Prinz Eisenherz (Klassiker der Comicliteratur Bd. 3)
 
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Prinz Eisenherz

Reihe: Klassiker der Comicliteratur Bd. 3

Rezension von Christian Endres

 

Eine Reihe, die sich selbst als Klassiker der Comicliteratur bezeichnet, wäre nicht annähernd vollständig, würde sie sich nicht wenigstens in einem Band mit Harold R. Fosters Prinzen von Thule beschäftigen und dessen Abenteuer zur Zeit König Arthus würdigen. Hal Foster hat mit den Geschichten über die Abenteuer des jungen Eisenherz einen unvergleichlichen Klassiker der Abenteuerliteratur geschaffen – der dritte Band der von den Redakteuren des FAZ-Feuilletons ausgewählten Comic-Klassiker widmet sich eben jenem mutigen Prinzen aus Thule und seinem unvergleichlichem Schöpfer aus Kanada ...

 

Fosters Geschichten über Eisenherz und dessen Erlebnisse sind zumeist eine fröhlich bunte Mischung aus historischen Annahmen und Begebenheiten, Sagen, Mythen und Legenden und natürlich Fosters blühender Phantasie, die Britannien nach der Besatzungszeit der Römer beispielsweise auch mit prähistorischen Ungeheuern füllte. Die Familie des zu Beginn noch recht jungen Prinz Eisenherz wird von einem Usurpator aus ihrer Heimat im Norden vertrieben, und auch in Britannien bereitet man ihnen alles andere als einen warmen Empfang, so dass der König von Thule und seine Gefolgsleute ihr Exillager auf einer Insel in einem verwunschenen Sumpf voller vorzeitlicher Ungeheuer und allerhand Gefahren aufschlagen müssen. Der junge Eisenherz wächst in diesem unwirtlichen Landstrich zum Mann heran und verlässt die Insel schließlich, um das ihm von einer Hexe geweissagte Schicksal in der Fremde zu suchen; ein Schicksal voller Burgen und Ritter, voll fremder Länder und Gefahren – und ein Leben unter den Augen von König Arthus, dem Regenten Camelots! Auf seinem Weg in dieses abenteuerliche Leben begegnet Eisenherz legendären Rittern wie Lancelot und Gawain, aber auch allerhand Schurken und Gefahren – und natürlich der Liebe. Er kämpft um schöne Frauen, die Ehre und gegen die Sachsen, lacht mit Freunden, hasst, liebt und vergibt wie ein wahrer Ehrenmann und wird von König Arthus auf dem Schlachtfeld schließlich zum Ritter der Tafelrunde ernannt. Doch damit hören die Abenteuer von Eisenherz nicht auf. Nun verteidigt er die Ritterwürde, Camelot und seine Ideale um so mehr, und nach wie vor hat er es mit Schurken und (ab und dann schurkischen) schönen Frauen und seinem eigenen Temprament zu tun. So trifft er auf seinen Reisen bald auch die Königin seines Herzens, Aleta, und muss mitunter fest stellen, dass auch ein Ritter seinen Meister finden kann – und wenn es nur in Form einer schönen Frau ist, die sein sonst so stürmisches (Eisen-)Herz im Sturm erobert. Im zweiten Teil des vorliegenden Bandes findet man zudem die Strips um die Abenteuer zweier Ritterknaben, in denen Foster das Leben zweier halbstarker Lausbuben auf einer mittelalterlichen Feste darstellte. Und bevor wir uns gleich den weniger angenehmen Seiten dieses Bandes zuwenden, noch geschwind das Inhaltsverzeichnis:

 

Der Prinz von Thule

Kampf um Illene

Ritter der Tafelrunde

Gefahrvolle Abenteuer

Aleta

Verschwörung auf Camelot

 

Wie schon bei den beiden voran gegangenen Bänden gibt es in Sachen redaktionelle Betreuung und Auswahl der Geschichten wenig bis gar nichts zu bemängeln – dafür leider abermals umso mehr, was Technik und Verarbeitung anbelangt, wobei wir nun wirklich nicht mehr auf dem welligen Papier herum reiten wollen. Schlimmer ist, dass das, was sich mit dem ersten Band der Reihe abgezeichnet hat, nun spätestens bei Prinz Eisenherz deutlich wird: Das Taschenbuchformat ist mit großen Vorlagen (wie in diesem Fall den Zeitungsseiten, die schon im Album nicht immer ganz glücklich daher kamen) schlichtweg überfordert. Der mutige Wikinger-Prinz aus Thule hat zwar noch nie rundum Glück mit seiner deutschen Veröffentlichung gehabt – mal stimmte die Reihenfolge nicht, mal wurde die Serie mittendrin abgebrochen, mal ließ die Farbgebung zu wünschen übrig –, doch schießt dieser kleine Band den Vogel ab. Hal Fosters Prinz Eisenherz hat freilich – vielleicht mehr als jeder andere Comic – seine Berechtigung, in einer Klassikerbibliothek wie der vorliegenden aufgelegt zu werden, doch wäre es vielleicht trotzdem angebracht gewesen, sich im Vorfeld zu überlegen, ob man ihn – wie einige andere Klassiker auch, die man eben aus anderen Gründen nicht für die Reihe hat gewinnen können – nicht doch besser weggelassen hätte. Denn der Klassiker unter den Rittercomics ist in diesem Fall bestenfalls ein Schatten seiner selbst, der Altleser verärgert und Neuleser abschreckt, auf keinen Fall aber begeistert. Fosters atemberaubend detailverliebten Zeichnungen kommen überhaupt nicht nur Geltung, und dass man die Texte, die typisch für Prinz Eisenherz stets unter dem jeweiligen Bild stehen, manchmal kaum entziffern kann, erklärt sich bei dieser Verkleinerung der Seiten ja fast schon von selbst. Zu allem Überfluss hat sich dann auch noch erneut ein herber Schnitzer beim Zusammenstellen des Bandes eingeschlichen: Wie schon im ersten Buch mit Superman stimmt die Seitenfolge der Geschichten nicht, bzw. hat man wieder eine Seite unterschlagen (Seite 207/253 ist doppelt vorhanden, wodurch die korrekte Seite gegen Ende der Geschichte natürlich fehlt). Das sind in der Summe dann alles Dinge, die den Lesespaß trüben und auch eine noch so gute Auswahl der Geschichten überschatten.

 

Aufgrund der doppelten und dadurch an anderer Stelle fehlenden Seite wird der vorliegende Eisenherz-Band zeitgleich mit dem sechsten Teil der Klassiker-Reihe (Strizz) neu aufgelegt und wohl problemlos umzutauschen sein. Ob es sich jedoch lohnt, deshalb noch einmal die Ausgabe zu kaufen, und ob der Fehldruck der ersten Auflage gar einen besonderen Sammlerreiz hat, das muss jeder Leser für sich selbst entscheiden, zumal ich persönlich der Meinung bin, dass die Neuauflage beim Superman-Band, dessen Fehler nicht nur ärgerlich, sondern auch sinnentstellend war, eher angebracht gewesen wäre.

 

Fazit: Sorry, liebe Redakteure und Herausgeber, aber das war diesmal leider nichts. Trotz des im Taschenbuch gut aussehenden Peanuts-Bandes holen mich meine Bedenken von Band eins wieder ein und offenbaren die Schwächen des bei manchen Serien sichtlich überforderten Taschenbuch-Formats, bei dem ab einem gewissen Punkt der Verkleinerung kein Lesespaß mehr aufkommt. Lediglich das einmal mehr gelungene Vorwort von Andreas Platthaus (das, im Gegensatz zu den Geschichten selbst, von der Größe her wenigstens gut lesbar ist und viel Hintergrundwissen zu Eisenherz und Foster vermittelt) und die schöne äußere Gestaltung des Bandes setzen einen Lichtpunkt in einer ansonsten eher frustrierenden Ausgabe, die darunter zu leiden hat, dass Comics in erster Linie nun mal doch ein optisches Medium sind, das von den Bildern in ansprechender Größe lebt.

 

Der dritte Band der Klassiker der Comicliteratur ist daher die erste Enttäuschung der Reihe und wird Hal Fosters großartigem Ritterepos, das in diesem Format einfach unter geht, in keinster Weise gerecht – da helfen dann auch das satte Preis-Leistungs-Verhältnis, die gelungene Auswahl der Stories sowie das gut geschriebene Vorwort nichts mehr.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202403281820266913bbd8
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Comic:

Prinz Eisenherz

Reihe: Klassiker der Comicliteratur Bd. 3

Autor: Hal Foster

Verlag: Frankfurter Allgemeine Zeitung

Format: Softcover

Sprache: Deutsch

ISBN-Code: 3899810848

Anzahl Seiten: 256

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 03.10.2005, zuletzt aktualisiert: 24.03.2024 10:42, 1294