Rezension von Carina Schöning
Rezension:
„Peeps – So süss, dass ich ihn fressen musste“ ist der erste Vampir-Roman des amerikanischen Jugendbuch-Autors Scott Westerfeld, der in Deutschland vor allem durch seine „Midnighters“ und den „Ugly – Pretty – Special“ Trilogie bekannt geworden ist. Auch hier vermischt er wieder die verschiedensten Stile zu einem spannenden Roman für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren.
Cal Thompson kann es kaum glauben. An seinem ersten Abend in New York City trifft der naive Biologie-Student aus Texas in einer Schwulen-Bar auf eine schöne Unbekannte, die ihn auch gleich mit nach Hause in ihr Luxus-Appartement mitnimmt. Ehe er sich versieht, landen beide im Bett. Doch schon wenige Tage später bereut er das Ganze, denn bei ihr hat er sich einen ungewöhnlichen Parasiten eingefangen und sein Körper verändert sich dauerhaft.
Das liegt nun schon fast ein Jahr zurück. Cal hat seine Krankheit angenommen und arbeitet für die geheime Night Watch Organisation im Untergrund, die die Parasiten Positive oder auch Peeps genannt kontrolliert und überwacht. Der durch Körperflüssigkeiten übertragene Parasit macht aus dem Infizierten ein Vampirähnliches Wesen mit übermenschlicher Kraft und Schnelligkeit sowie einen unersättlicher Hunger nach Blut und Menschenfleisch. Cal ist eine der wenigen Ausnahmen, die nur Träger des Parasiten sind, aber nicht unter den bekannten Symptomen leiden. Alle anderen drehen irgendwann durch und laufen Amok und um das zu verhindern oder zumindest einzudämmen wurde die Night Watch gegründet.
Cal wird nun mit einer besonderen Aufgabe betreut. Er soll die schöne Unbekannte, die ihm den Parasiten übertragen hat, finden und unschädlich machen. Dabei stößt er mit der Journalistik Studentin Lacey nicht nur auf eine Verschwörung innerhalb der Organisation, sondern auch auf einen geheimnisvollen Katzen-Kult unterhalb des Gebäudes. Anscheinend sind alle Bewohner der siebten Etage nach der Infizierung mit dem Parasiten spurlos verschwunden. Hinzu kommt, dass eine unheimliche Macht, älter als die Menschheit selbst, im Untergrund von New York erwacht ist.
Vampire boomen derzeit. In der Vielzahl der Neuerscheinungen im Bereich Phantastik werden dabei fast alle möglichen Facetten des Vampirismus abgedeckt. So gibt es neben den brutalen Bestien auch die romantischen Verführer und Helden unter den Vampiren. Scott Westerfeld geht in „Peeps – so süss, dass ich ihn fressen musste“ einen ganz anderen Weg. Hier sind Vampire die unschuldigen Opfer einer unheimlichen Krankheit. Durch Sex oder Bisse übertragen, macht der Parasit aus den Menschen das, was allgemein unter dem klassischen „Klischee-Vampir“ bekannt ist: eine abgemagerte aber doch irgendwie faszinierend schöne Kreatur mit Blutdurst und Wahnsinn in den Augen.
Dazu mischt der amerikanische Autor auch noch ein paar Elemente aus den Bereichen Medizin- und Verschwörungs-Thriller und ein wenig Urban Fantasy. Auch dem Horror-Großmeister H. P. Lovecraft und seinem Cthulhu Mythos wird hier gehuldigt, denn die alten Wesen unterhalb der Stadt kommen einem doch recht bekannt vor. Das Ganze liest sich trotzdem aber nicht billig abgekupfert, sondern im Gegenteil recht frisch und originell.
Etwas störend sind die schwach ausgearbeiteten Figuren in dem Roman. Cal und auch seine Exfreundin Sarah wirken etwas zu blass und oberflächlich, obwohl hier wesentlich mehr Potenzial vorhanden gewesen wäre. Ansonsten ist der Roman sehr abwechslungsreich und überraschend spannend geworden. Die Handlung wird dabei aus der Sicht des jungen Biologie-Studenten Cal erzählt. Betont frech und flapsig erläutert er abwechselnd zu der regulären Handlung auch die Zusammenhänge zwischen Mensch und Parasit und die wechselseitige Beziehung zwischen ihnen. Dabei stellt er allerlei liebenswürdige Parasiten wie Hakenwürmer, Leberegeln, Schraubwurmfliegen etc. vor, was teilweise schon richtig abstoßend und eklig ist. Wer da etwas empfindlich oder sensibel ist, sollte lieber die Finger von dem Roman lassen. Auch der Gewaltfaktor ist für ein Jugendbuch recht hoch, so dass die Altersempfehlung des Kosmos Verlags etwas zu niedrig erscheint.
Insgesamt bietet „Peeps – so süss, dass ich ihn fressen musste“ allen Vampirfans eine interessante und originelle Neuinterpretation des alten Vampir-Mythos.