... und alle recht unterschiedlich:
Dark Sun von Erich Herbst zu CD2 Song 13 - The rage of the Regris
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Zynisch ist diese Shortstory über die Berichterstattung eines nicht näher genannten Senders über eine Abwehrschlacht der Psychedelic Avengers in Dark Sun System gegen angreifende Decterianische Kugelraumschiffe. Der erste Pilot stirbt in dem Moment, in dem in sein Cockpit geschaltet wird, doch der elektronische Moderator sucht sich zielsicher den Hauptdarsteller in seiner Show.
Kurz, prägnant und detailreich setzt Erich Herbst den Track in Bilder um.
Die Tränen der Lyehsis von Pascal Gregory zu CD1 Song 5 The tears of the Lyehsis
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Die recht verworrene Geschichte erzählt von der Besatzung des Aufklärungs- und Sicherungskreuzers der Psychedelic Avengers, die eine gefährliche Erbschaft des Decterianischen Blutimperiums entdeckt. Der Stil versucht das Treibende und Stürmische des Tracks aufzunehmen, jedoch gelingt es dem Autor nicht, seiner Handlung und seinen Figuren Glaubwürdigkeit einzuhauchen. Zu sehr gewinnt man den Eindruck, es geht nur darum die Geschichte der Lyehsis in eine Rahmenhandlung zu pressen.
Spätestens bei dieser Geschichte bemerkt man die inhaltliche Nähe zur Heftroman Serie Perry Rhodan. Weite Teile der Hintergrundgeschichte des Konfliktes mit dem Blutimperium erinnern an Goedda, die Psychedelic Avengers ähneln stark den Rittern der Tiefe. Vielleicht gestaltet sich dadurch aber eine gedankliche Ausmalung der Musik wesentlich einfacher.
Wenn man sich aber das umfangreiche Glossar näher anschaut, entdeckt man doch auch sehr viele Themenkreise, die gar nichts mit PR zu tun haben und hoffen lassen, dass sich mehr Autoren finden, diese Aspekte zu verwenden, etwa den terranischen Stützpunkte der Psychedelic Avengers:
Lord-Wellingsworth-Street 17 ... im viktorianischen England des Jahres 1892.
Wie Timo berichtet, werden sie in der Woche des Veröffentlichungstermins VÖ (24.03.2006) Soundbeispiele online stellen und zwei, drei komplette Songs als mp3's, so das sich man sich als Leser der Storys auch selbst ein Bild machen kann. Ein Song, den es gleich zu Anfang als mp3 gibt, ist eben auch Tears of the Lyehsis.
Just feel the dark (There’s no love at all) von Claudia Hornung zu CD1 Song 7 - No Love - Anthrozis Su’ub’s lament
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Die Geschichte von Claudia Hornung beleuchtet etwas näher die Beziehung zwischen Anthrozis Su’ub, der Gnadenlosen Göttin, Anführerin der angreifenden Decterianischen Flotte und Sonnengott Jiun-Chaa, ihrem Gegenspieler. Wir erfahren anhand eines Gefangenen, wie es ist, in ihre Fänge zu geraten und ihre Liebe kennen zu lernen.
Die Autorin skizziert in eindringlichen, kurzen Szenen und stellt Anthrozis Su’ub faszinierend dunkel dar. Sicherlich keine überraschende Story, aber eindringlich.
Der Flug der Silver Moon. The story of Mantikaner Abhijeet von Gabriele Scharf zu CD2 Song 7 - The flight of the Silver Moon
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Die längste der ersten vier Kurzgeschichten ist auch die überzeugendste. Stilistisch und dramaturgisch rund, handelt sie von einer Begegnung gänzlich unterschiedlicher Völker, die dennoch beide vom Krieg mit dem Blutimperium betroffen sind.
Der Anspruch der Psychedelic Avengers, ethisch frei von Hass und Rache zu sein, wird hier anhand decterianischer Brut verdeutlicht. Das hat auch Einfluss auf Abhijeet, der Priesterin, die Visionen der Zukunft hat. Wir gewinnen mit ihr einen weiteren Blick in die Tragik dieses Krieges. Abhijeets Verlust, der sich auf der Station der Psychedelic Avengers wiederholt, verändert sie und trägt sie fort zu einem anderen Leben. Gabriele Scharf nimmt sich Zeit für ihre Protagonisten, fast wünscht man sich, dass ihre Psychologie noch fremdartiger ist.
Demonmother - NextGen von Wolfgang Oberleithner zu CD2 Song 12 - They have broken through on the 20th Moon of the Kaobigoo
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Wolfgang Oberleithners Geschichte bietet eine ganze Reihe interessanter Science Fiction Motive, die Jagd eines Aliens auf ein Menschen um ihn zu fressen, das Kennenlernen zwischen Gefangenen und Wärter, interkultureller Sex - aber vor allem im letzten Teil mit einen beängstigenden Blick auf die Kraft der Evolution. Dem Autor gelingt es, die Handlung glaubwürdig und fesselnd voranzutreiben, ohne dass er dem Leser wirklich dabei hilft, die Protagonisten zu verstehen, auch wenn er wechselnd ihr Innenleben beleuchtet. Diese untergründige Neutralität lässt den beklemmenden Schluss nur noch realistischer sein.
„Demonmother - NextGen“ ist eine Dystopie in elegantem Kleid, die deutlich mehr bietet, als es der sehr kurze zugrunde liegende Track zunächst vermuten lässt.
Hier spürt man recht deutlich, dass der Song nur Ausgangspunkt der Story ist, die sich deutlich darüber hinaus entwickelt. Dabei ist „They have broken through on the 20th Moon of the Kaobigoo“ (Q; Bibi Passion; Funk Star t~m°ssull°s) eine klanglich hervorstechende Nummer, da sie mit Gesang und Melodie aufwartet. Eine getragene Anklage, die an das „Mother Natures Bastard Child“ aus Marillions Grendel erinnert.
In Kombination sind Story und Song ein Highlight des Projekts. Der Stream ist demnächst auf der myspace.com Seite der Avengers erreichbar.
Fazit zu den Storys:
Die fünf Kurzgeschichten geben einen interessanten Einblick in die Hintergrundgeschichte zum Soundtrack und offenbaren einige Facetten, denen hoffentlich noch weitere folgen. Die Qualität der Texte ist unterschiedlich, bewegt sich aber genau dort, wo der SF-Leser Sense of Wonder und Exotik erwartet.