Sisters of Misery (Autorin: Megan Kelly Hall)
 
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Sisters of Misery von Megan Kelly Hall

Rezension von Christel Scheja

 

Die Hexenprozesse von Salem und die damit einhergehenden Geschichten aus Neuengland haben ganz offensichtlich ihre Spuren in der amerikanischen Seele hinterlassen, sonst würden sich nicht so viele Bücher und Filme darauf beziehen.

Auch Megan Kelly Hall, die in einer Werbeagentur und als freie Journalistin arbeitet, greift die entsprechenden Motive auf, um sie zu einer Geschichte zu verknüpfen, die allerdings sehr schnell von den eingetretenen Pfaden abweicht.

 

Hawthorne ist ein typisches verschlafenes Städtchen an der Küste Neuenglands. Neben einer langen Geschichten und vielen alten Bauwerken gibt es auch noch Traditionen, die das Leben der Menschen bestimmen. Und viele alteingesessene Familien unterscheiden sehr genau darüber, wer zu ihnen gehören darf und wer nicht.

Das wirkt sich auch auf die Schule aus. Dort führen die sogenannten „Sisters of Misery“ ein stilles Regiment. Angeführt von der arroganten Kate tyrannisieren sie alle, die ihnen zu einer Gefahr werden könnten, weil sie zu unabhängig und eigenwillig sind.

Zu den bisher eher stillen Mitläuferinnen gehört auch die fünfzehnjährige Maddie, die den richtigen Namen und die richtigen Klamotten anhat und damit zu den „Sisters of Misery“ dazu gehören darf.

Dennoch fühlt sie sich in der Clique nicht gerade wohl, weil diese viele Dinge tun, die ihr selbst widerstreben. Dazu gehört auch der Umgang mit dunkler Magie.

Dann kehrt ihre Tante Rebecca mit ihrer eigenen Tochter Cordelia nach Hawthorne zurück und macht einen Esoterik-Laden auf. Ebenso wie ihre Mutter ist auch das Mädchen sehr selbstbewusst und lässt sich nicht lange von Kate und Co. drangsalieren.

Da Cordelia immer wieder Mittel und Wege findet, um das Mobbing der „Sisters of Misery“ abzuwehren und diese lächerlich zu machen, sinnen Kate und ihre Freundin auf Rache. Auch Maddy ist gezwungen mitzumachen.

Als Cordelia in der Halloween-Nacht verschwindet, ist Maddy ebenso verstört wie der Rest ihrer Familie. Aber sie spürt, das etwas an ihrer Erinnerung an diesen Tag nicht stimmt, weil sie genau weiß, dass sie noch länger mit ihrer Cousine zusammen war, als man ihr weismachen will.

Als sie nachzuforschen beginnt, stößt sie nicht nur auf den Fluch von drei Hexen-Schwestern sondern auch auf ihre eigenen schrecklichen Erinnerungen.

 

In groben Zügen greift „Sisters of Misery“ ein Thema auf, dass in vielen amerikanischen Romanen um Teenager und die High-School eine wichtige Rolle spielt: Da ist einmal die Clique, der arroganten und reichen „In-Girls“, die den Geschmack und die Verhaltensweisen der ganzen Schüler bestimmen und all diejenigen schäbig behandeln, die entweder zu schwach sind, sich zu wehren oder aber gegen die Regeln zu verstoßen. Die Heldin ist entweder eine Außenseiterin, die irgendwann den Mut fasst sich dagegen zu wehren, oder aber steht in einer engen Beziehung zu dem rebellischen Mädchen, das ihr die Augen öffnet und durch eigenes Beispiel deutlich macht, dass man sich nicht alles von dieser Clique gefallen lassen muss.

Megan Kelly Hall garniert dies alles mit einem Mix aus alten Hexenlegenden und der typischen Bigotterie der Menschen in so alten Kleinstädten. Doch sie verfolgt keine eingetretenen Pfade und überschreitet auch immer wieder Grenzen, die andere Autorinnen nicht anzutasten wagen. Kate und die anderen federführenden „Sisters of Misery“ sind und bleiben tatsächlich boshaft und scheuen sich auch nicht davor, gewalttätig zu werden und Menschen zu schaden. Sie ergeben sich der dunklen Magie, denn sie glauben nicht, dass diese jemals auf sie zurück fallen könnte.

Maggie steht zwischen den Stühlen, denn zum einen ist sie in die festen Strukturen hinein gewachsen und kennt nichts anders, zum anderen wirbeln Cordelia und Rebecca ihr Weltbild durcheinander. Interessant ist, dass die Autorin dabei sehr realistisch bleibt und es vermeidet in dem ganzen Netz aus Beziehungen melodramatisch oder kitschig zu werden.

Selbst als Rebecca über das Verschwinden ihrer Tochter fast zerbricht, entwickelt sich die Geschichte anders als vermutet – und enthüllt Facetten, die man niemals vermuten würde. Viel davon wird auch von den Charakteren getragen, die nicht nur auf wenige Eigenschaften reduziert sind, sondern auch immer wieder neue Seiten ihres Wesens zeigen.

Alles in allem gelingt es Megan Kelly Hall Altvertrautes mit neuen Ideen zu vermischen und eine Geschichte zu erzählen, die nahe am Glaubwürdigen bleibt, auch wenn vielleicht ein Hauch Magie mit im Spiel ist. Das merkt man auch am Ende, das weit davon entfernt ist, alles wieder gut zu machen.

 

„Sisters of Misery“ ist damit ein Dark-Fantasy-Roman, der einmal etwas mehr als den üblichen romantischen und familiären Beziehungsclinch bietet, der heute in Mystery-Romanen gang und gebe ist. Der Roman kann vor allem durch die unvorhersehbare Handlung und überraschend dichte Atmosphäre punkten.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024041915184298aaa9a9
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Sisters of Misery

Autorin: Megan Kelly Hall

broschiert, 397 Seiten

cbt, München erschienen Oktober 2010

Übersetzung aus dem Englischen von Anja Galic

Titelbildgestaltung von init

ISBN-10: 3570306208

ISBN-13: 978-3570306208

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 26.11.2010, zuletzt aktualisiert: 24.04.2023 15:40, 11300