Spielleiter-Handbuch
 
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Spielleiter-Handbuch

Rezension von Christoph Fischer

 

_Das Cthulhu Spielleiter-Handbuch baut auf dem parallel erschienenen Cthulhu Spieler-Handbuch auf. Das Spieler-Handbuch enthält die Charaktererschaffung und die Regeln, während das vorliegende Werk sich mit der Welt des Cthulhu-Mythos und dem erfolgreichen Leiten von Spielrunden an sich beschäftigt. Mit dieser Auflage ist Cthulhu also zweibändig. Der Grund für die Aufteilung liegt in der strikten Trennung zwischen Spieler und Spielleiter-Wissen. Dadurch ist es nun möglich, einem Spieler das Spieler-Handbuch mitzugeben, ohne Gefahr zu laufen, dass er Seiten sieht, die er nicht sehen sollte.

Neben dieser strukturellen Änderung wurde der Inhalt gegenüber der Vorauflage nahezu verdoppelt. Beide Bücher haben nun zusammen einen Gesamtumfang von 630 Seiten! Daher findet sich, mehr noch als im Spieler-Handbuch, im Cthulhu Spielleiter-Handbuch eine Menge neuer Texte und Abenteuer.

 

Wie bereits beim Spieler-Handbuch werden auch hier im „Vorwort“ die Änderungen gegenüber dem alten Regelwerk im Detail beschrieben. Im Einzelnen sind dies eine völlig neu gefasste Sektion mit den Spielleitertipps, einen neuen Abschnitt über die Möglichkeit, Cthulhu in anderen Settings als den 1920ern zu spielen und einen ebenfalls neuen Absatz über bisher erschienene Cthulhu-Publikationen. Aus dem Keeper’s Compain 1 von Chaosium wurden die Abschnitte über bekannte cthuloide Kulte, wichtige Fremdrassen und ausgewählte mysteriöse Orte übernommen. Das Kapitel über Referenzen zum Mythos wurde um Hinweise auf die Bedeutung cthuloider Namen in sumerischer und akkadischer Schrift erweitert. Desweiteren wurde ein „ewiger“ Kalender, der es ermöglicht herauszufinden, in welchem beliebigen Jahr der Soundsovielte welcher Wochentag war, als neue Spielhilfe hinzugefügt. Enthalten sind auch die kompletten Zeitlinien ab den 1890ern bis nunmehr ins Jahr 2003, die in der Vorauflage des Cthulhu-Regelwerkes nicht abgedruckt waren. Neu sind schließlich die Einleitungstexte bei den Kreaturenbeschreibungen, die abschließenden Todesreporte sowie die Bebilderung der Monstren. Darüber hinaus wurden die beiden schwächsten der vier Abenteuer aus dem alten Grundregelwerk herausgenommen („Der Wahnsinnige“ und „Der Spuk“) und dafür drei neue Abenteuer eingefügt („Kerkerwelten“, Nachts im Schwarzwald“ und der „Gaukler von Jusa“).

 

Das erste Kapitel „Der Spielleiter“ gibt eine kurze Einführung in Lovecrafts Werk und listet zehn Empfehlungen für Cthulhu-Spielleiter auf, um eine schicksalhafte, gruselige und spannungsgeladene Atmosphäre zu erzeugen und aufrecht zu erhalten. In diesem Zusammenhang werden auch die wichtigsten Aufgaben eines Spielleiters, und wie man sie bewältigt, kurz beschrieben.

Im folgenden Kapitel erfährt der Leser alles über Cthulhu-„Kampagnen“. Dazu werden mögliche Hintergründe gelistet, beschrieben, wie man den Mythos effektvoll verwendet, eigene Kulte am besten erschafft und im Spiel wirkungsvoll einsetzt.

Wenn die Kampagnen den Meta-Plot, d.h. den übergeordneten Handlungsablauf über mehrere Rollenspielsitzungen darstellen, dann sind die einzelnen Abenteuer die Sub-Plots, welche an einem Abend durchgespielt werden. Das Kapitel „Abenteuer“ erläutert das Erstellen einzelner Abenteuer, welche Typen es gibt (Action-, Adventure-, Monster-, Mystery- und Psycho-Thriller) und wie diese erfolgreich geleitet werden.

Die Kapitel „Atmosphäre“ und „Action“ zergliedern die einzelnen Abenteuer weiter in Szenen und geben Hilfestellungen, um spannend und atmosphärisch das Spielgeschehen darzustellen bzw. Kämpfe und Verfolgungsjagden dramatisch zu gestalten.

Da die „Regeln“ größtenteils bereits im Cthulhu Spieler-Handbuch eingeführt wurden, gibt der anschließende Abschnitt nur noch Ratschläge, wie und wo man sie einsetzt und wann man als Spielleiter lieber mal ein Auge zudrücken sollte.

Da sie zu jedem Rollenspiel dazugehören und auch sonst als „selbstverständlich“ betrachtet werden, geht das Kapitel „Nichtspielercharaktere“ nur der Vollständigkeit wegen äußerst kurz auf diese ein. Auf gerade mal zwei Seiten wird im Wesentlichen klargestellt, dass auch Nichtspielercharaktere ein Privatleben und Hintergründe besitzen, aus denen man eventuell ein Abenteuer entwickeln kann.

Elementarer Bestandteil jedes Rollenspiels sind neben Würfeln, Regeln und einem Spielleiter die Spieler selbst. Im Kapitel „Spieler“ wird deshalb kurz beschrieben, welche Spieler-Typen es grundsätzlich gibt und wie man diese glücklich macht. Immerhin soll Rollenspiel Spaß machen und sich jeder auf den Fortgang der Geschichte freuen.

Seit 1986 gibt es Cthulhu auf Deutsch, damals erschienen unter dem Titel „Auf Cthulhus Spur“. Fast alle der älteren Publikationen sind heute vergriffen. Jeder, den es schon immer interessierte, was es alles zu Cthulhu gab und gibt, findet auf den folgenden vier Seiten eine „Komplettübersicht deutscher Cthulhu-Publikationen“ (Stand: Oktober 2003) aus allen Verlagen samt Anforderungsprofil an Spieler und Spielleiter.

Die folgenden Kapitel enthalten den Inhalt, weswegen Cthulhu letztendlich auf zwei Bücher aufgeteilt wurde: Auf den restlichen 330 Seiten dreht sich alles um den „Cthulhu-Mythos“, das „Necronomicon“, „Die Kreaturen des Mythos“, „Die Gottheiten des Mythos“, „Tiere und Monster“, „Ausserirdische Technologie“, „Die Magie des Mythos“ (Bücher über Magie), „Zauberei“ (Regeln) und „Ein Grimoire des Mythos“ (Auflistung der einzelnen Zauber). Hier findet sich auch das Kapitel „In Rerum Supernatura“, welches an einen Essay (wissenschaftliche Auseinandersetzung) mit den Wörtern und Namen des Mythos, sowie des berühmten Zweiteilers „Das ist nicht tot, was ewig liegt, bis dass die Zeit den Tod besiegt.“, erinnert.

Eher dazwischengerutscht erscheint das Kapitel über „Howard Phillips Lovecraft“ selbst, in dem der ursprüngliche Autor hinter dem Cthulhu-Mythos vorgestellt wird.

Das Kapitel „Spielhilfen“ enthält eine ausführliche Beschreibung samt Karte von der Stadt Arkham in Massachusetts, „Örtlichkeiten und Ereignisse in der Welt Lovecroft“, den bereits angesprochenen „Ewigen Kalender“, sowie drei Zeitlinien, welche „Okkulte, kriminelle und futuristische Ereignisse“, „Wichtige Ereignisse und Kuriositäten“ und „Katastrophen, von Menschen geschaffen, wie auch natürlicher Art“ jeweils von 1890 bis 2003 auflisten. Den Abschluss der Spielhilfen bilden „Persönlichkeiten aus Lovecrofts Geschichten“. Die Beschreibungen der Personen umfassen jeweils ein Zitat, aus dem auch ersichtlich ist, in welchem Roman die entsprechende Person auftauchte, eine kurze Charakterisierung und rollenspieltechnische Hinweise.

Den Abschluss des Cthulhu Spielleiter-Handbuchs bilden die ebenfalls bereits angesprochenen fünf Szenarien zum Nachspielen. Diese Abenteuer sind alle fertig spielbereit und können meist an einem Abend abgeschlossen werden.

 

Das Layout des Cthulhu Spielleiter-Handbuchs entspricht dem des Cthulhu Spieler-Handbuch und ist ganz im Stil der vorherigen Auflage gehalten. Die Seiten wurden alt aussehendem Papier nachempfunden und die Ränder wirken wie angesengt. In Verbindung mit den durchweg schwarz-weißen Zeichnungen, Verschmierungen und weiteren Brandflecken innerhalb der Seiten vermittelt das Handbuch auch optisch das düstere, unheimliche Flair von Cthulhu. Darüber hinaus werden viele Abschnitte durch Fotos vom Anfang des 20. Jahrhunderts aufgelockert.

Zum leichteren Wiederauffinden einer bestimmten Seite ist das Cthulhu Spielleiter-Handbuch mit einem praktischen Lesezeichen versehen. Gebunden ist das Ganze in ein stabiles Hardcover.

 

Die Aufteilung auf die beiden Bücher ist im Hinblick auf das Wahren der Geheimnise vor den Spielern wirklich sehr sinnvoll. Jeder Spielleiter kann nun guten Gewissens das Cthulhu Spieler-Handbuch seinen Spielern zum Vorbereiten oder einfach zum Nachlesen in die Hand drücken, ohne Angst haben zu müssen, dass sie „aus Versehen“ auf Seiten stoßen, die sie nicht sehen sollten. Dies hat aber zur Folge, dass man als Spielleiter beide Bücher zum Spielen braucht.

 

Gerade die Kapitel, wie man Kampagnen/Abenteuer entwickelt und leitet, sowie atmosphärisch und spannend die Geschehnisse und das Umfeld beschreibt, sind auch für nicht Cthulhu-Spielleiter sehr interessant und lesenswert. Dieser Abschnitt stellt eine der besten Hilfestellungen für beginnende Spielleiter dar, die ich bis jetzt in einem Regelwerk gesehen habe.

 

Besonders gut hat mir das Essay „In Rerum Supernatura“ gefallen. In diesem an wissenschaftliche Arbeiten erinnernden Kapitel werden Wörter und Namen des Mythos nicht nur erklärt, sondern auch versucht, ihre Herkunft zu deuten. Teilweise sind die Wörter samt entsprechender Schrift in Arabisch, Griechisch, Ägyptisch oder Summerisch dargestellt. Die eingescannten Schriftzüge können beispielsweise in Handouts für die Spieler verwendet werden. Frei nach dem Motto, die Lösung bzw. das Problem selbst stand die ganze Zeit direkt vor ihrer Nase, man hat es nur nicht verstanden, die Zeichen richtig zu deuten …

 

Fazit:

_Das Cthulhu Spielleiter-Handbuch kann man, eher noch als das Spieler-Handbuch, eigenständig als interessante Lektüre zu Cthulhu betrachten, quasi als ein Blick hinter die Kulissen, da sehr viele Hintergrundinformationen ausführlich dargestellt werden. Zum Spiel benötigt der Spielleiter aber beide Cthulhu-Handbücher. Der Preis für die zwei Bücher zusammen ist aber wegen des reichlichen Inhalts angemessen.

Die teilweise ausufernden Beschreibungen und Erklärungen, die noch im Cthulhu Spieler-Handbuch streckenweise als zuviel des Guten erschienen, sind im Spielleiter-Handbuch zu begrüßen. Wirklich alles, was man zum Darstellen einer spannenden, gruseligen und mysteriösen Welt von Cthulhu braucht wird hier aufgelistet, beschrieben und erklärt.

Deswegen möchte ich behaupten, dass beide Bücher zusammen, und nur zusammen, das beste Cthulhu-Regelwerk darstellen, was es bis jetzt auf Deutsch gab.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404250658493d329b76
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Spielleiter-Handbuch

Konzeption der deutschen Ausgabe: Frank Heller, Marcus Johanus

Art: Grundregelwerk

Hardcover – 400 Seiten – Pegasus Spiele GmbH

Erscheinungsdatum: Januar 2004

ISBN: 3-930635-95-X

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 17.07.2005, zuletzt aktualisiert: 20.02.2015 10:05, 663