Jürgen Seibold gewann bereits durch seine Allgäu-Krimis eine begeistere Leserschaft und reichte mit Die Apothekerin ermittelt eine zweite Serie nach, die unter anderem in Marburg spielt. Mit Lesen auf eigene Gefahr beginnt er nun eine weitere Reihe, in der Robert Mondrian, ein Buchhändler mit geheimer Vergangenheit im Mittelpunkt steht. Erschienen ist nun der zweite Band Sein oder Totsein.
Robert Mondrian will eigentlich gar nicht mehr ermitteln, sondern im beschaulichen Remslingen lieber seiner literarischen Leidenschaft frönen und zum anderen vielleicht auch endlich einmal eine Frau finden. Dass er seiner Nachbarin aus der Bredouille geholfen hat, war eine Ausnahme. Aber wer wäre besser geeignet ein Shakespeare-Sonett zu deuten, dass ein Mörder auf der Leiche einer jungen Frau nebst eines Achats hinterlassen hat.
Kommissar Nieber ist überzeugt davon, dass er das Rätsel lösen kann. Denn niemand versteht, warum die in einfachen Verhältnissen lebende Postbotin sterben musste, da auch nichts auf einen Raub oder ein Sexualdelikt hindeutet.
Auch Robert nicht. Bis er irgendwann die Ahnung nicht mehr los wird, dass es vielleicht weniger mit ihr als jemand anderem zu tun hat – nämlich ihm.
Remslingen ist eine fiktive Stadt, wenn auch deutlich an Waiblingen angelehnt, den Mittelpunkt des Rems-Murr-Kreises in der Nähe von Stuttgart. So ist der Autor etwas freier im erfinden und Beschreiben der Schauplätze. In seiner Geschichte setzt er dabei vor allem auf die Figuren, die ein wenig aus der Masse heraus ragen.
Da ist zum einen der Titelheld selbst, der nicht immer nur ein einfacher Buchhändler war, jetzt seine Vergangenheit aber gerne vergessen will. Genau die aber wird in der Geschichte diesmal zu Dreh- und Angelpunkt der Handlung, sorgt dafür, dass der Leser am Ende mehr weiß als die anderen Figuren.
Dazu kommt sein schräger Gehilfe Alfons mit seinen Kakadus Sherlock und Watson, die ebenso für Schmunzler sorgen wie die anderen kauzigen Gestalten, denen Robert und die Anderen im Verlauf der Ermittlungen begegnen.
Und schließlich kommt sogar ein gewisses Agenten-Feeling auf, als das Rätsel gelöst ist, eine Spur gelegt wird und der Held am Ende sogar dem gegenüber steht, der alles zu verantworten hat.
Wie immer ist das ganze recht verzwickt gemacht, so dass keine Langeweile aufkommt. Alltägliche Momente lockern die Handlung zusätzlich auf und bringen Humor in die Sache, sie erlauben auch, die Figuren näher kennen zu lernen und sich mit ihnen zu identifizieren, denn die meisten sind ganz normale Leute.
Heraus kommt ein unterhaltsamer Roman mit dramatischen Untertönen, der aber auch beim Showdown nicht viel von seiner Leichtigkeit verliert und den Leser am Ende zufrieden und entspannt zurücklässt. Auch der Fall ist interessant gestrickt und lässt keine Wünsche offen, denn er wird konsequent enthüllt und am Ende glaubwürdig abegeschlossen.