Ritus (Autor: Markus Heitz)
 
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Ritus von Markus Heitz

Rezension von David Grashoff

 

In Zeiten, in denen schwarze Bücher mit roter Schrift – dank einem amerikanischen Erfolgsautor – Hochkonjunktur haben, darf natürlich auch solch ein Taschenbuch im Programm des Knaur-Verlags nicht fehlen. Dafür haben sie mit Markus Heitz einen aufstrebenden Jungautoren verpflichten können, der mit Ritus seine ersten Romanschritte im Horror-Genre wagt. Natürlich war ich gespannt, wie Heitz, den ich durch seine actionreiche Shadowrun-Romane kennen gelernt habe, sich auf dem Parkett der Werwolf Geschichten bewegt, denn um genau diese Bestien dreht sich alles in diesem 520-seitige Taschenbuch.

 

Markus Heitz’ Ritus wird in zwei, sich abwechselnden, Handlungssträngen erzählt.

Der erste Strang spielt in Südfrankreich im Jahre 1764 in der Gegend von Gévaudan, in der eine Bestie - der Loup-Garou, ein Werwolf - sein Unwesen treibt. Dieser Teil der Geschichte basiert auf wahre Begebenheiten und sogar der Wildhüter Jean Chastel, der in Ritus eine der Hauptrollen einnimmt, hat tatsächlich existiert, wie einige der anderen Protagonisten dieses Strangs.

 

Es ist der Frühling 1764, als Jean Chastel mit seinen Söhnen Pierre und Antoine die Bestie jagen, die seit Wochen die südfranzösische Provinz unsicher macht und Nacht für Nacht, Tiere und Menschen reißt. Sie stellen das Ungetüm und es gelingt ihnen sogar es töten, doch wie sich herausstellt, war das Tier nicht alleine unterwegs und das Jäger-Trio wird von einem zweiten, aufgebrachten Riesenwolf angegriffen. Dabei werden Pierre und Antoine verletzt, was sie beide zu dem macht, was sie vor einigen Minuten noch getötet haben. Natürlich deckt Jean Chastel seine beiden Söhne und er macht sich auf die Suche nach einem Mittel, um den Wolfsfluch zu beenden. Er findet einen Heilkundler, der ihm ein Rezept gibt, um eine Mixtur gegen Fluch herzustellen, doch die Sache hat einen Haken, braucht man für diesen Trank doch das Blut des Werwolfs, der seine Opfer zu dem machten, was sie sind.

 

Der zweite Handlungsstrang von Ritus spielt in der Gegenwart. Eric von Kastell ist ein cooler, abgezockter Kerl, der schon seit Jahren Jagd auf Werwölfe, besser gesagt Formwandler aller Art, macht. Gemeinsam mit seinem Vater, Johann von Kastell, hat er Waffen und Methoden entwickelt, um mit diesen machtvollen Wesen fertig zu werden. Doch eines Tages wird Erics Vater entführt, und bei Erics Versuch ihn zu befreien, getötet. Die Trauerphase dauert allerdings nicht ganz so lange, denn in Sankt Petersburg treibt ein Formwandler sein Unwesen, das Eric und sein Vater schon seit Jahren jagen. Eric von Kastell macht sich auf die Reise und trifft in der russischen Stadt auf eine junge Wolfsforscherin, inmitten ihrer ersten Begegnung mit einem Werwolf. Er rettet sie und beide machen von nun an gemeinsame Sache gegen die Werwesen und eine bizarre Sekte, die Werwölfe als göttliche Wesen ansieht.

 

Das beide Zeitebenen mehr zusammenhängen, als es Anfangs den Eindruck macht, darauf lässt nicht nur der ähnliche Namen der beiden Hauptprotagonisten schließen. Heitz versteht es geschickt, die beiden Stränge nebenher laufen zu lassen, um sie letztlich doch zusammen zu führen.

Dabei zeigt sich das Markus Heitz ein Meister im Schreiben von Actionszenen ist, von denen man in Ritus jede Menge findet. Doch auch die Charaktere und dessen Entwicklung, gerade beim grimmige Jean Chastel, können überzeugen.

 

Obwohl ich eigentlich nicht gerne Autoren vergleiche, so gibt es – neben den Farbauswahl der Bücher - doch eine Gemeinsamkeit zwischen Markus Heitz und Dan Brown, denn beide pflegen einen sehr bildlichen und cinemastischen Schreibstil, der sich hervorragend für Verfilmungen eignet.

Wer bei Ritus allerdings einen Horrorroman erwartet, bei dem man sich genüsslich gruseln kann, den muss ich leider enttäuschen, denn Heitz’ Werk befasst sich zwar mit der Werwolf Thematik, doch eher auf dem Niveau eines Actionfilms a la Underworld, als im Sinne des traditionellen Horrors; dafür wird der Leser schon zu früh mit der Bestie konfrontiert.

 

Ritus ist ein rasanter und äußerst unterhaltsamer Roman, der den Leser fesselt und ihn nicht so schnell wieder loslässt. Er ist wie ein guter Hollywoodfilm, mit schnellen Schnitten, heißen Verfolgungsjagden und jede Menge Action. Das allerdings, ist auch die Schwäche des Romans, der manchmal sehr oberflächlich und gekünstelt wirkt. Gerade der Handlungsstrang in der Gegenwart und vor allem der coole Werwolfjäger Eric von Kastell kommen ein wenig überzogen rüber; wenn er beispielsweise in einer seiner Sexszenen, seine Partnerin gleich vier mal auf den höchsten Gipfel der Lust schickt.

 

Ein weiterer Kritikpunkt an Ritus ist das Ende, das noch sehr viele Fragen offen lässt. Doch gleich nach dem letzten Satz stößt man auf eine Werbung des zweiten Teils der Reihe Sanktum. Nur dumm, dass man weder auf dem Buchrücken, noch im Buch selbst Hinweise findet, die darauf schließen lassen, dass es sich bei Ritus um den ersten Teil einer Reihe handelt.

 

Alles in allem ist Ritus ein spannendes, wenn auch kurzweiliges, Lesevergnügen, das sich durch gute Actionszenen und einer durchdachten und gut recherchierten Geschichte auszeichnet.

Sex, Blood and Rock’n’Roll ist hier die Devise, wenn Heitz es auch manchmal ein wenig zu weit treibt, und so manches mal in Hollywood-Klischees verfällt. Ein dickes Lob noch für die Gestaltung des Buches, denn die Aufmachung des Umschlags ist – trotz der Farbwahl – sehr gut gelungen

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404260539336443b16b
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Ritus

Autor: Markus Heitz

Broschiert - 512 Seiten - Droemer/Knaur

Erscheinungsdatum: April 2006

ISBN: 342663130X

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 24.04.2006, zuletzt aktualisiert: 03.04.2021 17:24, 2124