Interview mit Tom Sausen
 
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Interview mit Tom Sausen

Redakteur: Christian Endres

 

Fantasyguide: Hallo Tom. Magst Du uns als kleine Einstimmung ein bisschen etwas über Dich erzählen? Etwas autobiographisches, aber auch etwas über Deinen künstlerischen Werdegang und deine erste Berührung mit dem Medium Comic als Leser und ferner auch als Zeichner?

 

Tom Sausen: Ich bin 24 Jahre jung, studiere Logistik & E-Business und zeichne Comics. Erste Berührung mit dem Medium Comic war sicherlich irgendwann als Kind, habe dann als Jugendlicher auch noch Superhelden-Comics gesammelt, gezeichnet habe ich aber nie großartig – außer der Schulunterricht war langweilig. Im Sommer 2002 bekam ich das Angebot, für die Printversion des österreichischen Videospielemagazins Consol.AT einen Comicstrip zu zeichnen und die Kolumnen zu illustrieren. Diese Zusammenarbeit lief über sechs Monate und danach verabschiedete ich mich wieder aus der Szene. Erst 2004 beschäftigte ich mich wieder mit eigenen Comics und erfand schließlich Eika & Hannibal.

 

Fantasyguide: Seit gut einem halben Jahr kann man nun schon die Abenteuer von Eika & Hannibal online bestaunen und die Übersetzung der Strips ins Englische hat vor wenigen Tagen begonnen. Wie bist du überhaupt erst auf die Idee gekommen, diese Serie in ihrer jetzigen Form, mit diesen Helden und dieser Konstellation anzugehen?

 

Tom Sausen: War relativ einfach, meine Haustiere hießen damals Eika und Hannibal, ein Hund und ein Kater. Die beiden brachten mich dann eines Tages auf die Comicidee, was sich als Glücksgriff herausstellte.

 

Fantasyguide: Eika & Hannibal haben trotz der klassischen Kürze der Strips eine ziemlich stark ausgeprägte humoristische Komponente, und wenn Kater Hannibal mit dem Panzer auf Mäusejagd geht, dann ist es fast schon slapstickartiger Humor, den du deinen Lesern präsentierst. War es von vorne herein wichtig für Dich, den Leser mit den Strips zum Schmunzeln zu bringen und sein Humorempfinden zu kitzeln? Definiert sich ein klassischer, witziger oder gar satirischer Comic-Strip für Dich erst durch Humor? Es gäbe da ja einige berühmte Vorbilder in dieser Hinsicht – auch auf deutscher Ebene, doch denke ich im Moment natürlich in erster Linie an Garfield, die Peanuts und Co. ...

 

Tom Sausen: Meine Sachen sollten witzig sein, zumindest zum Schmunzeln anregen – Humor mit der Holzhammermethode kommt bei mir eher selten vor. Die Serie ist an sich eher ruhiger, die Charaktere hampeln nicht rum, trotzdem sind so skurrile Situationen wie die Panzerfahrt oder die Entführung durch Außerirdische möglich. Mir macht so was viel Spaß.

 

Fantasyguide: Eine ständig aktualisierte Website und ein seiteneigenes Forum lassen mich vermuten, dass es für Dich als Künstler recht wichtig ist, mit deinen Fans und Lesern in regen Kontakt und ständigem Austausch zu stehen. War das ein Grund für Dich, Eika und Hannibal zunächst Online zu publizieren?

 

Tom Sausen: Die Kurzfassung ist simpel: Online-Veröffentlichungen gehen am schnellsten. In Zeitungen kommt man nur, wenn man schon Material hat. Wäre es also eine Alternative monatelang Material anzuhäufen, um dann versuchen in Zeitungen unterzukommen? Denke nicht, die Zeit nutze ich lieber, um die Serie direkt am Publikum im Internet zu testen.

 

Fantasyguide: Bisher veröffentlichst du die Strips der beiden demnach auch vornehmlich über das Internet. Was hältst du generell von Online-Comics? Denkst du, dass sie, da ja mittlerweile alles auf der digitalen (Internet-)Schiene fährt, eines Tages eine ernsthafte Konkurrenz, ja vielleicht sogar eine echte Alternative zu gedruckten Comicheften und –büchern sein werden, wie wir sie nun seit gut vierzig Jahren kennen und lieben, oder wird die bunte Welt der Comicliteratur auch in Zukunft eine der wenigen Domänen sein, welche nicht von der hochgelobten New-Media-Welle erobert wird?

 

Tom Sausen: Online-Comics sind nicht neu und kein kurzweiliger Trend. In den USA gibt es Comiczeichner, die seit sieben Jahren ihre Onlinecomics machen und davon leben können. Die Onlinecomics ersetzen keine Bücher oder Hefte, das Leseverhalten ist unterschiedlich. Jeder Zeichner versucht, eine gedruckte Version seiner Werke zu realisieren und für die Fans ist es sicher attraktiver, einige Bücher im Regal zu haben, anstatt nur vor dem Rechner ein großes Archiv durchzuklicken.

 

Fantasyguide: Passend dazu kam vor Kurzem die Meldung, dass die Strips um Eika & Hannibal den Sprung von der Online-Bühne zwischen die Buchdeckel tätigen und bald in gedruckter Form erscheinen werden. Kannst du uns dazu schon Näheres verraten?

 

 

Tom Sausen: Leider kann ich über ein eventuelles Buchprojekt nicht wirklich viel sagen. Ob es beim jetzigen Partner realisiert wird, oder ich nach neuen Partnern suche. Es ist leider nicht so konkret, wie es noch vor einigen Wochen aussah. Falls ein Verlag aber Interesse an Eika & Hannibal haben sollte, kann er sich ja bei mir melden.

 

Fantasyguide: Nun sprechen wir die ganze Zeit schon von den verschiedenen Möglichkeiten der Veröffentlichung und lassen dabei das elementare völlig außer Acht: Du zeichnest die Strips, nehme ich an, von Hand, und colorierst sie offenkundig am Computer – pardon, ich meine natürlich am Mac. Wie lange brauchst du ungefähr für einen Strip, und wie teilst du dir die Arbeit ein?

 

Tom Sausen: Soll ich wirklich den Mythos zerstören? Ich zeichne Eika & Hannibal mittlerweile nicht mehr per Hand, die beiden entstehen seit einigen Monaten komplett am Mac. Die Zeit für einen Strip kann ich da auch nicht einteilen, fehlen noch Hintergründe, Posen und vor allen die Idee, kann es sehr lange dauern. Ist alles beisammen, dann kann es in 30 Minuten erledigt sein – leider ist das aber nicht die Regel.

 

Fantasyguide: Wie beurteilst du den deutschen Comicmarkt? Und was hältst du von Reihen wie den Klassiker Bibliotheken der BILD-Zeitung und der FAZ, die jüngst gestartet sind und ein eher zweigespaltenes Echo in den Fachkreisen hervorrufen?

 

Tom Sausen: Deutschland hat bezüglich Comic Strips Nachholbedarf. Es ist natürlich generell nicht leicht, als Neuling bekannter zu werden, aber in Deutschland scheint es da noch etwas schwieriger zu sein. In den USA gibt es für den Nachwuchs viel mehr Möglichkeiten. In Deutschland setzen die meisten Zeitungen auch nur auf die alten klassischen Comicstrips, statt auf deutsche Eigenproduktionen zu denken – die FAZ ist da u.a. eine Ausnahme.

 

Fantasyguide: Nun berufe ich mich indirekt noch einmal auf meine erste Frage: Was war das letzte Comic, das du gelesen hast, und welches Comic des sich dem Ende entgegen neigenden Jahres 2005 würdest du unseren Besuchern – abgesehen von Eika und Hannibal, versteht sich – empfehlen und zwecks einer Lektüre ans Herz legen?

 

Tom Sausen: The Complete Peanuts Collection 1955 to 1956 war mein letztes Comicbuch, kann ich auch generell allen Fans der Peanuts empfehlen. Wenn ich mich nicht irre, erscheint aber im nächsten Jahr eh eine deutsche Version der Sammlung. (Anm. Redaktion: Tom irrt nicht! Der Carlsen Verlag möchte die in USA bei Fantagraphics erschienene Gesamtausgabe ab dem Sommer 2006 veröffentlichen.)

 

Fantasyguide: Ich hoffe, dass ich dich damit nun nicht überfahre, aber ich dachte mir, dass es vielleicht ganz nett sein könnte, wenn ich dir passend zum November elf Namen aus der Comicbranche nenne, und du spontan sagst, was dir im ersten Moment durch den Kopf geht, wenn du den jeweiligen Namen hörst.

 

Charles M. Schulz:

Vorbild, beachtenswert wie sich die Serie entwickelt hat und dass dieser Mann es schaffte, 50 Jahre lang jeden Tag eine Folge zu zeichnen.

 

Stan Lee:

Erfinder von Spider-Man.

 

Jim Davis:

Hatte den Mumm, trotz Heathcliff eine weitere orange Comickatze einzuführen und war erfolgreich damit.

 

Albert Uderzo:

Hat mit dem neuen Album viele alte Fans verschreckt.

 

Carl Barks:

Donald Duck.

 

Frank Miller:

Machte aus Batman wieder eine ernste und düstere Comicfigur.

 

Neil Gaiman:

Schändlicherweise habe ich von ihm noch nichts gelesen.

 

Alan Moore:

Guter Autor.

 

Scott Adams:

Witzige Geschichten müssen nicht gut gezeichnet sein.

 

Joscha Sauer:

Schaffte den Sprung vom Internet zum gedruckten Buch in Deutschland.

 

Stephen King:

Hat der auch Comics gemacht?

 

Fantasyguide: Ein paar – aber vor allem wollte ich eigentlich nur aus Dir heraus kitzeln, was du von dem Hype um King hältst, da dieser letzte Woche einen Vertrag mit Marvel abgeschlossen hat. Davor hast du dich aber erfolgreich gedrückt ... Und damit nähern wir uns dann auch schon dem Ende dieses Interviews, und es bleibt der obligatorische, stets interessante Blick in die Zukunft: Was kann man in nächster Zeit noch von Dir erwarten? Was hast du in Planung, welches Ass im Ärmel? Und was wünschst Du Dir speziell für Eika & Hannibal?

 

Tom Sausen: Von mir erwarten? Vielleicht eine neue Comicserie im nächsten Jahr. Sonst versuche ich Eika & Hannibal weiter auszubauen und auch bei Zeitungen unterzukommen oder ein Buchprojekt zu realisieren. Allgemein wünsche ich mir, dass www.eikaundhannibal.de u. www.eikaandhannibal.com noch öfters besucht werden und dass mehr Fans sich im Forum registrieren und dort aktiv werden, da mir der Meinungsaustausch sehr wichtig ist.

 

Fantasyguide: Tom, ich danke Dir für Dein Interesse an fantasyguide.de und wünsche Dir und deinen beiden Helden alles Gute für die Zukunft!

 

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Tom Sausen und seine tierischen Helden


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Erstellt: 01.11.2005, zuletzt aktualisiert: 25.02.2015 23:54, 1481