Sixtinische Verschwörung (Autor: Philipp Vandenberg)
 
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Sixtinische Verschwörung von Philipp Vandenberg

Rezension von Christel Scheja

 

Nicht erst seit „Sakrileg“ steht der Vatikan im Interesse der Autoren von Thrillern oder Historienromanen. Bereits in den 80ger Jahren regte der überraschende Tod des Papstes Johannes Paul I. nach nur 34 Tagen Regierungszeit die Phantasie der Schriftsteller und Journalisten an. Schon damals gingen die wildesten Verschwörungstheorien durch die Presse und die seltsamsten Ideen kamen auf, je mehr sich die katholische Kirche der Öffentlichkeit verschloss. In diesem Geist ist auch „Sixtinische Verschwörung“ aus der Feder des bekannten Historienroman-Autors Philipp Vandenberg entstanden.

 

Bei der Besichtigung eines altehrwürdigen und noch in Benutzung eines Ordens befindlichen Klosters geht ein Besucher eigene Wege und trifft in einem abgeschienenen Innenhof einen alten Mönch im Rollstuhl, der ihm eine schier unglaubliche Geschichte erzählt, die mit dem Tod des Papstes Johannes Paul des Ersten zusammen zu hängen scheinen.

Einige Jahre zuvor war erst beschlossen worden, die Fresken an der Decke der Sixtinischen Kapelle in neuem Glanz erstrahlen und die Patina der Jahrhunderte entfernen zu lassen. Bei den Restaurationsarbeiten kommen überraschende Details zu Tage. Unter anderem eine rätselhafte Inschrift auf einer Schriftrolle zu Füßen des Propheten Jeremias.

Kardinal Jellinek, der Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, geht der Sache nach, denn sie lässt ihn keine Ruhe finden. Was hat Michelangelo, der weltberühmte Künstler damit sagen wollen?

Der Kardinal begibt sich tief in die geheimen Archive des Vatikans und beginnt Nachforschungen anzustellen. In alten Briefen findet er bald einen ersten Hinweis auf die Deutung der Inschrift. Doch sie machen alles immer noch rätselhafter. Warum „lügt“ der Evangelist Lukas? Welchem Irrglauben hat sich das ansonsten so gottesfürchtige Genie in den späten Jahren seines Lebens angeschlossen? Oder vielleicht schon in seiner Jugend?

Als Jellinek weiter forschen will, verschwinden plötzlich die Briefe und Hinweise, ein Selbstmord erschüttert den Vatikan. Doch eines scheint gewiss. Der so früh verstorbene Papst ist kurz vor seinem überraschenden Tod mit einer den Glauben erschütternden Wahrheit konfrontiert worden und jemand hat offensichtlich nicht gewollt, das er etwas dagegen unternimmt, denn damit wäre es unter Garantie an das Licht der Öffentlichkeit gekommen...

 

Anders als Dan Brown und Konsorten setzt Philipp Vandenberg nicht auf plakative Action und wüste Behauptungen. Sein Held ist selbst ein hoher Würdenträger der Kirche, tief in seinem eigenen Glauben gefangen. Die Suche nach der Lösung des von Michelangelo gestellten Rätsels stellt vor allem ihn und nicht die Öffentlichkeit auf eine harte Probe. Die Konflikte vollziehen sich im Stillen und schleichend für den Kardinal und seine Umgebung. Vandenberg gelingt es, eine glaubwürdige und nachvollziehbare Atmosphäre herzustellen und einen realistischen Charakter handeln zu lassen. Er macht keine unnötigen Umwege und beschränkt sich ganz auf das Wesentliche – das Buch ist mit knapp 250 Seiten um die Hälfte dünner als vergleichbare Werke.

Auch wenn Vandenberg den Roman klassisch abschließt, so bleibt man doch nachdenklich zurück, genau wie der Ich-Erzähler, der all dies stellvertretend für den Leser erfahren hat. Denn auch wenn alles nur Fiktion ist und sowieso Phantasie – könnte nicht doch ein Quentchen davon wahr sein?

 

„Sixtinische Verschwörung“ ist um Klassen intelligenter als „Sakrileg“ und Co. Durch das handliche Format und die kompakte Handlung kommt keine Langeweile auf, auch wenn der Autor weniger auf Action denn auf Interaktion und innere Monologe setzt. Vandenberg beweist damit auf jeden Fall, das Thriller auch ohne Schaueffekte durchaus unter die Haut gehen kann.

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024032814185394160263
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Sixtinische Verschwörung

Autor: Philipp Vandenberg

Broschiert - 253 Seiten

Bastei-Lübbe, erschienen September 2006

ISBN 3-404-11686-0

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 09.10.2006, zuletzt aktualisiert: 28.04.2022 15:14, 2875