Rezension von Wiebke
Rezension:
Als sich der Taxifahrer Dubosky nach einer anstrengenden Schicht auf den Weg nach Hause begibt, läuft ihm eine nackte Frau vor das Auto. Mit dem Ziel ihr zu helfen, steigt er aus und findet die völlig desorientierte Obdachlose kauernd am Straßenrand vor. Von deren Zustand irritiert, tritt er näher. Ein schwerer Fehler wie er kurz darauf feststellen muss. Denn ohne ein Zeichen der Vorwarnung, stürzt sich die blutverschmierte, mit einer Schere bewaffnete, Gestalt, auf ihn. Nur mit Mühe kann er entkommen und die Polizei benachrichtigen. Noch in derselben Nacht wird die flüchtende Unbekannte aufgegriffen und in die Baycliff Klinik eingeliefert, eine medizinische Einrichtung, die sich vor allem mit der Behandlung von psychischen Notfällen beschäftigt.
In derselben Nacht findet die Hausmeisterin Betty Burkus einen ihrer zu betreuenden Mieter tot in seiner Wohnung auf. Der als schwul geltende Carl Janovic liegt lediglich mit Slip und BH bekleidet, erstochen auf dem Wohnzimmerboden. Mit den Ermittlungen zu diesem Fall beauftragt, stellt Detectiv Frank Blackburn vom Ocean Police Department bereits am Tatort fest, dass es sich bei dem Toten um ein weiteres Opfer des Serienmörders Vincent handelt. Einzig und allein die Tatsache, dass es der Killer diesmal nicht geschafft hat, den Toten in seine Einzelteile zu zerlegen und als Kunstwerk herzurichten, unterscheidet ihn von dessen anderen Opfern. Dafür aber nimmt sich Vincent die Zeit, den in der Baycliff Klinik arbeitenden Dr. Matt Tolan anzurufen und ihm zum Jahrestag des Todes seiner Frau Abby zu gratulieren, die als sein achtes Opfer gilt. Im Verlaufe des Gespräches allerdings streitet Vincent ab, der Mörder von Abby zu sein und behauptet, dass der Arzt selbst seine Frau ins Jenseits befördert hat. Von dem morgendlichen Anruf schwer gezeichnet, begibt sich Tolan in die Baycliff Klinik, wo er in der verwirrten Obdachlosen seine Frau Abby zu erkennen glaubt. Von einer Minute zur anderen eskalieren die Ereignisse. Nichts ist mehr so, wie es scheint und Tolan befindet sich plötzlich nicht nur im Visier des Killers, sondern auch Blackburn beginnt ihn zu jagen.
Nach „Devil´s Kiss - Dir bleiben 48 Stunden“ ist „Paranoia - Hör auf ihre Stimme“ der zweite Roman, der von Robert Gregory Browne im Knaur Verlag veröffentlicht wurde. Der zunächst in Hollywood als Drehbuchautor tätige gewesene Schriftsteller hat nach einigen Misserfolgen in der Traumfabrik schnell erkannt, wo seine Stärken liegen. Inzwischen lebt er davon, rasante Thriller auf´s Papier zu bannen. Unheimlich temporeich erscheinen diese, lassen aber kaum Spielraum, einzelne Charaktere umfassend zu formen. So wird der Leser in „Paranoia – Hör auf ihre Stimme“ von dem ermittelnden Detective Blackburn nicht mehr erfahren, als dass dieser ein emotionaler Tiefflieger ist und Probleme mit Frauen hat oder beizeiten feststellen können, dass die Figur des Dr. Tolan geheimnisumwittert bleibt. Dafür aber stellt sich die Geschichte selbst als äußerst vielschichtig und komplex heraus. Mehrere Handlungsstränge verweben sich gekonnt ineinander und ergeben mit der Zeit ein stimmiges Gesamtbild. Bis es aber soweit ist, wird es stellenweise recht bizarr und der Leser findet sich in übernatürlichen Sphären wieder, die nicht mit dem normalen Menschenverstand zu erklären sind. Trotz allem bleibt die Aufklärung der Morde auf den Boden der Tatsachen und spätestens im Finale zeigt sich, wer hinter den Geschehnissen steckt. Ein wirklich perfides Spiel, das der Autor gekonnt erdacht hat und welches er äußerst wendungsreich erzählt. Ein flüssiger Schreibstil, kurze Kapitel und gut gesetzte Cliffhanger tun ihr Übriges, um den Leser dauerhaft an das Buch zu fesseln.
Fazit:
„Paranoia - Hör auf ihre Stimme“ präsentiert sich als temporeicher Psycho-thriller mit paranormalem Einschlag, der nicht zu ernst genommen werden sollte.
