Safari (Autor: Alan Dean Foster)
 
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Safari von Alan Dean Foster

Rezension von Christian Endres

 

Der Name Alan Dean Foster steht im Bereich der phantastischen Literatur in der Regel für Qualität: Egal ob Fantasy oder Science Fiction – Foster hat mit seinen Büchern stets gut und intelligent zu unterhalten gewusst, wobei viele seiner Werke – sei es nun die Reihe um den Bannsänger oder seine Vorlage zum TV-Erfolg Dinotopia – den Fans lange in Erinnerung geblieben sind. Mit »Safari« (Orig.: »Lost & Found«) liegt bei Bastei Luebbe nun der Auftakt zu Taken, Fosters neuer Science-Fiction-Trilogie, vor, in der wir Marcus Walker auf eine unglaubliche Reise zu fremden Gestirnen begleiten ...

 

Der findige Rohstoffmakler Marcus Walker hat eine Wette mit seinen Freunden aus Chicago laufen. Deshalb campiert er alleine draußen am Cawley-See in der Sierra Nevada, dem kalifornischen Hochgebirge, und stellt sich eine Woche lang der Wildnis, bis auf einen abendlichen Kontrollanruf via Satellitentelefon und einen kleinen Bar-Besuch zum Ende der Wettwoche abgesehen abgeschottet von anderen Menschen und vor allem der hektisch-technischen Geschäftswelt, die sonst sein Leben so stark prägt. Eines Abends sieht er eine seltsame Erscheinung am Nachthimmel – und wird kurz darauf von Außerirdischen entführt! So weit alles ganz harmlos und stereotyp, möchte man meinen, doch wir haben es hier ja mit einem Buch von Alan Dean Foster zu tun, der für innovative Szenarien mit schillernden Außerwelten bekannt ist. So sind die Vilenjji, die Marcus Walker entführen, keinen harmlosen Aliens á la ET und auch keine Vorboten einer Alien-Invasion wie in Indepence Day, sondern eiskalte Geschäftsleute, die in der gesamten Galaxis Wesen von fremden Planeten rauben und sie mit möglichst viel Profit als Haustiere auf wiederum anderen Welten verkaufen wollen.

 

Zu diesem Zweck haben sie ihr riesiges Raumschiff in kleine Gehege aufgeteilt, die ringartig um einen großen Bereich, das so genannte Große Gehege, angeordnet sind. Nach einiger Zeit, die Walker in seinem Pferch verbracht hat, lässt man ihn erstmals zu einem anderen Gefangenen der Vilenjji: George, einem ebenfalls von der Erde Entführten – und ferner einem Straßenköter aus Chicago. Dank Implantaten, die Gehirn und Gehör beeinflussen, können sich Mensch und Hund verständigen, ebenso wie alle anderen Außerirdischen auch, zu denen Walker ebenfalls bald gelassen wird.

 

Und auch wenn er schnell einige neue Bekanntschaften mit seltsam faszinierenden Wesen schließt, nährt sich in Walker der Wunsch, nach Hause zurückzukehren. Schließlich machen er, George, ein außerirdischer Besserwisser und ein außerirdischer, grobschlächtiger Poet sich daran, einen Plan zu ersinnen, ihrem Schicksal zu entkommen ...

 

Der Auftakt zu Fosters Taken-Trilogie hat alles, was ein gutes Science-Fiction-Buch braucht, und profitiert zudem maßgeblich von der Erfahrung und dem über die Jahre hinweg gereiften Stil seines Verfassers. Routiniert und stets mit einem Augenzwinkern setzt Foster auf den gut 300 Seiten seine Figuren auf das Spielbrett, charakterisiert sie ausgiebig und äußerst gekonnt und liefert damit in erster Linie natürlich eine gute Grundlage für die beiden Folge-Bände (»Kriegsrat«, der zweite Band, wird im Januar nächsten Jahres erscheinen), ohne dabei die Story des jetzigen Buches zu vernachlässigen.

 

Man fiebert Seite für Seite mit Marcus Walker und seinen exotischen, seltsamen, vorlauten, poetischen, sarkastischen oder eingebildeten Gefährten mit, bangt, hofft, weint und lacht mit ihnen und kann das Buch nur ganz schwer aus der Hand legen – bis man dann irgendwann endlich weiß, ob der Ausbruchversuch des eigenwilligen Quartetts erfolgreich sein wird oder nicht. Doch wäre mit einem Ausbruch überhaupt jemandem geholfen? Schließlich durchfliegt das Schiff der Vilenjji irgendeinen mehr oder weniger gottverlassenen Sektor im eiskalten, luftlosen Weltraum ...

 

Hinzu kommt, dass Foster, um die Sache hiermit mal auf den Punkt zu bringen, einfach ein großartiger Science-Fiction-Autor ist, der exotische Welten ebenso plastisch darstellen und beschreiben kann wie die exotischen Lebensformen, die man auf ihnen – oder fernab der Heimat in dem Raumschiff skrupelloser Sklavenhändler – antreffen kann. In einem Band, der, wie der Titel schon verspricht, einer Safari durch das Biologiebuch der Galaxis gleich kommt, ist eine solche schriftstellerische Fertigkeit natürlich von großem Vorteil und trägt ebenso wie Fosters Talent, selbst den eigentlichen Schurken der Geschichte etwas Sympathisches abzugewinnen, maßgeblich dazu bei, die Lektüre von »Safari« zu einem herausragenden Science-Fiction-Erlebnis werden zu lassen.

 

So schön das Titelbild von Michael Whelan auch ist – zusammen mit dem Klappentext und dem Titel weckt es eigentlich völlig falsche »Hoffnungen«, was einem im Buch selbst dann beim Lesen erwarten wird. Doch der englische Titel ist schwer ins Deutsche zu übersetzen, ohne dass er gleich plump wirkt, und so ist – da der Mut zum Originaltitel wieder einmal gefehlt hat – eine deutsche Neubetitelung der scheinbar einzig sinnvolle Weg für den Verlag gewesen. Mit dem Endprodukt »Safari« indes kann ich auch ganz gut leben, da er recht gut zur ersten Hälfte des Romans passt. Weitaus störender als der neue deutsche Titel sind da schon die vielen kleinen Druckfehler, die sich in den Band eingeschlichen haben und schon auf der ersten Seite kurz den Lesefluss nehmen. Schade!

 

Fazit: Es ist beruhigend, dass es fernab der aktuell so beliebten – und meistens dann doch nur äußerst durchschnittlichen – Military-SciFi á la John Ringo noch Science-Fiction-Bücher gibt, die auch ohne pompöse Raumschlachten auf der einen oder die manchmal arg aufgeblasene, künstlich wirkende Komplexität eines Charles Stross eine fesselnde Story haben können. Altmeister Alan Dean Foster zeigt dem Rest der Genre-Autoren, wie es auch heute noch geht und wie man ein scheinbar harmloses Science-Fiction-Abenteuer zu schreiben hat, das sowohl als Einzelband, als auch als Teil einer Trilogie prächtig funktioniert und dabei mit Symbolik, charmant-witzigen Anspielungen und viel außerirdischer Exotik gespickt ist.

 

»Safari« hat außerdem alles, was ein echter Foster braucht: Markige Charaktere, exotische Lebensformen und Welten, ein intelligentes, sprechendes Tier, das unserem menschlichen Helden an die Seite gestellt wird, und natürlich zwischen den Zeilen und Absätzen immer wieder viel Hinter- und Tiefgründiges, das Foster ohne Moralpredigt und dafür mit spitzer Feder vermittelt.

 

Kurzum: Lange habe ich kein so gutes Science-Fiction-Buch mehr gelesen, und ich danke Foster von Herzen dafür, dass er mir den Glauben in diese Literaturgattung zurückgegeben hat. Ich freue mich auf die Fortsetzung und bin gespannt, wohin die Reise führen wird!

 

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Buch:

Safari

Reihe: Taken Trilogie

Autor: Alan Dean Foster

Taschenbuch, 332 Seiten

Basteu Luebbe, Juli 2006

 

ISBN: 3404243501

 

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 05.07.2006, zuletzt aktualisiert: 18.02.2024 09:28, 2504