Es hat sich ja schon angedeutet, welche der griechischen Göttinnen in Lucia Herbsts Trilogie als nächste an die Reihe kommen würde, nun ist es offiziell Psyche – Verdammt frei bekommt nun auch noch ihre Gerechtigkeit und der Konflikt, der sich seit dem ersten Band entwickelte, darf nun endlich eskalieren.
Psyche versucht durch ihre Gabe, in die Seele der anderen zu sehen, wie eine gute Therapeutin zu helfen, doch selbst ist sie in einer Lüge gefangen, denn sie scheint alles vergessen zu haben, was vor ihrer Erhebung zur Göttin lag. Aber nun beginnt dieser Schleier sich aufzulösen und sie merkt, das Eros, ihr Geliebter, sie mehr als nur belügt.
Mit Hilfe von Persephone und Medusa, die bereits Gerechtigkeit erlangen konnten, macht sie sich auf die Suche nach ihrer Vergangenheit. Und als die schmerzlichen Erinnerungen erwachen, eskaliert auch noch ein weiterer – schon lange schwelender – Konflikt.
Auch wenn dieser Band auf den ersten Blick unabhängig von den beiden anderen lesbar zu sein scheint, so merkt man doch, dass sich ein roter Faden, der schon in Medusa und Persephone zu erkennen war, nun weiter gesponnen und verdichtet wird.
Die Autorin seziert die griechischen Mythen dadurch gründlich und hebt gerade die negativen Seiten der griechischen Götter deutlich hervor, zeigt den Lesern, dass selbst vermeintlich romantische Geschichten eine sehr dunkle Seiten haben. Denn der Mythos von Eros und Psyche ist alles andere als Liebe, sondern voll Grausamkeit und Schmerz, Erniedrigungen und Gewalt.
Lucia Herbst nutzt die Gelegenheit in einer spannenden Geschichte die Dinge hervor zu heben, die sie stören, die Willkür, den Narzissmus, den Sexismus und den Chauvinismus gewisser griechischer Götter. Das Angenehme dabei ist, dass sie in dem Abenteuer nicht mit der feministischen Keule um sich schlägt, sondern deutlich macht, dass nicht nur die männlichen Gottheiten solche Verbrechen begehen, sondern durchaus auch die weiblichen ihren Geschlechtsgenossinnen nicht immer gut gesonnen sind. Gleichzeitig sucht sie aber für einige auch den Weg der Versöhnung. Jeder bekommt seine Chance, auch wenn diese am Ende nicht jeder nutzt. Und auch die Liebe darf sich dabei neu entwickeln und muss nicht ausgetretenen Pfaden folgen.
Das Setting mag zwar eine Urban Fantasy Elemente haben, bewegt sich aber so gut wie nicht in der Welt der Menschen, sondern bleibt in dem magisch-mythischen Umfeld, das die Autorin neben der modernen Welt geschaffen hat.
