Teufelszahl (Autor: Jörg Kastner)
 
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Teufelszahl von Jörg Kastner

Rezension von Christine Schlicht

 

Der im Vatikan agierende Jesuitenpater Sorelli wird in einer regnerischen Nacht von einem Anruf zu einem konspirativen Treffen bei einer kleinen alten Kirche gelockt. Zu spät erkennt er, dass dort nicht die erwartete Frau, sondern der Tod auf ihn wartet.

 

Jesuiten-Laienbruder Paul Kadrell, einst Zögling in Sorellis Waisenhaus, träumt von der Ermordung seines Ziehvaters und ist umso entsetzter, als man ihm mitteilt, dass es tatsächlich so gekommen ist. Er lässt in Österreich, wo der studierte Jurist am Mondsee selbst ein Waisenhaus leitet, alles stehen und liegen, als der Orden ihn nach Rom ruft. Dort erfährt er von einem schrecklichen Detail: Dem Toten wurde die Zahl des Tieres auf die Stirn gebrannt – 666. Und die Unterkunft Sorellis in der eigentlich abgeschotteten Ordensburg in Rom wurde von einem Unbekannten durchsucht.

 

Die Ermittlung seitens der Polizei führt Claudia Bianchi mit ihrem Kollegen Aldo Rossi, denen es gar nicht gefallen will, dass man ihnen seitens der Jesuitenführung Paul Kadrell als Helfer aufdrängt. Besonders Rossi ist daher begeistert, als ein weiterer Mord geschieht und er Paul dabei quasi auf frischer Tat zu ertappen scheint.

 

Kadrell war in der Nacht einem anderen Pater aus seiner Zeit im Waisenhaus begegnet, der ihn scheinbar geistig verwirrt um ein Treffen in den Ruinen des abgebrannten Waisenhaus bat. Doch Paul traf zu spät dort ein, ein im Gesicht völlig verunstalteter Mann hatte Pater Anfuso bereits erstochen und ebenfalls mit der Teufelszahl entstellt. Anfuso kann Paul nur noch die Worte „Petrus ist...“ zuflüstern, bevor er seinen Verletzungen erliegt, dann wird Paul niedergeschlagen. Des Mordes verdächtigt, muss Paul danach Rossis Verhör ertragen, aber es finden sich Beweise für seine Aussage über die beiden Männer am Tatort.

 

Dennoch tappen sie im Dunkeln, auch Sorellis Aufgaben im Vatikan führen nicht weiter. Der Jesuit war für die Ausgrabungen unter dem Petersdom und die Bewahrung der Gebeine der Heiligen zuständig. Erst als eine Frau nahe des Vatikans tot, wenn auch nicht ermordet, aufgefunden wird, die ebenfalls die Zahl auf der Stirn eingebrannt bekommen hat, wird die Spur heißer. Die Tochter der Frau wird vermisst, die Eltern der Frau, bei denen ein Manuskript über die Katakomben unter dem Dom liegt an dem die Tote gearbeitet hat, melden sich nicht mehr.

 

Birgt das geheimnisvolle Manuskript die Lösung des Rätsels? Was meinte Anfuso mit „Petrus ist...“? Die Kommissarin muss erfahren, dass ihre eigene Familie in die Sache verstrickt ist und auch Paul Kadrell erfährt etwas, das sein Weltbild ins Wanken bringt – das Sorelli ihm näher stand, als er jemals geahnt hätte.

 

 

 

 

Und noch ein Vatikan-Thriller um die Machenschaften und Verstrickungen der Kirche, ihrer Akteure und Gruppierungen. Was also hebt diesen Roman von anderen ab, das er unbedingt gelesen werden muss?

 

In erster Linie die Tatsache, dass man das Gefühl hat, der Autor kennt all das, worüber er schreibt, sehr genau. Der Rechercheaufwand der für dieses Werk betrieben wurde, war ganz offensichtlich enorm. Die Schauplätze sind sehr lebendig beschrieben, so dass man sich gut in die Situationen hinein versetzen kann und auch, wenn man Rom nicht kennt, ein Gefühl für die dort vorherrschenden Stimmungen bekommt. Auch die Handlung am sich bekommt durch die kenntnisreiche Stadtführung eine Menge Tempo, ohne allzu belehrend zu wirken.

 

Leider bleiben die Protagonisten vor diesem lebendigen Hintergrund etwas zweidimensional und archetypisch. Da hätte man sich mehr gewünscht. So wirken auch die „klassischen“ italienischen Namen etwas albern. Ein Blick ins römische Telefonbuch hätte etwas klangvollere Namen für die Polizisten hervorgebracht. Und die ganzen Kirchenleute kommen allesamt nicht besonders gut weg. Ob man nun Christ ist oder nicht, das kommt einem dann doch etwas überspitzt vor.

 

Ein kurzweiliger, schnell und ohne Bremsen durchgehend zu lesender, geradliniger Thriller für die Spannung zwischendurch und für den Nervenkitzel im Urlaub.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240328190120afd7ac83
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Teufelszahl

Autor: Jörg Kastner

Broschiert: 464 Seiten

Verlag: Droemer/Knaur (April 2008)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3426636379

ISBN-13: 978-3426636374

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 12.06.2008, zuletzt aktualisiert: 02.12.2021 18:51, 6688