Phase X - Magazin für Phantastik Nr. 3: Per Anhalter durch die Phantastik
Rezension von Nina Horvath
Die Ausgabe 3 war meine erste Begegnung mit "Phase X". Gut, ein Fanzine, dachte ich, mit der üblichen Mischung von Kurzgeschichten und Rezensionen oder auch nur mit Geschichten.
Aber weit gefehlt - das Ganze ist tatsächlich etwas, das dem Namen Magazin eher als Fanzine gerecht wird: Zu professionell ist die Aufmachung, zu überlegt, mit welchen Themen man den Leser wirklich ansprechen kann.
Die Kurzgeschichten machen auch den kleinsten Teil des Ganzen aus, insgesamt sind es nur zwei kurze Texte. "Saramees Augen" von Dirk Wönhofer ist im Serienuniversum Saramee angesiedelt, allerdings kann auch ich als Nicht-Konsument dieser Reihe dem Inhalt mühelos folgen. Es geht darin um zwei Männer, die einander zufällig in der Stadt begegnen und die offenbar eine absurde Passion teilen: Sie lieben es, dabei zuzusehen, wie andere Menschen verletzt oder getötet werden.
Horrorfans - wie ich es inzwischen geworden bin - kommen da wohl auf ihre Kosten, wer schwache Nerven hat, soll hier und auch bei der anderen Kurzgeschichte (verfasst von Michael Schmidt), deren verträumt klingender Titel "Silbermond" irreführend sein mag, besser ein paar Seiten vorblättern.
Das ist auch das Gute an "Phase X": Es gibt so viel Stoff, dass man wie es in einem Magazin auch sein sollte, durchaus nicht alles lesen muss.
Allerdings war es in diesem Fall so, dass ich selbst gar nichts auslassen musste. Außer dem Artikel über Auenland - nach dem jetzigen Hype hat sich bei mir eine abgrundtiefe Abneigung gegen "Herr der Ringe" und alles, was damit zu tun hat, breitgemacht. Soll aber auch hier Leute geben, die noch immer nicht genug davon haben.
Besonders interessant ist für mich als Autorin natürlich, dass hier auch näher auf die Kleinverlagsszene eingegangen wird - einerseits wird das Programm einiger kleiner Publikationshäuser vorgestellt, andererseits präsentiert Michael Schmidt das Ergebnis seiner Verlagsumfrage, das er auch umfangreich kommentiert.
Aber wer jetzt denkt, dass Phase X eine Publikation ist, die nur dem Geschmack einiger weniger Szenefreaks gerecht wird, der irrt: Die meisten der Artikel behandeln Themen, die durchaus für ein breiteres Publikum - doch nicht zu breit, ein gewisses Interesse für phantastische Literatur sollte natürlich vorhanden sein - geeignet sind. Hierbei wurde auch nicht blind ausgewählt, in dieser Ausgabe geht es konkret um phantastische Orte.
Mit dem Artikel über die Science-Fiction Serie "Babylon 5", verfasst von Birk Frank hat man mir ebenso ins Herz geschaut wie mit dem Bericht über Arkham, der Stadt aus den Geschichten H.P.Lovecrafts und über Innsmouth.
Daneben kommen aber auch Werke der ganz klassischen Literatur nicht zu kurz: So weiß Ralf Steinberg Interessantes über Lilliput, die Stadt aus "Guillivers Reisen" zu berichten.
Ganz besonders hervorgehoben sei auch der exzellent recherchierte Artikel "Mit Peter Pan nach Nimmerland" von Christoph Weidler. Er hat dafür nicht nur den Klassiker unter die Lupe genommen, sondern eine ganze Reihe davon inspirierte Bücher, Comics, Magazine und Filme. Ergänzt wird das Ganze dann noch durch ein Interview mit Geraldine McCaughrean, die sich bei einem Wettbewerb durchgesetzt hat und somit eine Fortsetzung zu Peter Pan veröffentlichen konnte.
Überhaupt zeigt sich bei der Lektüre von "Phase X", dass wir wohl alle schon sehr früh von phantastischen Orten gehört haben: Ulrich Blode stellt uns die Welt von "Kapt´n Blaubär" vor, während Achim Hiltrop sich dem Dorf von Astrix widmet. Ja, es handelt sich hierbei, obgleich es auf unserer Welt liegt, durchaus um einen fiktiven und damit auch phantastischen Ort. Komisch, erst jetzt wo Achim Hiltrop es erwähnt, fällt mir auf, dass uns in den Comics eigentlich nie gesagt wurde, wie das Dorf eigentlich heißt.
Natürlich darf bei so einer Zusammenstellung auch das sagenhafte Atlantis, dem Holger Pohl einen Bericht widmet, nicht fehlen.
Und damit ist der Lesestoff noch lange nicht aufgebraucht!
Alles in allem hat mich Phase X sehr positiv überrascht. Insbesondere habe ich es noch nie erlebt, dass eine Publikation tatsächlich die Gratwanderung zwischen Mainstream und Special Interest mit Bravour meistert!
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