Filmkritik von Cronn
Es gibt Filme, die werden lange im Vorfeld mit Vorschusslorbeeren überhäuft und enttäuschen dann, sobald sie auf dem Heimvideo-Markt erscheinen. Und dann gibt es noch Streifen, die quasi aus dem Nichts kommen und wie ein Hammer zuschlagen – unerwartet und brutal gut. The Autopsy of Jane Doe gehört glücklicherweise zur letzteren Sorte.
Es ist wichtig, dass man bei der ersten Sichtung des Films möglichst wenig darüber weiß, von daher soll die nachfolgende Rezension behutsam mit den handlungsrelevanten Informationen umgehen.
Doch ein paar wichtige Details müssen geklärt werden, daher erfolgt nun die Information des Publishers Universum Film GmbH zum Inhalt:
Verlagsinfo:
Die Pathologen Tommy (Brian Cox) und sein Sohn Austin (Emile Hirsch) sollen bis zum Morgengrauen die Todesursache einer unbekannten jungen Frau klären, die unter geheimnisvollen Umständen ums Leben gekommen ist. Für Vater und Sohn bedeutet das eine ungewollte Nachtschicht – und zwar die schlimmste ihres Lebens. Denn Jane Doe, wie man nicht identifizierte weibliche Personen nennt, gibt ihnen viele Rätsel auf. Äußerlich weist die Leiche keine Verletzungen auf, im Inneren jedoch wartet ein grausiger Fund nach dem anderen auf die beiden. Plötzlich geschehen Dinge, die sich nicht rational erklären lassen. Und schon bald müssen Tommy und Austin feststellen, dass die Tote viel lebendiger ist, als sie angenommen hatten …
Kritik:
Gottlob habe ich die Lobgesänge auf »The Autopsy of Jane Doe« nicht vorher gelesen, möglicherweise wäre ich voreingenommen gewesen. Doch auf diese Weise konnte ich den Film sichten, ohne große Erwartungen zu haben. Und das war gut so.
Am besten hören Sie nun auf zu lesen und schauen sich »The Autopsy of Jane Doe« an. Es ist eine kleine Perle des körperbetonten Horrorfilms, in den sich metaphysische Elemente mischen. So, das sollte reichen.
Was denn? Sie lesen ja immer noch weiter. Na gut, aber auf eigene Gefahr, denn die Faszination von »The Autopsy of Jane Doe« ist es ja, möglichst wenig darüber zu wissen.
Der Film ist eine Art Detektivstory mit Mystery-Anleihen, die anfangs nur gering erscheinen, gegen Ende aber Überhand nehmen. Es ist beeindruckend zu sehen, wie eine wunderschöne Leiche mehr und mehr grauenhaft zu wirken imstande ist. Dafür gebührt dem Regisseur bereits ein Horror-Oscar.
Mit wenigen Sets wirkt »The Autopsy of Jane Doe« fast schon kammerspielartig. Die Beschränkung auf wenige Schauspieler und Räumlichkeiten tut dem Film aber sehr gut. Dies macht ihn umso intensiver und auch die knappe Zeitdauer von 86 Minuten ist vollkommen richtig gewählt. Manchmal ist weniger eben mehr und Geschwätzigkeit und Längen machen Filme häufig kaputt.
Die Schauspieler agieren auf hohem Niveau, sowohl Emile Hirsch als auch Brian Cox liefern überzeugende Darstellungen ab. Ein großes Lob geht hierbei speziell an Olwen Catherine Kelly, die als Leiche Jane Doe unglaublich gruselig wirkt. Kamera und Licht arbeiten Hand in Hand und auch der Score kann vollauf überzeugen.
Fazit:
»The Autopsy of Jane Doe« ist ein bravourös inszenierter und überraschend kompakter Horrorfilm, der mit Ekeleffekten erstaunlicherweise sehr behutsam umgeht (was angesichts der Autopsie-Thematik nicht zu erwarten wäre) und damit eine kleine Perle im zeitgenössischen Horrorfilmgenre darstellt. Chapeau!
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