerusalem. Da ihr Vater ebensolche feuerroten Haare hat wie sie, ist es einfach seiner Spur zu folgen. Im Laufe der Reise erfährt sie immer wieder etwas über ihren Vater, doch jedesmal wird es immer rätselhafter. Welche Schuld hat er auf sich geladen, daß sogar ein Priester ihm die Absolution versagt? Welches ist der wahre Grund seiner Kreuzzugteilnahme? Und was hat es mit dem Ring auf sich, der - als Fingerring zu groß, als Armreif zu klein- anscheinend nur an den Finger eines Riesen passen würde?
Heine schildert das Mittelalter nicht in schillernden Farben aber auch nicht in grauer Tristesse. Vielleicht ist es tatsächlich dieser Mittelweg, von dem Heine selber sagt, daß er das Mittelalter so schildert wie es war und nicht wie es zeitgenössische Schreiber uns erscheinen lassen. Mittelalter ist bei ihm weder ritterlich-höfisch verklärt noch barbarisch-grausam verschrien. Er erzählt von einem Alltagsleben wie es im Mittelalter normaler wohl nicht sein konnte. Dabei stört die manchmal etwas zu moderne Sprachwahl –gerade in Dialogen- nicht weiter. Geschickt verwebt er Mythen und Märchen mit der realen Welt. So darf man nicht nur gespannt sein auf ein Einhorn. Auch den Goldesel, Zwerge und Prinzessinnen gibt es. Oft liegt eben der magische Zauber in alltäglichen Dingen. Er zeigt anschaulich wie der mittelalterliche Mensch im Glauben (der meist doch nur Aberglaube war) verhaftet war. Auch den beiden großen Religionen Christentum und Islam widmet er sich ausgiebig und zeigt Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten auf. Er gleitet bei diesen Themen nicht ins klischeehafte ab, was er leider an anderen Stellen verstärkt macht. Warum muß eine Nonne denn unbedingt häßlich sein und faulende Zähne haben, während Papavera eine wilde Schönheit ohne jeden Makel ist. Nicht nur äußerlich auch charakterlich ist Papavera perfekt und nahezu unfehlbar. Sie entwickelt sich zwar, überschreitet aber nie Grenzen. Das tun andere für sie. Das Schlimmste was man ihr –im Kontext einer mittelalterlichen Welt- vorwerfen kann, ist ihre Liebe zu einem Nichtchristen. Obwohl sie hier die schwersten Gewissensbisse plagen müßten, hat doch wieder nur eine andere Figur Probleme mit dieser Liaison.
Fazit: Eine sehr gut geschriebene Erzählung über das Leben im Mittelalter gewürzt mit einer Prise Wissensvermittlung ohne daß es aufdringlich wirkt. Nur an manchen Stellen etwas zu klischeehaft. Nicht nur das mittelalterliche Leben war anders als unser heutiges auch die Denkweise der Menschen damals ist grundverschieden zu unserer heutigen. Obwohl dann bei genauer Betrachtung mehr Gemeinsamkeiten bestehen als uns lieb ist. Dies zu erzählen, versteht Heine sehr gut.
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