Schwester der Toten (Autor: Marcel Feige)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Schwester der Toten von Marcel Feige

Rezension von Martin Weber

 

Nach seiner Zeitreise ins Berlin der Zwischenkriegszeit, wo er unter anderem auf den berüchtigten Wahrsager Hanussen trifft und eine Frau vor dem Tod rettet, sitzt Philip Hader unter Mordverdacht in einer Verwahrungszelle, da ihm zu Last gelegt wird, einen Kollegen umgebracht zu haben.

Durch einen unglaublichen Zufall gelingt es dem jungen Fotografen, aus dem Gefängnis zu fliehen. Verzweifelt versucht er herauszufinden, was hinter den bedrohlichen Visionen steckt, die ihn immer wieder heimsuchen und die ihm bis jetzt nichts als Unglück gebracht haben. Die vor kurzem unverhofft in sein Leben getretene Großmutter scheint einige Informationen darüber zu haben, doch sie erleidet einen Herzinfarkt, weshalb sie ihrem Enkel vorerst nicht weiterhelfen kann. Und dann ist da noch das kleine Mädchen, das einige Perverse zu Tode quälten und das von Philip Beistand einfordert – ein feindseliges Schicksal scheint sich gegen den jungen Mann verschworen zu haben.

 

Währenddessen kommt Beatrice - ein weiblicher Lazarus - auf der Suche nach ihrer Erinnerung auf der Insel Lindisfarne an und trifft dort auf ihre Tante, von der sie sich Antworten auf wesentliche Fragen erhofft. Aber die gibt sich zögerlich und liefert vorerst nur vage Hinweise, weil sie nicht ahnt, dass jemand unterwegs ist, der sie und ihre Nichte in Lebensgefahr bringen wird.

 

Im Verlauf des weiteren Geschehens bekommen sowohl Philip als auch Beatrice schön langsam mit, dass sich unbekannte Mordgesellen auf ihre Fersen geheftet haben und dass sie selbst sowie alle Personen in ihrem Umkreis gefährlich leben. Und die von einer Geheimgesellschaft im Vatikan gelegte Schlinge um die zwei „Medien“ zieht sich immer enger zusammen …

 

 

KOMMENTAR

Mit >Schwester der Toten< geht die Inferno-Trilogie in die zweite Runde. Dabei fällt gleich zu Beginn auf, dass eine kurze Zusammenfassung des ersten Teils fehlt. Eine solche Inhaltsangabe hätte aber den Wiedereinstieg in die Geschichte enorm erleichtert, da gerade Vielleser - zu denen auch der Rezensent zählt - anfällig dafür sind, so Manches zu vergessen oder es an gedanklicher Abgrenzung zu ähnlich gelagerten Romanen fehlen zu lassen.

 

Im vorliegenden Buch hält Autor Marcel Feige ein konstant ausreichendes Spannungslevel aufrecht, wenn auch echte Höhepunkte Mangelware sind. >Schwester der Toten< laboriert ein wenig am grundlegenden Problem vieler Mittelbände von Trilogien, die oft kaum mehr sind als das Geplänkel zwischen Truppenaufmarsch und den entscheidenden Phasen der Schlacht. Die beiden Hauptfiguren Philip und Beatrice rennen im Wesentlichen von einem Ort zum anderen, von einem Hinweis zum nächsten, ohne dass sie (oder die Leser) vorerst wirklich tiefer gehende Einblicke in die Hintergründe bekommen. Diese Schnitzeljagd ist – obgleich nie wirklich langweilig - etwas zu gedehnt; schön langsam denkt man sich, dass mal was Substantielles weitergehen sollte.

 

Die Widersacher der Helden sind Gott sei Dank nicht mehr so stereotyp gezeichnet wie im ersten Teil, sondern Marcel Feige stellt sie diesmal auch als Menschen dar, die ganz normalen Ängsten und Zweifeln unterliegen. Einzig Lacie, der scheinbar eiskalte Killer mit dem Narbengesicht, wirkt immer noch wie direkt einem Jerry Cotton-Heftchen oder einem alten B-Movie entsprungen. Was mir außerdem nicht gefallen hat, sind manche blinde Flecken im Plot (z.B. hängt der flüchtige, mordverdächtige Philip stundenlang mit seinem allerbesten Freund in dessen Wohnung ab und diese Wohnung wird nicht von der Polizei observiert?) oder Wendungen, die einer dieser unsäglichen nachmittäglichen Seifenopfer entnommen zu sein scheinen (siehe den Satz, mit dem das Buch schließt).

 

Noch eine Anmerkung: bei allem Wohlwollen gegenüber dem Festa-Verlag, der nicht zu den Brachenriesen gehört und daher finanziell enger kalkulieren muss, stellt sich dennoch die Frage, warum die Geschichte auf drei Einzelveröffentlichungen aufgeteilt wurde, denn jede davon fällt mit ca. 260 Seiten nicht gerade umfangreich aus; zwei Bände hätten auch ausgereicht (zur Ehrenrettung Festas sei allerdings angemerkt, dass mir andererseits nicht bekannt ist, dass einer dieser Branchenriesen in letzter Zeit den Mut gehabt hätte, einem relativ unbekannten deutschsprachigen Autor ein Forum im Horror-Genre zu bieten).

 

 

FAZIT

>Schwester der Toten< kommt nicht ganz an den ersten Teil heran, da die Erzählung in exakt derselben Schiene weiterfährt und am Fahrtweg zu wenige echte Überraschungen auf die Passagiere warten; dennoch muss man sich nicht langweilen. Bleibt zu hoffen, dass im dritten Teil dann wieder ein richtiges Feuerwerk gezündet wird.

 

P.S.:

Weitere Online-Informationen über den Autor und sein Inferno-Projekt gibt es unter www.DasInferno.de, und <link http: www.marcel-feige.de>www.marcel-feige.de.

Nach oben

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240416173515d00c0389
Platzhalter

Schwester der Toten

Reihe: Inferno, Band 2

Autor: Marcel Feige

Verlag: Festa

Erscheinungsdatum: September 2006

Typ: Hardcover

Seiten: 268

Preis: 12,90€

ISBN-10: 3865520359

ISBN-13: 9783865520357

Erhältlich bei: Amazon

 


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 09.01.2007, zuletzt aktualisiert: 18.02.2024 09:28, 3334