StirnhirnhinterZimmer (Autoren: Christian von Aster, Markolf Hoffmann und Boris Koch)
 
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StirnhirnhinterZimmer von Christian von Aster, Markolf Hoffmann und Boris Koch

Rezension von Bine Endruteit

 

 

Einmal im Monat laden Boris Koch, Christian von Aster und Markolf Hoffmann in der Z-Bar in Berlin zu einer Lesung ein. Dort befindet sich, ganz hinten und als kleines Kino getarnt, das „StirnhirnhinterZimmer“. Die drei Fantasy-Autoren lesen dort Kurzgeschichten vor, die sie zu einem vorgegebenen Thema extra für den jeweiligen Abend verfasst haben. Nun kann man einige dieser Erzählungen auch käuflich erwerben. Wer das Vergnügen hatte, diese live vorgelesen zu bekommen, wird wahrscheinlich noch ein wenig mehr Freude an ihnen haben und der Neuling und Nicht-Kenner wird mit bizarren, lustigen, absurden und unterhaltsamen Geschichten überrascht.

 

Boris Koch hat bereits Romane wie „Feuer im Blut“ und „Der Schattenlehrling“ veröffentlicht, Christian von Aster dürfte Insidern besonders durch seine Vampir-Anthologie „Liber Vampirorum“ und „10 kleine Grufties“ bekannt sein und von Markolf Hoffmann ist erst im August der letzten Band seiner erfolgreichen Fantasyreihe „Das Zeitalter der Wandlung“ erschienen. Diese drei haben hier allerdings Texte veröffentlicht, die sich zum Teil sehr von den genannten Publikationen unterscheiden.

 

Christian von Aster beispielsweise bringt uns „Ursprung, Bedeutung & Geschichte“ des Stirnhirnhinterzimmers nahe. Hier erfahren wir, dass dieses sich bei vielen berühmten Persönlichkeiten im „Hinterstübchen“ befand und/oder befindet. Er erzählt uns, was die Füße eines Heiligen für Verwirrung stiften können, was der Weihnachtsmann damit zu tun hat, dass die Trolle so böse wurden, wie Schnecken und Menschen es nett miteinander haben können und das Clowns zwar bei vielen Menschen nicht gerade beliebt sind, aber nicht immer die Bösen sein müssen.

 

Markolf Hoffman zeigt uns, was aus Berlin werden könnte, wenn all seine Berühmtheiten als lebende Tote zurückkehren würden oder was winzig kleine Nashörner der Hauptstadt für Aufregung bescheren könnten. Von ihm erfahren wir auch, dass der Klu-Klux-Klan nicht unwesentlich an der Entstehung des Beatles-Hits „Lucy in the sky with diamants“ beteiligt war. Sein Pfefferkuchenmann ist erfüllt von Liebe und Sehnsucht und tritt deswegen in den Kampf gegen einen gefürchteten Zauberer und Weihnachten kann bei Hoffmann mit einem gefesselten Vati auch ganz unbesinnlich sein.

 

Boris Koch letztendlich entführt seine Leser in eine Welt, in der Einhörner einen gefährlichen Herpes übertragen und er erzählt uns, wie es dazu kam, dass sprechende Pinguine in roten Capes die Weltherrschaft übernommen haben. Sein Troll riecht nach der weiten Welt, die entdeckt werden will bei ihm versteckt sich im dunklen Keller vielleicht wirklich eine Welt der Toten. Außerdem weiß er, wie es wirklich dazu kam, dass Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben wurden und zu guter letzt enthüllt er uns sogar, wie er an seine Ideen kommt und wie seine Muse den Tag verbringt.

 

Die Erzählungen dieser drei Autoren überzeugen vor allen Dingen durch Witz. Es gibt auch gruselige Geschichten oder solche, die zum Nachdenken anregen, der Humor, auch der versteckte, überwiegt hier aber bei weitem. Von Asters Geschichten fallen außerdem durch seine meisterliche Art auf, wie er die deutsche Sprache einsetzt. Nahezu jede seiner Erzählungen hat er in ihrem Ausdruck genau an die entsprechende Begebenheit angepasst. Ein Highlight des Bandes ist sicher Markolf Hoffmanns Kurzgeschichte „Bittermandel oder: Des Pfefferkuchenmannes Beichte“. Man leidet förmlich mit diesem kleinen Kerl aus Mehl und anderen Zutaten, auch wenn man immer wieder schmunzeln muss, wenn er sich in schwülstigen Liebeserklärungen ergeht. Boris Koch weiß einige gesunde Portionen von Absurdität in seine Erzählungen einzubringen, die in ihrer Gesamtheit gesehen trotzdem immer eine stimmige Geschichte ergeben.

 

Insgesamt ist das „StirnhirnhinterZimmer“ nicht nur den Besuchern der Lesung sehr zu empfehlen, sondern auch, oder gerade, den Lesern, die diese verpasst haben oder durch einen unglücklichen Zufall nicht in Berlin wohnen und diese deswegen nicht besuchen können und konnten. Mehr Informationen zur Veranstaltung bekommt man übrigens unter www.stirnhirnhinterzimmer.de.

 

Wer Fantasy-Kurzgeschichten mit Humor mag, wird dieses Buch lieben.

 

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StirnhirnhinterZimmer

Autoren: Christian von Aster, Markolf Hoffmann und Boris Koch

Medusenblut, August 2007

Taschenbuch, 127 Seiten

 

ISBN-10: 3935901135

ISBN-13: 978-3935901130

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 05.11.2007, zuletzt aktualisiert: 27.02.2024 15:55, 5219