Schlaflose Stimmen (Autor: Peter Schwindt; Libri Mortis Bd.2)
 
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Schlaflose Stimmen von Peter Schwindt

Reihe: Libri Mortis Bd.2

Rezension von Carsten Kuhr

 

Im ersten Band der Trilogie überraschte Peter Schwindt mich mit einem Mystery-Thriller der eine ungewöhnliche Handlung mit faszinierenden Personen und Handlungsschauplätzen verband. Neben seiner fünf-bändigen Zeitreisegeschichte um »Justin Time« (Loewe Verlag) und der Arthus- Trilogie um »Gwydion« (Ravensburger Verlag), die mich beide nicht wirklich begeistern konnten scheint der Autor mit der Erzählung um die 16-jährige Rosalie sein Topic gefunden zu haben.

 

Im ersten Teil der Reihe stiess Rosalie in den Katakomben unterhalb von Paris auf einen erbarmungslosen Gegner. Pylart, ein Mann der mit Erpressungen bedeutender und mächtiger Honoratioren der französischen Hauptstadt sein Vermögen gemacht hat heftet sich auf ihre Spuren, verfolgt und bedrängt das Mädchen. Er, der mit seiner übersinnlichen Gabe die dunkelsten Seiten eines jeden Menschen hervorlocken kann, der die verborgensten Geheimnisse offenbart und niederschreibt sucht nach seinem Ursprung. Wer ist er, wo kommt er her. Ein alter Spiegel, der in Rosalies Wohnung hing soll ihm bei seiner Suche helfen. Um Rosalie zur Kooperation zu zwingen entführt er deren Freund Ambrose und verlangt die Herausgabe des Spiegels. Dieser wurde jedoch vor Monaten von Unbekannten gestohlen, so dass Rosalie nur die Flucht nach vorne bleibt. Um Ambrose zu retten begibt sie sich erneut in die Katakomben von Paris, auf eine Irrfahrt die zeitweilig die Qualitäten eines Alptraumes annimmt. Auf ihrem Weg quer unter Paris begegnet sie gefrässigen Riesenratten, lebendigen Geistern Verstorbener, findet die Hilfe eines Sehers und eines Dobermanns, muss sich durch Jaucheflüsse kämpfen, wird von Schnellgeschwindigkeitsbahnen fast zu Tode gequetscht und immer weiter gehetzt. Zum Finale kommt es zum erneuten Aufeinandertreffen mit Pylart - doch dieser hat sich tatkräftige Unterstützung gesichert ...

 

 

Ich deutete es zu Beginn bereits an, die Libri Mortis Trilogie ist unzweifelhaft Schwindts ambitioniertestes Werk. Atmosphärisch dicht entführt er uns in eine Welt die in Vielem der Bekannten gleicht. Das Alltagsleben im Paris unserer Zeit ist glaubwürdig geschildert, jeder kann sich in den Gestalten wiederfinden. In diese uns bekannte Alltagswelt bricht dann zunächst fast unmerklich das Übernatürliche ein. Zuerst fühlt sich Rosalie nur von einem Mann in grauem Anzug verfolgt, später als sie sich wieder im Untergrund aufhält nehmen die phantastischen Sequenzen deutlich zu.

Wie schon im Auftaktband gelingt es dem Autor scheinbar mühelos uns in seine Personen hineinzuversetzen. Sowohl Ambrose, der dunkelhäutige Immigrant der sich am eigenen Schopf aus dem Elend und der Gewaltspirale des Pariser Ghettos zieht, als auch Rosalie, die am Rande der Schizophrenie wandelt ziehen uns dabei in Ihren Bann. Mit ihnen zusammen, wobei Ambrose diesmal eine unbedeutendere Rolle einnimmt, lernen wir erneut faszinierende Gestalten und eine Subkultur kennen, die gerade weil sie in all ihrer Trostlosigkeit und dem Dreck ungeschminkt dargestellt wird fasziniert.

Das Leben der Clochards, der durch das weit gespannte soziale Netz gefallenen Menschen hat seine ganz eigenen Gesetze und Rituale. Abseits der Zivilisation wie wir sie kennen hat sich hier eine Gesellschaft etabliert, in der sich die Menschen zu Gruppen zusammenschliessen, leben, lieben und leiden. Auch hier, das zeigt der Text ungeschönt und so manches mal brutal regiert der Stärkere, gibt es Freundschaft ebenso wie Neid. Die Gruppe, die unsere Heldin bei ihrer Durchquerung von Paris unterstützt wird vom Autor nicht ungeschickt mit einer alten Rockgruppe verglichen, die nach 20 Jahren Erfolg sich zu einer letzten Abschiedstour aufrafft. Jeder kennt die Macken des Anderen bis zum Erbrechen, und doch gelingt es ihnen gerade durch die Routine und Vertrautheit zusammen zu wirken.

 

Insgesamt ein spannender Roman voller packender Beschreibungen der das Interesse bis zum abschliessenden dritten Teil des Zyklusses hochhält.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404252258217900973c
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Schlaflose Stimmen

Reihe: Libri Mortis Bd.2

Autor: Peter Schwindt

Gebundene Ausgabe: 397 Seiten

Verlag: Loewe Verlag (Januar 2007)

ISBN-10: 3785558767

ISBN-13: 978-3785558768

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 31.01.2007, zuletzt aktualisiert: 24.04.2023 15:40, 3422