Terminator Resistance: Annihilation Line
Rezension von Cronn
Aus den Ruinen höre ich die Kinderstimme. Sie ruft um Hilfe. Ich bin auf einer heimlichen Erkundungsmission zwischen mitternächtlichen Gebäuderesten, die einst Bakersfield waren. In den Eisengittern, die oben aus den Ruinen herausragen, hängen Stahlbetonreste wie Misteln in winterkahlen Bäumen. Ich nähere mich dem eingefallenen Haus, eine ehemalige Einkaufsladen mitsamt Tresten. Eine Kerze steht dort, sie brennt. Sind hier noch Überlebende des Judgement Days?
»Mister, bitte helfen Sie mir!«
Ich drehe den Kopf in die Richtung und sehe den schwarz dräuenden Schlund des Kellerabgangs. Soll ich wirklich dort hinuntersteigen? Nur für eine Sekunde habe ich Zweifel, dann überwiegt mein Heldentum. Selbstverständlich, dass ich das kleine Mädchen rette!
Dennoch bin ich vorsichtig. Zu oft wurde ich von Laserfallen überrascht, den Überlebende aufgestellt hatten, um sich vor Infiltratoren zu schützen. Ich mache Schritt um Schritt die Stufen hinab. Meine Tritte hallen dumpf von den Wänden zurück.
Als ich unten ankomme, höre ich Wasser von irgendwoher durch den Beton tropfen. Ein langer Gang führt auf eine Tür zu.
»Bitte helfen Sie mir!«
Ich packe mein Plasmagewehr und nähere mich der Tür. Sie ist von einem Holzbalken verschlossen. Ich hebele ihn mit der Gewehrmündung nach oben aus. Polternd fällt er zu Boden.
Plötzlich fliegt mir die Doppeltür nahezu ins Gesicht und ein Terminator der Modellreihe 600 schreitet mir entgegen. Eine Gummimaske überzieht sein Gesicht, so dass er wie Michael Meyers aussieht. Aus seinem Stimmenimitator tönt »Mister, bitte helfen Sie mir!«. Dann beginnt er mit seinem Maschinengewehr zu feuern.
Ich werfe mich nach hinten, renne wie der Teufel in Richtung Treppe. Links und rechts von mir spritzt Beton weg, wo die Geschosse der Gatling-Gun einschlagen. Dann springe ich die Stufen empor. Auf dem Absatz drehe ich mich um, werfe zwei Pipe-Bomben nach unten und hoffe, dass sie den Terminator erwischen. Sofort sprinte ich weiter nach oben.
Als ich auf Bodenniveau ankomme, höre ich die Explosionen und eine Druckwelle erreicht mit vom Kellerabgang. Staub und Kleinteile überziehen meinen Overall. Ich muss husten und ärgere mich über mich selbst. Wie konnte ich nur so naiv sein, verflucht! Ich weiß doch, dass die T-600-Reihe versucht mit dem Nachahmen von Stimmen uns auszutricksen.
Vorsichtig gehe ich zurück zum Kellerabgang, gehe ein paar Stufen hinab und lausche. Noch immer höre ich »Mister, bitte helfen Sie mir!«. Einen Schritt noch, dann sehe ich die Killermaschine. Sie liegt auf dem Rücken, blaue Blitze zucken über ihr Metallskelett, während aus ihrem Inneren die Worte erklingen: »Mister, bitte helfen Sie mir!«
Ich trete heran, zücke die Schrotflinte und drücke ab.
Annihilation Line ist ein DLC zum von Fans gefeierten Game Terminator Resistance aus dem Jahr 2019. Er wurde entwickelt vom polnischen Entwicklerstudio Teyon, das in Krakau beheimatet ist und inzwischen auch in Japan einen weiteren Sitz hat.
»Terminator Resistance« war ein Überraschungscoup der Polen und erfreut sich bis heute einer wachsenden Fangemeinde, da das Spiel das Franchise im Kern sehr gut erfasst hat und auch das Gameplay passte. Kann das der DLC nach über zwei Jahren wiederholen?
Herausgegeben wird der DLC übrigens von Reef Entertainment.
Inhalt:
Der DLC spielt mitten in der Hauptkampagne von »Terminator Resistance«, aber man muss sie nicht exakt bis dahin spielen. Jederzeit kann der DLC vom Hauptmenü aus gestartet werden.
Man spielt wiederum Jacon Rivers, einen Soldaten der Resistance im Jahr 2029. Diesmal beginnt die Storyline allerdings mit der Kindheit von Jacob, der mit seinem Vater eine Zeitkapsel in der ehemaligen Schule ausgraben möchte.
Im Laufe der knapp fünfstündigen Kampagne kämpfen wir an der Seite von Keyle Reese, bekannt aus dem ersten Terminator-Film und versuchen hinter den feindlichen Linien Überlebende aus dem Gefängnis von Skynet zu befreien.
Schlussendlich erleben wir eine packende Action-Story, bei der sogar der Bogen zum »Terminator«-Film durchaus gelungen gespannt wird.
Gameplay:
Wie schon im Hauptprogramm auch, kämpfen wir uns durch die Ruinen von Städten in den USA und treten gegen verschiedenste Terminator-Modelle sowie andere Skynet-Feinde an. Dabei ist es uns überlassen, ob wir vermehrt schleichen oder wie Rambo ballernd hindurchstürmen.
Craften können wir ebenfalls wieder und ein rudimentäres Skill-System ist ebenfalls wieder vorhanden. Beides fügt sich harmonisch im Gameplay zusammen und ergibt einen wunderbaren Flow.
Auch die Beziehung zu unseren Squad-Mitgliedern wird vertieft. In Gesprächen erfahren wir mehr über die jeweiligen Personen und deren Motive. Dabei geht die Kommunikation nie über etwas klischeebeladene Themen hinaus, aber dennoch ist das ordentlich gelöst.
Im Kern bleiben die Kämpfe und das Erkunden der Ruinenlandschaft jedoch das Spannendste an »Terminator Resistance: Annihilation Line«. Es gibt mehrere Wege zum Ziel und auch Nebenmissionen. Dabei ist das Game aber keine Open-World und das ist auch gut so. »Terminator Resistance: Annihilation Line« ist eine Singleplayer-Erfahrung der klassischen Machart mit stringenter Storyline und der Möglichkeit der Erkundung als sekundärer Erfahrung, die aber viel Spaß macht.
Insgesamt wurde die Stimmung der Judgement-Day-Szenen aus den Filmen hervorragend eingefangen. Wenn man durch nächtliche Ruinen im Mondlicht streift, dabei auf die Überreste der Bewohner stößt und plötzlich das Geräusch der Terminatoren hört, ist die Atmosphäre zum Schneiden dicht.
Die Kämpfe selbst funktionieren gut, sind aber nicht sonderlich dynamisch. Meist reicht ein Deckungskampf aus, um die Terminatoren in die Knie zu zwingen. Schön ist, dass es alternative Routen durch Luftschächte gibt und man schleichend Geschütztürme hacken und dann für sich arbeiten lassen kann, so dass sie praktischerweise die Terminatoren bekämpfen. Lustig ist es, wenn sich zwei Geschütztürme gegenseitig beschießen und man entspannt zuschauen kann.
Fazit:
»Terminator Resistance: Annihilation Line« ist ein sehr guter DLC geworden, der von seiner Story her überzeugt. Die Kämpfe sind gut umgesetzt, das Crafting nicht übertrieben nervig und das Skill-System überschaubar. Die größte Stärke ist die Atmosphäre im Spiel. Hier passt einfach alles und so werden Fans der Filmreihe glücklich!
Absolute Kaufempfehlung!
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