Schwarzer Montag (Autor: Garth Nix; Die Schlüssel zum Königreich 1)
 
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Schwarzer Montag von Garth Nix

Reihe: Die Schlüssel zum Königreich Bd.1

Rezension von Carsten Kuhr

 

Arthur Penhaligon hat es nicht einfach im Leben. Zwar wurde er nach dem Tod seiner Eltern von einem treusorgenden Ehepaar adoptiert, doch sein Asthma und seine introvertierte Art sorgen dafür, dass wahre Freunde Mangelware sind. Nun muss er auch noch die Schule wechseln, ein neues Martyrium bahnt sich an.

Nicht genug damit, dass er sich als Aussenseiter in eine Klassen-Gemeinschaft einfügen muss, jetzt hat es auch noch der Turnlehrer auf ihn abgesehen. Die Entschuldigung für die Befreiung von Turnunterricht hat er vergessen, und so muss auch er sich zum Dauerlauf aufraffen. Was sein Klassenkameraden locker schaffen, das löst bei Arthur einen Asthma-Anfall der lebensbedrohlichen Art aus. Als er um Atem ringend am Boden liegt kommen zwei seltsame Männer auf den Sterbenden zu. Einer der Männer überreicht ihm einen Schlüssel. Kaum berührt Arthur den Uhrzeigerähnlichen Gegenstand kann er wieder frei atmen. Nachdem er dem Knochenmann noch einmal von der Schippe gesprungen ist, und aus dem Krankenhaus entlassen wird, bemerkt er auf dem Heimweg ein gar seltsames Gebäude, das ausser ihm niemand zu sehen vermag. Nachwirkungen des Traumas, er halluziniert, das wird schon wieder, ein wenig Ruhe und unserem Arthur wird es ganz schnell wieder besser gehen, so denkt er – noch! Doch in der Nacht bekommt er Besuch von unheimlichen Wesen, Figuren werden lebendig - ganz klar, der Sauerstoffmangel muss sein Gehirn mehr in Mitleidenschaft gezogen haben, als gedacht. Als dann aber eine Epidemie um sich greift, und er erfährt, dass die Rettung seiner Familie, ja der ganzen Stadt nur möglich ist, wenn er im mysteriöse Haus eine Queste besteht, bekommt er doch Fracksausen. Dennoch wagt er sich auf ins Abenteuer.

Offensichtlich befindet sich unser Held nicht mehr in seiner Welt. Das Haus beherbergt Menschen deren einziger Lebenszweck es ist, alles in den verschiedenen Universen penibel schriftlich festzuhalten. Geführt wird dieser gigantischer Moloch einer überbrodelnder Bürokratie von Herrn Montag, eben jenem Mann, von dem er den Schlüssel erhalten hat. Im Verlauf der Handlung erfährt er die Hintergründe der jetzigen Zustände.

Vor Äonen hat der Schöpfer, der auch unser Universum geschaffen hat seine Welten verlassen. Sein Vermächtnis übergab er damals sieben seiner Untertanen, doch, wie das so ist wenn der Herr aus dem Haus ist, hatten diese nichts besseres zu tun, als sich selbst zu Herrschern aufzuschwingen. Das Vermächtnis wurde in sieben Stücke aufgeteilt und an unzugänglichen, schwer bewachten Orten verborgen. Seitdem herrschen die Sieben in altruistischer Machtfülle ohne jegliches Mass und Ziel. Nun ist es einem Teil des Vermächtnisses nach Äonen der Knechtschaft gelungen seiner Einkerkerung zu entfliehen, und sich einen Sterblichen Kämpen zu suchen, der die gefangenen Teile befreien, die Herrscher besiegen und das Vermächtnis erfüllen soll. Warum es ausgerechnet der schwächliche, an sich selbst zweifelnde Arthur sein muss, das ist Arthur selbst auch nicht klar, er will die Aufgabe auch gar nicht, er möchte nur seine Familie retten, und ein ganz normales Leben führen. Doch dazu muss er es erst einmal mit Herrn Montag aufnehmen - und der wartet schon geduldig wie eine Spinne im Zentrum seiner Macht auf unseren unwilligen Helden ...

 

 

Vorliegender Roman, der erste einer Reihe von insgesamt sieben Titeln war ursprünglich für die Veröffentlichung im Taschenbuch bei Bastei-Lübbe vorgesehen.

In Zeiten, da die Marketing-Abteilung und die Vertreter mehr und mehr Einfluss auf die produzierten Titel nehmen ist es daher um so bemerkenswerter, wenn ausgerechnet aus den Reihen der Vertretersitzung dann der Plan reift, das Buch und seinen Nachfolgebände die Weihen des Hardcovers angedeihen zu lassen.

 

Und ein wahrer Prachtband ist das geworden. Stimmiges Vorsatzpapier, ein tolles Titelbild aus der Werkstatt von Arndt Drechsler, Innenillustrationen und Prägedruck, man merkt, dass der Verlag sich viel Mühe mit dem Roman gegeben hat.

Nun ist der Australier Garth Nix spätestens seit seiner »Abhorsen Trilogie« (Hardcover bei Carlsen, Taschenbuchausgabe bei Bastei-Lübbe) ein Garant für atmosphärisch ungewöhnlich dichte Fantasy der gehobenen Klasse.

Die Romane um Arthur richten sich allerdings an ein deutlich jüngeres Publikum, als seine Erfolgstrilogie.

So nimmt der Autor sich diesmal viel Zeit, seine Handlung auf solide Füsse zu stellen. Zahlen und deren Bedeutung zueinander, Uhrwerke und die Zeit nehmen einen wichtigen Platz im Gefüge des Nix'schen Universums ein. Die sorgfältig konstruierte Welt des Hauses mit seinen streng hierarchisch gegliederten Strukturen auf der einen Seite, die chaotischen Zustände, auf die Arthur während seiner ersten Reise durch das Haus trifft bilden den Nährboden für die spannende, intensiv erzählte Handlung. Nix versteht es hier seine Leser mit unheimlich bunt wirkenden Bildern einer Welt zu verzücken, die Ähnlichkeit mit unseren überbrodelnden Bürokratien aufweist, daneben aber genügend Zauber ausstrahlt, um frisch und faszinierend zu wirken. Mit den hundeähnlichen Monstern, die sich auf Arthurs Spuren setzen erinnerte er mich an die schwarzen Männer aus Michael Endes Momo, wobei sich Nix dem Thema Zeit auf eine ganz andere Weise nähert, als dies Ende tat. Das Haus selbst als Handlungsort mit seinen sieben Ebenen, mit seinen Kellergewölben und Abgründen, versteckten Aufzügen und Treppenhäusern die in andere Dimensionen münden bildet ein schier unerschöpfliches Reservoir für ungewöhnliche Handlungsorte, unerwartete Wendungen und Wesen abseits des Altgewohnten.

 

Während sich jüngere Leser auf die packenden Abenteuer konzentrieren hat der Autor für seine erfahreneren und älteren Rezipienten immer wieder Details eingestreut, die zum mit- und weiterdenken anregen.

 

Allerdings ermüdet die detailreiche Vorstellung des Hauses den Leser in einzelnen Passagen ein wenig, hemmt wenn auch kaum merklich den Lesefluss.

Immer wieder spielt Nix im Verlauf des Geschehens mit der Erwartungshaltung seiner Leser. In der Handlung tauchen Begleiter unseres Helden auf, wie wir sie auch unzähligen Fantasy-Werken kennen und schätzen, nur dass diese vorliegend sich einfach nicht so verhalten, wie sie das tun sollten. Arthur selbst reiht sich dabei ein, in die Phalanx der unwilligen Helden. Er will eigentlich keine gefährlichen Abenteuer bestehen müssen, will nicht kämpfen müssen um zu überleben. Ihm ist es mehr daran gelegen sicher und geborgen in seinem Heim ein Alltagsleben zu führen, als als strahlender Held gegen immer neue Widersacher, Dämonen und Antagonisten antreten zu müssen. Noch bleibt die Zeichnung Arthurs ein wenig unscharf, noch zeigen sich mehr Ansätze eines Charakters, als dass der Autor uns einer wirkliche Persönlichkeit präsentiert. Aber wir merken bereits, dass Arthur im Verlauf der sieben Bände wachsen wird, dass die Ereignisse ihn, sein Handeln und Denken prägen werden, dass er es lernen wird und muss sein Schicksal und die damit einher gehenden Verantwortung anzunehmen.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042003101154d7331c
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Buch:

Schwarzer Montag

Autor: Garth Nix

Gebundene Ausgabe: 340 Seiten

Verlag: Ehrenwirth; Auflage: 1 (November 2006)

ISBN: 3431037127

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 05.01.2007, zuletzt aktualisiert: 24.04.2023 15:40, 3311