Schatten über Schinkelstedt (Autor: André Ziegenmeyer)
 
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Schatten über Schinkelstedt von André Ziegenmeyer

Rezension von Linda Dannenberg

 

Rezension:

 

Auguste Fledermeyer hat es nicht leicht. Als Kräuterweib und praktizierende Hexe geriet sie mehrmals mit der Inquisition in Konflikt, was meistens dazu führte, dass man sie verbrennen wollte. Glücklicherweise sind ältere Hexen nicht brennbar, sodass Auguste nichts weiter tun musste, als ein bisschen zu schreien und den Pöbel zu unterhalten, während die Flammen um sie züngelnden, und dann zu türmen, sobald die Leute sich zerstreut hatten. Nachdem sie diese Prozedur 37 Mal über sich ergehen ließ, verschwand Auguste.

 

Doch sie tauchte wieder auf – allerdings waren inzwischen fast fünfhundert Jahre vergangen! Am Waldrand des kleinen Ortes Schinkelstedt findet sich die Hexe wieder, zunächst völlig verwirrt. Sie ahnt nicht, dass sie das Instrument der Kirche werden soll. Diese sieht sich bedroht, das Druckmittel von der Apokalypse, die immerhin auch nach zweitausend Jahren noch nicht eingetreten ist, wirkt nicht mehr. Die Leute fallen vom Glauben ab, Kirche und Klerus werden unwichtig. Um diesen Umstand zu ändern, bedarf es einer realen Gefahr, und so setzt man auf Augustes Macht und einige Fabelwesen, die Unruhe stiften sollen ...

 

„Funtasy“ ist Genrekennern sicher ein Begriff, hier handelt es sich einfach um „funny“ Fantasy. Bekannte Vertreter dieser Gattung sind Terry Prattchet, Robert Asprin oder Christopher Moore. Mit André Ziegenmeyer hat sich nun ein deutscher Autor an diesem schwierigen Genre versucht.

 

Mit einer aberwitzigen Geschichte, skurrilen Charakteren und viel Wortwitz trumpft der Autor auf. Dabei findet man zwar oftmals wunderbare Einfälle und kann häufig schmunzeln und lachen, jedoch klingt so mancher Klamauk viel zu bemüht und einige Schenkelklopfer biedern sich auf zu flache Weise an. Keine Frage, das Spiel mit der Sprache beherrscht Ziegenmeyer besser als die Situationskomik.

 

Auch der Plot hat seine Stärken und Schwächen. Die Grundidee ist so charmant wie – größtenteils zumindest – originell, auch die Seitenhiebe auf Kirche und Klerus sind sehr gelungen, und heben das Niveau und die Bedeutung der Geschichten über puren Nonsens hinaus. Mit der Logik hapert es manchmal, was nicht dadurch entschuldbar ist, dass Fantasy nicht logisch sein muss. Auch der Spannungsbogen bricht mehrmals ein, gerade bei der geringen Seitenzahl ist dies ein großes Manko. Gelungener ist wiederum die ordentliche Portion Lokalkolorit, die dem Roman innewohnt, und die interessanten, sympathischen Charaktere – einziger Abstrich ist die Namensgebung, da hat Ziegenmeyer etwas zu dick aufgetragen.

 

Fazit:

„Schatten über Schinkelstedt“ hält dem Vergleich mit einem Terry Prattchet oder Douglas Adams nicht Stand, bietet aber kurzweilige Unterhaltung. Wer sein Vergnügen aus gekonnten Formulierungen zieht, kann hier zugreifen. Dass das Niveau hin und wieder ebenso schnell verschwindet wie Auguste Fledermeyer und so manch komische Passage sehr forciert wirkt, muss man allerdings ertragen können. Humor ist eine völlig subjektive Sache, so ist es schwierig, es allen Lesern recht zu machen. Für den Mut, einen humoristischen phantastischen Roman zu schreiben, kann man André Ziegenmeyer jedenfalls nur loben. Die guten Ansätze, die sein Buch bietet und sein schöner Stil lassen darauf hoffen, dass man von diesem Autor noch mehr hören wird.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042411041605df00f0
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Schatten über Schinkelstedt

Autor: André Ziegenmeyer

Verlag: periplaneta, August 2008

Broschiert), 174 Seiten

ISBN-10: 3940767085

ISBN-13: 978-3940767080

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 26.09.2008, zuletzt aktualisiert: 27.02.2024 15:55, 7431