Pretty Girls (Autorin: Karin Slaughter)
 
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Pretty Girls von Karin Slaughter

Rezension von Christel Scheja

 

Die 1971 geborene Karin Slaugther scheint es problemlos zu schaffen, den Nerv ihrer Leserschaft zu treffen und mit psychologischen Thrillern zu fesseln, die in den Bann zu schlagen wissen, berühren sie doch Ereignisse, die auch in den Schlagzeilen der Medien immer präsent werden. Mit über 70 Millionen verkauften Büchern in dreißig Sprachen scheint ihr der Erfolg recht zu geben. Deshalb präsentiert sie auch in ihrem neusten Roman „Pretty Girls wieder ein Thema das es in sich hat.

 

Im Jahr 1991 verschwindet die neunzehnjährige Julia spurlos nach einer wilden und ausgelassenen Party. Die Polizei nimmt zwar die Spur auf, sucht aber eher halbherzig nach der Vermissten und stellt die Ermittlungen auch nach ein paar Monaten ein. Zurück bleiben die Angehörigen – die Eltern und die beiden Schwestern – Lydia und Claire, die auch ihre seelischen Narben davon tragen. Während die erste immer wieder abrutscht und wegen irgendwelcher kleinerer Delikte und Drogensucht im Fokus der Behörden bleibt, schließlich sogar eine uneheliche Tochter auf die Welt bringt, so dass sie sich danach nur noch mit schlecht bezahlten Jobs durchschlägt, scheint Claire das große Los gezogen zu haben. Sie heiratet Paul, einen Mann der sie auf Händen trägt, der sich aufgrund seines Architekturbüros verwöhnen und beschützen kann.

Deshalb ist es ihr vierundzwanzig Jahre später auch völlig egal, dass Georgia und gerade der Umkreis ihres Zuhauses von einer ganzen Mordserie erschüttert wird. Ein unbekannter Killer foltert junge Mädchen zwischen siebzehn und zwanzig Jahren grausam zu Tode und vergewaltigt sie dabei auch noch. Weil das alte Wunden aufreißt schaut sie nur halbherzig hin.

Doch als Paul durch einen Raubüberfall ums Leben kommt entdeckt Claire im Nachlass ihres Mannes ein Video, das ihr die Haare zu Berge stehen lässt, muss sie doch ansehen, wie ein Mann ein Mädchen umbringt und sich dabei an ihrer vergeht.

Nach dem ersten Schock kann sie nicht anders, als sich auf Spurensuche zu begeben, und den einzigen Menschen zu Rate zu ziehen, der sie verstehen könnte – Lydia, mit der sie schon ewig keinen Kontakt mehr hatte.

Gemeinsam kommen die Schwestern einem Geheimnis auf die Spur, dass sie bald selbst Kopf und Kragen kosten könnte.

 

Eines muss man Karin Slaughter lassen – sie versteht wirklich mitreißend zu schreiben und klare Bilder im Kopf entstehen zu lassen. Vermutlich macht sie es den Lesern mit vielen Klischees, die sie aus Film und Fernsehen kennen, einfach sich die Figuren und ihr Umfeld vorzustellen – sie bewegt sich nicht ohne Grund im Mief einer amerikanischen Kleinstadt jenseits der großen Metropolen, in der jeder jeden kennt und Skandale noch lange nachgetragen werden.

Die Heldin entstammt der besseren Gesellschaft und scheint zunächst nur die typische Society-Frau zu sein, die ohne ihren Mann regelrecht hilflos ist, aber der Eindruck ändert sich – je mehr die perfekt scheinende Welt um sie herum zerfällt.

Ihre Schwester ist der krasse Gegensatz zu ihr – die Frau, die bereits die dunklen Seiten des Lebens und viel Schmerz kennengelernt hat, die es nie wirklich leicht hatte und schon gar nicht auf einen grünen Zwei gekommen ist. Aber sie besitzt die Bodenständigkeit und den nüchternen Realismus, der der viel jüngeren Claire noch abgeht.

Die beiden Hauptfiguren sind und bleiben die Sympathieträger – sie bieten gerade den Leserinnen viele Momente, in denen sie sich wiederfinden können, haben Ecken und Kanten, Schwächen und Fehler, die sie fern von jedem Superheldentum halten.

Anders sieht es mit den Nebencharakteren aus, die leider durchweg blass bleiben und nur auf wenige Eigenschaften reduziert werden, selbst der Täter, dem die beiden Heldinnen nach und nach auf die Spur kommen.

In der ersten Hälfte des Romans plätschert die Handlung daher ein wenig vor sich hin und kommt nicht wirklich in die Gänge, als die beiden Hauptfiguren aber endlich eine Ahnung haben, wie sie weiter machen müssen – zieht auch die Spannung an. Wie in jeder guten Geschichte kommt es natürlich auch zu einem dramatischen Showdown, in dem die Heldinnen über sich hinaus wachsen und ihren Weg finden müssen.

Die Auflösung des Falls ist wie viele Details des Falls nicht sonderlich überraschend und relativ klischeebeladen, aber durchaus kurzweilig aufbereitet.

Sicherlich vereinfacht die Autorin das ein oder andere psychologische Element und schwächelt gerade dann, wenn es darum geht, die Motivation der Gegenspieler aufzubereiten, aber letztendlich gelingt ihr der Spagat, Grauen und Action, Unterhaltung und zumindest einen Hauch von Anspruch miteinander zu verbinden, ohne ihre Leser zu überfordern.

 

Das macht „Pretty Girls“ zu einem flüssig zu lesenden Psycho-Thriller, der den Lesern neben Grusel und Action auch zwei sympathische Hauptfiguren und einen gut konstruierten Fall anbietet, der vielleicht nicht all zu anspruchsvoll wirkt, aber dennoch genug Spannung liefert, um am Ball zu halten und die Ereignisse bis zum Ende weiter zu verfolgen.

 

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Buch:

Pretty Girls

Autorin: Karen Slaughter

gebunden, 480 Seiten

Harper Collins, erschienen Dezember 2015

Übersetzung aus dem Englischen von Fred Kinzel

ISBN-10: 3959670079

ISBN-13: 978-3959670074

Erhältlich bei: Amazon

Kindle Edition

ASIN: B00YP13520

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024041909582639a89958
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Erstellt: 04.12.2015, zuletzt aktualisiert: 05.06.2023 19:35, 14221