Pflanzen einfach bestimmen (Autor: Peter M. Kammer)

Rezension von Christel Scheja

 

Wer geht heute noch mit offenen Augen durch einen Wald oder gar einen Park? Die meisten Spaziergänger und Wanderer sind wohl eher damit beschäftigt, ihren vierbeinigen Freund im Zaum zu halten oder in das Smartphone zu starren. Die wenigsten schauen sich noch um und versuchen mehr als nur Bäume und Grün zu sehen. Wer endlich mehr wissen und die Pflanzen identifizieren will, die er sieht, der sollte zu „Pflanzen einfach bestimmen“ greifen.

 

Auf klassische Art und Weise, nämlich als handliches Nachschlagewerk im A5-Format, durch das man durch ein Frage und Auswahl-Prinzip herausfinden kann, was das für ein Pflänzchen zu den eigenen Füßen ist – führt Peter M. Kammer durch die heimische Flora. Dabei beschränkt er sich allerdings auf die 675 am häufigsten vorkommenden und für Mitteleuropa typischsten Arten, Exoten oder ganz seltene werden eher ausgeklammert.

Das Handwerkszeug ist gleich mitgegeben, auch wenn man sich natürlich eine Lupe oder ähnliches mitnehmen kann.

Schritt für Schritt wird man zur richtigen Pflanze geleitet, zunächst mit grundlegenden Fragen ob die Pflanzen auf dem Boden oder auf Bäumen wachsen, wie die Blätter und Blüten aussehen, ehe die Fragen immer spezieller werden. Und wenn man Glück hat, landet man recht schnell bei der gesuchten Pflanze.

Wenn nicht, dann besteht immer noch die Möglichkeit von neuem anzufangen und seinen Weg zu überprüfen, oder am Ende zu akzeptieren, dass das Buch wohl keine Antwort geben kann. Als Nachschlagewerk eignet es sich weniger, auch wenn es einen Index gibt. Dazu ist es zu gezielt als Fragenkatalog.

 

Zugegeben, das Buch macht Arbeit, denn es zwingt zum genauen Hinsehen und Beschäftigen mit der Pflanze. Man muss sich hinsetzen, Zeit nehmen und genau hinsehen. Dabei geht es nicht einmal darum, sie auszurupfen und zu katalogisieren, sondern in ihrem Lebensraum kennenzulernen. Wer sich ernsthaft damit beschäftigt, entschleunigt sich, lernt es, sich längere Zeit zu konzentrieren und nach und nach mit offeneren Augen durch den Wald zu gehen.

Anfangs dürfte es vor allem blutigen Laien schwer fallen, sich durch das Buch zu tasten, aber man sollte den Mut nicht aufgeben, denn mit der Zeit versteht man die Fragen um einiges besser und lernt auch, sich gezielter durch das Buch zu tasten. Es schärft tatsächlich den Blick und ist zeitlos, denn auch in fünf oder zehn Jahren verliert es seinen Wert nicht, da die vertrauten Arten vermutlich immer bleiben werden.

Die Beschreibungen sind zwar kurz, aber anschaulich und prägnant, erfährt man so das Wichtigste zu den entsprechenden Pflanzen, inklusive entsprechender Warnungen zu ihrer Giftigkeit oder Verwertbarkeit in der eigenen Küche bzw. dem Arzneischrank, auch wenn man trotzdem nicht wagen sollte, gleich ungehindert damit herum zu experimentieren.

Ob man Kinder und Jugendliche dazu bringen kann, mit einem den Wald zu erforschen, sei dahingestellt, ein gutes Hilfsmittel ist es schon einmal, diesen zu zeigen, dass auch schon die verwilderte Grünanlage oder der Waldrand spannender ist als gedacht.

 

„Pflanzen einfach bestimmen“ lädt jedenfalls dazu ein, mit offenen Augen durch den Wald zu gehen und sich für längere Zeit dem zu widmen, was zu den eigenen Füßen sprießt. Bei häufigerem Gebrauch lehrt es, die Umgebung entschleunigt zu betrachten und vor allem kleine Wunder zu entdecken, an denen man bisher nur blind vorbei gelaufen ist.

 

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